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Ana Dimke (ad), Ulrike Haussen (uh), Angela Koehler (ak), Peter Dimke (pd)

Anschauungsunterricht fuer beide Seiten ... Bahamón, Alejandro / (Hrsg.)
ein moegliches Fundament im Kopf ... Philipp, Klaus Jan
Welcher Bautypus? ... Seidl, Ernst / Hrsg.

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Anschauungsunterricht fuer beide Seiten ... November 2006 / pd /

Der Einsatz vorgefertigter Teile in der Architektur ist heute (fast schon) eine Selbstverstaendlichkeit. Verkuerzte Bauzeiten, verringerte Kosten, einfache Montage, ein groeßeres Maß an Flexibilitaet und Variabilitaet - die oekonomischen Vorteile des Einsatzes von vorgefertigten Bauteilen liegen auf der Hand. Schon die Pioniere der modernen Architektur - Wright und Fuller, Wachsmann und Gropius - waren fasziniert von den Moeglichkeiten der Praefabrikation und experimentierten mit standardisierten Elementen und Modulen. Doch allein mit dem Griff in den uniformen Fertigteilbaukasten haben sich der aesthetische Anspruch und das berufliche Selbstverstaendnis der Architekten nie begnuegt.

Dieser erste Teil des Klappentextes koennte mit leichter Verschiebung der Parameter im Hinblick auf die bildende Kunst geschrieben sein. Natuerlich geht es dort letztlich um andere Aspekte und Ideologien aber die Arbeitsansaetze und Verfertigungsstrategien lassen sich von hier nach da uebertragen – ggf. auch zurueck. Unter diesem Blickwinkel ist der Anschauungsunterricht fuer beide Seiten nuetzlich und sogar sprach- bzw. formbildend:

„Die Erschließung erfolgt im Osten fast spielerisch ueber drei sehr unterschiedliche Treppentypen: Eine betonierte Freitreppe fuehrt ins Haus, gefolgt von einer offenen Einholmtreppe entlang der Glasfassade in das Obergeschoss. Zuletzt leitet eine Art begehbarer Außenskulptur auf die Dachterrasse.“ Haus G., Architekt Hans Gangoly, Graz, 1998

Bahamón, Alejandro /Hrsg.
Bauen mit System
Architektur mit Fertigteilen
Schlagworte: Fertigbau, Bildband
Stuttgart : Kohlhammer, 2002
181 S. : ueberw. farbig ill. € 40
ISBN: 3-17-017564-5

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ein moegliches Fundament im Kopf ... Oktober 2006 / pd /

Dieses Buch der Architektur kann als ein moegliches Fundament im Kopf des zeitgenoessischen Bauherren betrachtet werden. Und das, moeglichst bevor mit den praktischen Gedanken des Bauens der eigenen vier Waende begonnen wird; auch oder vor allem in bezug auf eigene Bauvorhaben, die aus der Bildenden Kunst heraus gedacht und geplant werden sollen. Sei es unser aufwendiges Museum of Living Artists oder einfach das Ateliergebaeude, in dem Wohnen+Arbeiten zum selbst verfertigten Gesamtkunstwerk verbunden werden.

Auf den letzen Seiten des lexikalen Werkes hat man dann eine neue Sicht auf das Alte. Zum Beispiel, wenn der Denkmalschutz ein vorhandenes Gebaeude, das nicht nur alt, sondern auch baufällig ist, bestehen lassen will. Und, wie wir wissen, ist Bausubstanz doch nicht so schnell durch Abriss und Neubau zu ersetzen - insbesondere, wenn oekologisch und damit auch oekonomisch gedacht wird. Das nennt sich dann Anpassendes Bauen oder Bauen im Bestand, eine Baugestaltung, die im eigentlichen Sinne zwischen Architektur und bildender Kunst angesehen werden kann.

Alles ist gut gegliedert und faktenreich. Eine Geschichte der Baukunst zwischen Architekturtheorie und Bauaufgabe, ein Nachschlagen mit Zugriff auf zehn strukturierenden Themeneinheiten: Zentren – Staedtebau – Bauaufgaben – Bauformen – Baugestaltung – Bautechnik – Architekt und Bauwerk – Architekturtheorie – Architekturdarstellung – Wirkungsgeschichte. Das hilft auch dem bildenden Kuenstler, in der Tat.

Philipp, Klaus Jan
Das Reclam Buch der Architektur
Reclam jun., Stuttgart. 2006
Geb. Format 16 x 24 cm 463 S. 359 Abb. € 39,90
ISBN 3-15-010543-9

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Welcher Bautypus? ... September 2006 / ad /

Um eine Uebersicht zu architektonischen Typfragen zu bekommen, erarbeiteten Studierenden in kunsthistorischen Seminaren von Ernst Seidl ein Nachschlagewerk. Das so entstandene Lexikon liefert von A bis Z eine Uebersicht von ca. 350 Bautypen. Angefangen von A: -Abort, Abtei, Abteikirche, Abtshaus, Agora, Akropolis, Altenheim, Amphitheater, Aquaedukt, Arbeiterklub, Architektenhaus, Arena, Armenhaus, Arsenal, Atomkraftwerk, Atrium, Aula, Aussegnungshalle, Aussichtsturm, Ausstellungsbau, Autobahnkirche, ueber B: – Backhaus, Bad, Badia, Bahnhof, Bahnwaerterhaus, Ballhaus, Bank.... bis zu Z: – Zeche, Zelt, Zenotaph, Zentralbau, Zeughaus, Zikkurat, Zirkus, Zisterne, Zisterzienserkirche, Zitadelle, Zollhaus, Zoo, Zuchthaus, Zugbruecke, Zunfthaus, Zwinger. Bei der Auswahl der Begriffe ließ man sich von „Bauaufgaben“ leiten, also von Funktionen, die sich in architektonischen Formen niederschlagen und dann typisieren lassen. Die dabei entstehenden definitorischen und konzeptionellen Fragen wie:„Welcher Bautypus etwa ist ein funktionaler, welcher ein formaler und welcher ist nur sprachliche Konvention? Gibt es also aus dieser methodischen Perspektive tatsaechlich Kriterien, die gleichermaßen fuer Stichworte wie >>Haengebruecke<<, >>Zentralbau<< oder >>Dom<< gelten koennen? Sind >>Hochsitz<<, >>Iglu<< oder >>Zelt<< ueberhaupt Architektur? sind auch kunstdidaktisch aufzufassen. Ernst Seidl vertieft und verankert dies in seinem Text „Der Bautypus als Ordnungsprinzip der Architekturgeschichte“ etymologisch wie entwicklungsgeschichtlich. Desgleichen wird auch im Lexikon jedes Stichwort aus der Etymologie hergeleitet, ueber eine Begriffsdefinition gefasst und durch eine Entstehungsgeschichte mit Beispielen dargestellt. Z.B. „Einfamilienhaus, n (ahd. von lat. unus [Zahlwort]; lat. familia >Gesinde, Gemeinschaft von Eltern, Kindern und Verwandten<, von famulus >Diener<; • Haus; auch Eigenheim) kleineres • Wohnhaus, das sich im 20. Jh. Als gaengigster Wohnbesitz einer (Klein-) Familie auf eigenem Grundstueck herausbildete. Entstanden aus dem Landhaus (• Cottage, • Villa) wohlhabender Schichten des 19. Jh. konnten sich durch die Eigenheimbewegung und die v.a. im anglo-amerik. Bereich im 19. Jh. entwickelte genossenschaftliche Foerderung auch mittlere und untere Schichten E. leisten. Aufschwung nahm die Eigenheimbewegung auf dem europ. Kontinent durch den von G. Kropp 1921 gegruendeten >> Dt. Eigenheimverein- Gemeinschaft der Freunde Wuestenrot e. V. (GdF)“, der sich 1924 als erste Bausparkasse herausbildete.(....) Das E. wird als voellig frei stehendes, kleineres Einzelhaus, als Doppelhaushaelfte oder als Reihenhaus mit Grundstuecksanteil errichtet. Es ist oft zusaetzlich mit einer kleinen vermietbaren Einliegerwohnung unter dem ausgebauten Dach oder- in Hanglagen- im Souterrain ausgestattet und verfuegt meist ueber eine angebaute • Garage (heute oft Doppelgarage) sowie einem • Garten.(...) Einen Nachteil des Erfolgs des massenhaften Baus von E. v.a. in den 1960er- bis 80er-Jahren stellt die landschaftsverbrauchende Zersiedlung dar. Sie marginalisiert hist. Kleinstadt- oder Dorfkerne durch uniforme Kleinbauten, oft aus sog. Musterkatalogen.“ - Wer jemals auf die Idee kommt durch eine Neubausiedlung am Stadtrand oder auf dem Lande zu spazieren, kann beschriebene Modellpalette und ihre sauber abgezirkelten Auswirkungen aktuell betrachten. Besonders bizarr wirken dort, die erwaehnten angebauten Garagen, die wie das nebenstehende Walmdachhaus mit Butzenscheiben im verkleinerten Format aussehen. Jene Normalitaet bietet einen Ansatz fuer die Beschaeftigung mit Architektur im Kunstunterricht. Auch wenn man unter den Stichworten Loft oder Atelier vergeblich sucht, wird dieses Nachschlagewerk, das sich durch eine klare Sprache und Struktur auszeichnet und dessen Artikel zu den sakralen, profanen, technischen, sozial-funktionalen wie oekonomisch ausgerichteten Bauten zum Stoebern einladen, in der Schule beste Verwendung finden.

Ernst Seidl / Hrsg.
Lexikon der Bautypen
Funktionen und Formen der Architektur
Reclam, Stuttgart. 2006
297 Seiten, 30 Abbildungen € xx,xx
ISBN-13:978-3-15-010572-6

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