CD-ROM des Institut für KunstForschung 1997 - 1999 / Scrollheim 06
CulturTextTrainer und andere Forschungsprojekte
verfuegbar als MAC-Version
... ... CulturTextTrainer
Das Institut fuer KunstForschung zeigt unter dem Vorbehalt der Weitergabe oder der gewerblichen Verwendung TestProjektoren in ihrer Entwicklung:
1.) CulturTextTrainer / mit dem Hermes-Verteiler - zu einer Untersuchung der Vorstellung und Lesbarkeit von Texten in digitalen Clips. Hier: aus Kunst und Werbung, Witz und Wissenschaft. Wenn Sie nicht eingreifen, laeuft der "Trainer" automatisch
_ Aesthetik: Der CulturTextTrainer umfasst Texte aus Kunst und Werbung, Witz und Wissenschaft: von kuenstlertherotischen Statements Marcel Duchamps und Wassily Kandinskys bis zu Zitaten des Mathematikers Henri Poincaré oder des eigenwilligen Philosophen Max Stirner - aber auch Georges Bataille, Jaques Lacan, Sigmund Freud, Max Planck und Johann Wolfgang von Goethe. Auf dem Bildschirm werden vor fotoperspektivischen Hintergruenden 3-D-Darsteller animiert, die sich in ihren Formen wandeln und ggf. zu suessen Kuchenteilen und Obst hinueberwechseln. AudioSamples dramatisieren punktuell das Geschehen, Geraeusche sind als Teppich unterlegt. In den Hauptrollen die Texte: aus Bildender Kunst, Literatur, Philosophie und trivialen Spaehren. Sie sind (nicht immer) zu erfassen, zu lesen, zu vergleichen - also in diesem Sinne: ernst wie ironisch - zu trainieren. So, wie manchen Menschen etwas auf der Stirn geschrieben steht, springen die Texte des KulturTrainers ihr Gegenueber vom Monitor an. Der Betrachter muss sich hier seine Bilder erst zu dem machen, was ihn, aus den Bildern und Texten eines staccatoartigen Random-Verfahrens, im besonderen angeht. Seine Position ist die eines Ablesers vor einem Teleprompter. Die Situation ist vorgegeben, wird angesagt und vorgeschrieben - wie bei einem Fernsehansager, der eigentlich ein Absager ist, weil er das abliest und ausspricht, was auf seinem Teleprompter erscheint und dies nur selten reflektieren kann.
_ Teleprompting: Ist es sinnvoll, sich nach einem Menschen zu richten, der sich selbst auf eine textgenerierende Maschine verlaesst? Allerdings: der Text auf dem Monitor des Teleprompters ist zuvor von einem Redakteur verfasst worden, der sich wiederum auf seine Telefon-Fax-e-mail-Nachrichten verlaesst, die andere Menschen und Maschinen aufgezeichnet haben. Dieses Modell des alternierenden Monitoring ist anhand des CulturTextTrainers als kunstforsches Teleprompting angesagt. Weiter und ueber das Motto Duchamp's hinaus gedacht, koennen Sie nun selbst entscheiden, welche Position Sie in der Mensch-Maschine-Installation einnehmen wollen und wie oft sie in der Lage sind, das Mensch-Maschine-Iterativum durchzuspielen und -im Sinne von Kunst- strategisch zu antizipieren.
_ Konzeptionalitaet: Der von uns vorrangetriebene konzeptionelle Aspekt von Kunst erlaubt uns die Realisation von Kunst nicht mehr im ueberkommenen Werkcharakter zu vollenden, sondern sie auf einer Metaebene einzustellen. Die begruendete Auswahl der verwendeten KulturSamples weisen den konzeptionellen Aspekt auf Kultur als Kunst aus, ohne dass sich die Aesthetik des KulturTrainers vom ueblichen Design, von allgemeinen und trivialen Vorstellungen loesen laesst. Da nun die Konzeption auf der darueberliegenden Metaebene Kunst ist, und nicht das aesthetische Modul selbst, erscheint es angebracht, auch die darunterliegende Ebene der Programmierung (hier Lingo-Scripte) als Kunst auszugeben. Somit wird die unter Kuenstlern unmoegliche Frage nach dem "wie es gemacht ist" legitimiert.
_ Monitoring: Indem die erwartete Ueberwachungsfunktion auf die Kultur zurueckgebogen wird, beschreibt dieses Monitoring eine Strategie der Umlenkung, des Daneben, des Bruches mit und als Reflexion in der Verschiebung der Werkaesthetik. Ungeachtet der mittigen und schnellen Praesenz von Text-, Ton und Bildschirmaesthetik, in der das fokale Sehen zum Sondieren, zur Feinanalyse anregt, wird in der Metaebenen-Diskussion deutlich, dass wir hier in eine Installation gestellt sind.
Exkurs: Die Metaphysik der Bewegung (Detlef B. Linke) loest das foviale Sehen anhand unserer Fernsehgewohnheiten aus
der Unbeweglichkeit. Der Rand des Sehfeldes, in den das Bewegte in unser Augenmerk eintritt und Freund-Feind-Entscheidungen aufgrund des evolutionaer alten Stammhirnes gefaellt werden, wird stillgestellt. Fraglich bleibt, ob eine derartige Umkehrung so (ohne weiteres) moeglich ist. Exkurs Ende.
Im Sinne konzeptioneller Kunst beschreibt das angedeutete Monitorstadium eine mediale Zusammensetzung unserer Selbst, in der die Bewegtheit als strukturelle Veraenderung weiterhin am Rande der Felder gesehen werden kann. Die Veraenderungen in unserer Gesellschaft, die der informationstechnischen Revolution ausgesetzt ist, verlaufen mit einer Geschwindigkeit, die mit dem Stammhirn erkannt werden koennten, waere es evolutionaer nicht auf bestimmte aesthetische Phaenomene fixiert.
_ Die Module:
OberFlaechen / WerbeTexte / Info
SoundMaenner / Darstellung der Redaktion
PatentNatur / LingoScripte
VonFixenIdeen / Max Stirner
BildSchirmText / TV-Programmhinweise
WasserStand / Uhrzeit
ZumTotlachen / Witze der Berliner Zeitschrift "Zitty"
SuesseTeile / Kein Kommentar
DoppelKopf / LongDistantTalk / Riemann (ehemals: Henri Poincaré)
TextVerstand / Xtion! Applicationsbeschreibung
UeberGeistig / Wassily Kandinskys
MonsterWahr / Jaques Lacan
KerzeSchreiten / Georges Bataille
ZumDuchamp / Marcel Duchamps
FarbeFragen / Johann Wolfgang von Goethe
KausalBedingung / Max Planck
HermesTeile / Kein Kommentar
AutoEducation / Verteiler / Info
NichtsNeues / Sigmund Freud
2.) DoppelKopf - ein aus dem CulturTextTrainer ausgekoppeltes Modul zur Beobachtung von Beweglichkeit und Fuehrung der Darsteller / hierzu nur kurz:
> DoppelKopf dient den Untersuchungen der Animation der Darsteller. Dabei steht die Simulation der Simulation von virtuellen, dreidimensionalen Koerpern - oder Raeumen - im besonderen Interesse der Forschung.
3.) EuroClips - variable Video/Musik-Clips, die in Zeit, Ablauf und Performance steuerbar sind.
EuroClips besteht aus zwei Teilen.
> Das Modul laesst sich auf eine Sekundenlaufzeit des "Videoteils" und einen textlichen Bezug einstellen.
> Ohne einzugreifen, laeuft das Modul mit zufallgesteuertem Zeittakt und zufaelligen Textbezuegen.
> Die Zeitsteuerung kann am Anfang des Clips mit dem Mauspfeil unten am Bildschirm angeklickt werden: move mouse in line (click) and / or Clip will last (...).
> Der Textbezug im Textfeld: Der Bezug auf 21 Banken ist zufaellig. Stellen Sie hier eine bestimmte Bank ein.
_ EuroClips ist der Entwurf eines zeitlich einstellbaren Video/Musik-Clips (hier: 3 bis 110 Sekunden), der sich jedesmal mit einer differenten Performance entwickelt.
Die Texte sind aus >Der Einzige und sein Eigentum< von Max Stirner (1806 - 1856) und auf ein Geldinstitut oder eine Bank projiziert, zum Beispiel:
: Ich muss Mich empoeren, um emporzukommen.
: Weder Ich noch Du sind sagbar, Wir sind unaussprechlich.
: Ich will aber lieber auf den Eigennutz der Menschen angewiesen sein, als auf ihre "Liebesdienste", ihre Barmherzigkeit,
Erbarmen usw.
: Der Dienst des Liebreichen laesst sich nur - erbetteln.
: Liebe ist unbezahlbar, oder vielmehr: Liebe kann allerdings bezahlt werden, aber nur durch Gegenliebe.
: Vom Gelde haengt Glueck und Unglueck ab.
: Lasst ihr Euch nicht mehr mit Geld bezahlen, so ist es ruiniert.
: Tut Ihr nichts fuer dieses Geld, so kommt es um alle Macht.
: Warum sollt Ihr kein neues Geld kreieren?
: Wisst Ihr ein besseres Tauschmittel, immerhin; doch wird es wieder ein "Geld" sein.
: Arbeiten aber, das nenne Ich nicht "euer Vermoegen wirken lassen".
: Die nur "Arbeit suchen" und "tuechtig arbeiten wollen", bereiten sich selbst unausbleibliche - Arbeitslosigkeit.
4.) PictureMixer - eine in der Entwicklung befindliche mathematische Maschine zur Inspiration und Herstellung von Gestaltungsvorschlaegen und Fotoillustrationen.
> PictureMixer ist eine in der Entwicklung befindliche mathematische Maschine zur Herstellung von Fotoillustrationen. Das Modul soll zur Anregung, Inspiration und zur Entwurftshilfe dienen. Es kann aber auch zur Druckvorlagenherstellung bis ca. DIN-A 5 eingesetzt werden.
> Die momentane Farbtiefe von 16 bit ist hier festgelegt, waere aber zu variieren. Allerdings wuerde sich das auf die Performance auswirken.
> Es koennen auch themenbezogene Vorlagen, Fotos, Grafiken usw. in den Mixer kopiert werden, um damit spezielle Illustrationen herzustellen zu koennen. EuroClips kann man mit Einschraenkung als eine dementsprechende Variante sehen.
> Natuerlich ist nicht jeder Mix ein Erfolg, zumal die Illustrations-Interessen subjektiv bezogen sein duerften. Wenn der PictureMixer fuer ein Illustrations-Projekt eingesetzt wird, muss man also Geduld mitbringen.
~ Wenn Sie nicht eingreifen, laeuft der "PictureMixer" automatisch. Den Mauspfeil positionieren Sie dabei im rechten Bereich des unteren Bildschirmrandes.
~ Die letzten 10 Entwuerfe koennen Sie sich wieder zurueckholen und noch einmal betrachten. Den Mauspfeil bewegen Sie dabei in den linken Bereich des unteren Bildschirmrandes.
~ Wie die Illustrationen zusammengesetzt sind, koennen Sie sehen, wenn Sie den Mauspfeil in das untere Drittel des Bildschirmes bewegen. Die drei Ebenen lassen sich dort ein- und ausschalten (rechts neben die kleinen Darstellungen klicken). Die Bilder selbst sind anhand des Archivs einzustellen (links oder rechts mit dem Mauspfeil ueber die Pictogramme wischen). Danach fuehren Sie den Mauspfeil wieder an den unteren Bildschirmrand zurueck.
~ Laden Sie ggf. die beiliegenden Schriften: Futura, FuturCon.
5.) KerzeKaufen - variabler "Video"-Clip, der in Dramatik (...) und Performance steuerbar ist, bzw sich selbst steuert.
> KerzeKaufen ist eine analoge Videoaufzeichnung, die anhand von Digitalisierung und Programmierung handhabbar gemacht ist.
> Der "IchSehe"-Clip ist ohne Ton.
> Das Modul laesst sich auf eine mauspfeil-gesteuerte Performance des analogen "Videoteils" einstellen: dazu bewegen Sie den Mauspfeil am oberen Bildschirmrand: Sie steuern die analoge Videoaufzeichnung vor und zurueck.
> Grundsaetzlich laeuft der Clip automatisch, indem er sich selbstregelnd anhand des textlichen Bezuges einstellt. Dies funktioniert auf Grund bestimmter Stichworte, die veranlassen, damit gekoppelte Abschnitte der Sequenz aufzurufen. Falls das Textangebot im Textfeld ueber der Kerze zu umfangreich wird, "geht die Kerze aus".
> Ohne einzugreifen, laeuft das Modul also zufallgesteuert und aufgrund bestimmter Textbezuege.
> Die "Dramatik" kann mit der Position des Mauspfeils beeinflusst werden. Man bewegt sich an den linken oder (deutlicher noch) an den rechten Bildschirmrand und steuert dort mit vertikalen Mausbewegungen.
Entwicklungszeitraum: 1997 / 99
Stand: 31. 1. 1999
Entwicklungssystem: Power Macintosh 8600 / 250 MHz
Die Performance der Testversion ist abhaengig von der Prozessorkarte Ihres Rechners.
© aller Module Dr. Peter Dimke, Hann. Muenden
Die TestProjektoren spiegeln unsere augenblicklichen Produktionsformen:
~ CrossMediaAuthoring: Konzeption, Gestaltung, Programmierung unter besonderere Beruecksichtigung
kunstwissenschaftlicher, medientheoretischer und bildungsrelevanter Aspekte (seit 1991).
~ Selbstlaufende, autoreferentielle Animationen als Computer- oder TV-Module mit Zufallsreglung und Produzenten- bzw.
Rezipientensteuerung. Perspektivische (fotografische), digitale (computergerechnete), hybride Bilder und Skulpturen (3-D)
in der Zeit (als nichtlineare Sequenz).
~ Kunst- und medientheoretischer Service zur konzeptionellen Entwicklung und Begleitung von MM-Produktionen,
CD-ROMs.
Und außerdem zwei selten~schoene Scrollheim-Ausgaben:
1994
Scrollheim 3 / 94, als interaktives Medium auf der CD-ROM. Scrollheim steht fuer KunstForschung. Mit Beitraegen:
Das Medium in Turings Maschine: Dr. Martin Warnke hielt zum Workshop >Computer als Medium / HyperKult IV< im Juli
1994 an der Universitaet Lueneburg einen Vortrag, den wir vorstellen, weil immer wieder offensichtlich ist, dass vor allem
die Informatiker wissen, was eine Turing-Maschine ist und wie sie funktioniert. Getrennt von diesem
Scrollheim-Stand-Alone-Document liegt ein Scrollheim-HyperCard-Stack bei, die Simulation einer Turing-Maschine.
Inter@nett: Auszuege aus einem Gruppenvortrag der Telematic Workgroup * Hamburg anlaesslich des 13. Weltkongresses
der International Federation of Information Processors (IFIP) am 1. 9. 94 in Hamburg - Hochschule fuer Bildende Kuenste.
Im- und Ex-pressionen der Didaktik: Ana Klose stellt die aesthetische Vereinnahmung didaktischer Texte aus einer
Scrollheim-Fernsehsendung vor.
Fuer Scrollheim's KunstForschung gilt: Kunst = Bildung.
Das Untertauchen des Computers in Gesellschaft und sein antizipiertes Verschwindens in Kunst: HP Karl Dimke sorgt mit
seinem kuenstlertheoretischen Beitrag fuer die Fortsetzung der Diskussion um den Computer in bezug auf dessen absehbare
Unsichtbarkeit (in bezug auf seine Integration in unserer Kultur).
1994 Scrollheim 2 / 94, erscheint als interaktives Medium auf der CD-ROM World-Media-Interactive II (Auflage 4000 Ex.) der Digital World Publishing GmbH Hamburg. Scrollheim steht fuer ein aktuelles Bildungsinteresse. Mit Beitraegen von: Karl-Josef Pazzini "Ueber die Grenze des Lehrens und die Moeglichkeit des Studiums" Klaus Bartels "Die Welt als Erinnerung - Ueber Mnemotechnik und Geschichte" und HP. Karl Dimke "In bezug auf den sich abzeichnenden Zusammenschluss von Fernsehempfaenger, Videogeraet und Computer"
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