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Interaction ist die groesste Luege ;-) ? ... Daniels + Frieling / pd / Feb. 2002 / wir erinnern uns
Im Zeichen globaler Vernetzung konzentrieren sich zwei Autoren / Rudolf Frieling / Dieter Daniels auf einen deutschsprachigen Raum. Ich selbst stelle hierzu nur drei schluesselbegriffliche Fragen: Kommunikation, Interaktion, Information ;-) ? Insbesondere kommen die Co-Autoren von Media Art Interaction zu Worte.
Kommunikation? Verbale Kommunikation? Visuelle Kommunikation? Man kann nicht nicht kommunizieren, sagt Watzlawick? Alles, also auch keine Antwort, ist eine Antwort, ist Kommunikation? Mit einem Computer ins Gespraech zu kommen, sollte dann eigentlich kein Problem sein? Spezielle Programmiersprachen helfen, zwischen Mensch und Maschine zu vermitteln, von umgangssprachlichen Lingoscripten bis hinunter zum Assemblercode. Im Laufe der Entwicklung sind die KI-Programme wesentlich anspruchsvoller geworden, sie verfuegen ueber linguistisches Wissen, Weltwissen und eine reale Handlungskomponente. Fuer die Rechtfertigung syntaktischer und semantischer Sprachregelungen sind mehrfach zwischengeschaltete Module notwendig, um die oftmals allzu menschlichen Simulationsansaetze erzeugen zu koennen.
„Der Benutzer tritt ueber Tastatur und Bildschirm mit dem Computer in einen Dialog. Im Computer stehen 6 Vehikel der Sprachproduktion bereit: die Programmaschine, der Identifikationsapparat, das Urteil ueber die Situation, der Reaktionsapparat, der Widerredevorrat und der Widerredebildungsapparat. Die Antworten des Computers (Text, Grafiken, Sounds) bilden sich ueber Antwortmodule und programmtechnische Hinweise und lassen den Eindruck eines intelligenten, saloppen oder unverschaemten Gespraechspartners entstehen. Falls der Dialog sich bis zum "Erregungszustand" der Maschine steigert, wird ein Milchglas in der Vitrine verschuettet.“ Peter Dittmer in: Media Art Interaction; CD
Die unfreiwillige Komik simulierter Gespraechspartner (ob Mensch oder Maschine) entsteht nicht nur durch die monadische Abgeschlossenheit der Programmwelten und die getrennten Abarbeitungen ihrer Programmzyklen, sondern auch durch die Referenzlosigkeit, die beim Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Programmen besonders deutlich wird.
Manfred Geier hat bei einem Besuch am MIT die Kopien der Programme Eliza und Racter mit SHRDLU verkoppelt. Beim Zusammenschluss der drei Universen (non-direktive Fragen, Speicherangebot und Programmzyklen, Informationen aus der Kloetzchenwelt) wird deutlich, was unter den Bedingungen, fuer die die Programme geschrieben wurden, nicht klar werden konnte. Insofern ist diese >Verwendung< der Programme, im Gegensatz zu ihrer >Anwendung<, schon auf einer "kuenstlerischen" Ebene angesiedelt. Nicht nur, weil deutlich wird, dass das >intelligenteste< Programm sozusagen sprachlos dasteht, sondern weil hier der Kern der kuenstlichen Kommunikation einsehbar wird; vgl. Geier, Manfred: Eliza - Racter - SHRDLU, in: Spuren Nr. 18, HBK Hamburg 1987, S. 33).
Interaktion? Interaktion zwischen Bildender Kunst und sogenannter Netzkunst? Geht das? Gibt es das? Macht das ueberhaupt einen Sinn? Mit Dieter Daniels als Autor bei „Media Art Interaction“ steht jemand, der sich auf beiden Feldern bewegt, fuer eine Uebersicht in bezug auf die Lager: tradierte bildende und netzgestrickte Kunst. An Hand seines Aufsatzes: „Über Interaktivität“, reiche ich die Frage, ob so ein „Zusammen“ moeglich ist, an Daniels weiter. Die sogenannten interaktivistischen Ansaetze der Netzkunst selbst, bleiben dabei aussen vor. Ich uebergebe die nachfolgenden Kapitel und zitiere den Rest:
1. Ideologie oder Technologie - Brecht oder Turing
Wie steht es in dieser Situation um das Ideal einer ästhetischen Sensibilisierung welche in die Interaktion mit den Medien hineinreicht, wie es John Cages Stück "Imaginary Landscape No. 4" von 1951 für 12 Radios und 24 Ausführende beispielhaft vorführt? Sind Künstler nur die "exemplarischen Zuhörer", die uns die mediale Veränderung der Weltsicht durch einen Prozess der Auswahl und Bündelung erkennen lassen - oder hat Kunst gerade mit den neuen Technolgien wieder den Anspruch und die Möglichkeit zu einem Eingriff in die Dynamik der Entwicklung der Mediengesellschaft? Und umgekehrt: wie "resistent" wird der Kunstbegriff gegen die Mediatisierung aller Lebensbereiche bleiben?
Friedrich Kittler schreibt 1993 dazu: "Aber weil bei Chiparchitekturen, im Unterschied zu Künsten, (die) materiellen Rahmenbedingungen unmittelbar in die Endprodukte eingehen, verschwinden alle ästhetischen Optionen oder Gestaltungsräume, wie sie Maler auch innerhalb der perspektivischen Gesetzte noch genossen ... Mit diesem Wegfall aller Spielräume bleibt jedoch für Individualitäten oder gar Genies, wie die Künstlerhelden bekanntlich seit der Renaissance geheissen haben, schlechtin kein Platz. ... Von dieser Macht über das Reelle sind Künstler, wenn sie nicht selber zu Ingenieuren oder Programmierern werden, schlichtweg ausgeschlossen." Die Antwort hierauf liefert vielleicht ein Cartoon von 1994, in dem ein Hund beim Chat an der PC Tastatur lässig verkündet: "In the Internet, nobody knows that you're a dog!" Oder mit den Worten von Marcel Duchamp: "The great artist of tomorrow will go underground".
Fortsetzung folgt auf: hgb-leipzig.de/theorie/
Information? Sich in Form bringen, sich formieren? Sich in Formation mit anderen (und gegen andere) begeben? Steckt in dem Wort Information auch: sich dem Medium und / oder der Botschaft anzuverwandeln? Oder, haben wir es mit Formen, Huellen, Medien ohne Inhalte zu tun? Aber, kann man Form und Inhalt ueberhaupt noch voneinander getrennt handhaben? Ist Information eine Pose, die Einnahme eines ideologischen Standpunktes? Oder kann man diese Form in Bewegung bringen, als ein topologisches Gleiten?
„Information ist das, was in Bewegung ist, auf der Durchreise mit unbestimmtem Ziel; es erhaelt kurzfristig Bedeutung, wenn jemand eingreifen kann, indem er versucht, die Informationen fuer sich zu verwerten, indem er sie umbaut, etwas hinzufuegt, etwas herausnimmt, um sie wieder auf die Reise zu schicken.“ Knowbotic Research in: Media Art Interaction; S.221
Ich halte dieses Statement fuer eine auesserst glueckliche Beschreibung der Vermittlungsaufgabe, denen sich Knowbotic Research unter anderem verschrieben haben. Aus dem Konzept des „Studienbereiches Neue Medien“ der Hochschule fuer Gestaltung und Kunst Zuerich, steht unter dem Stichwort Forschung und gegen den ueblichen multimedialen Ansatz der Designerausbildungen gerichtet:
Neben dem forschenden Lernen als Grundform der Ausbildung betreibt der Studienbereich Neue Medien Grundlagenforschung (Ästhetik, Theorie und Technologie der Neuen Medien) und angewandte Forschung (ästhetische, theoretische und medientechnologische Schlüsselqualifikationen der digitalen, mediengestalterischen und künstlerischen Kompetenz im Hinblick auf ihre Anwendung in Wirtschaft, Institutionen, Ausbildung). hgkz.ch/neue-medien/konzept
Ich nehme das Statement „eingreifen, verwerten, umbauen, hinzufuegen, herausnehmen und wieder auf die Reise schicken“ einmal ernst: aus dem Angebot der dem Buch beiliegenden CD verwerte ich die fuselig aufbereiteten in selbstgebastelten Scrollkaestchen verschachtelten Texte zu Kunst und Kuenstlern, um sie wenigstens einmal im html-Code sauber durchlaufen lassen zu koennen. Eine andere spielerische Version schicke ich parallel dazu auf die Reise: unter scrollheim.de
Medien Kunst Aktion / Media Art Action +
art club berlin
art club berlin ist ein
Ausstellungsmodell, das auf der Idee einer Ausstellung als kommunikativem Ort
basiert und als travel club, als Club ohne festen Ort und ohne dauerhafte
Praesentation, operiert. Information, Kommunikation und Entspannung sind
Serviceleistungen; das interdisziplinaere Ineinandergreifen von Theorie und
Kunst ist programmatisch. Feste Bestandteile sind - in wechselnden
Konstellationen - eine Videothek mit aktuellen Arbeiten internationaler
VideokuenstlerInnen, Musik von DJs, Talkshows, Publikationen und neue Magazine
von KuenstlerInnen.
Friederike Anders
Eine Datenbank zur Methode
des Wahnsinns einer Attentaeterin mit klickbarem Fotoroman und
Stichwortsuchmaschine fuer das WWW. Es geht um eine Chimaere von zweifelhaftem
Charakter, doch mit einigen gleichbleibenden Zuegen: Sie traegt immer Weiss und
erscheint auffallend haeufig als Opfer. Ihre durch Gedaechtnisverlust
verfluechtigte Identitaet gilt es, aus den Spuren ihres Hotelzimmers sowie der
Datenbank zu rekonstruieren - oder neu zu bauen. Ein thesaurushafter
Identitaetsfundus von Frauen in Weiss aus Kino, TV und Presse laedt zur
vergleichenden Paranoiaforschung nach dem Prinzip der Mustererkennung.
Frank Riepe Michael Falkenstein
Das Projekt
"Endschutzsender fuer Luzern", das die Gruppe ArtWarPeace Sculpture
Plan (AWP) seit 1995 kontinuierlich weiterentwickelt, untersucht die imaginaere
Genese urbaner Raeume anhand von kollektiven Phantasien und Projektionen, die
in diesen Raeumen entstehen und diese strukturieren. In der 48-stuendigen
Real-space-Extension "Retinal Reflect" untersuchten mit Laptop, Handy
und Kamera ausgestattete Mitglieder von AWP den Stadtraum von Luzern und speisten
diese Beobachtungen ins Internet ein. Ueber ein spezielles Online-Display
hatten Nutzer via Internet die Moeglichkeit, durch (anonyme) Eingriffe in den
Textfluss die vermeintliche Sicherheit der Berichte aus dem Stadtraum
aufzuloesen: "Globaler Beobachtung ausgesetzt, verschwinden die Grenzen
des Lokalen." In Luzern sind durch lokale Einspeisung und Eingriffe aus
dem Netz ca. 80 Seiten Text und ca. 150 Bilder entstanden.
Joachim Sauter Dirk Luesebrink
Fuer die interaktive
Installation "Der Zerseher" wurde ein spezifisches Interface
verwendet, der sogenannte "eyetracker". Auf einem
"gerahmten" Bildschirm (1) erscheint das Gemaelde. Neben dem
Bildschirm befindet sich der "eyetracker" (Kamera (2) und PC (3)).
Die Kamera nimmt die Augen des Betrachters auf; diese Bilder werden an den PC
geschickt, der sie digitalisiert. Der PC analysiert das Videosignal und
lokalisiert die Reflektion einer Infrarotlichtquelle in den Augen des
Betrachters. Mittels dieser Reflektion berechnet der Computer exakt die Stelle
des Bildes, auf die der Betrachter schaut. Parallel dazu werden diese
Koordinaten auf dem Bild von einem weiteren Computer (4) verzerrt. Das
bedeutet, sobald der Blick eines Betrachter auf das Bild faellt, wird es an
eben dieser Stelle verzerrt. Schaut niemand das Bild an, so erscheint nach 30
Sekunden wieder das "Original", also die urspruengliche Fassung des
Gemaeldes.
Marina Abramovic
Nach der Trennung von Ulay
stellt dieser Soloabend einen Akt der Erinnerung dar. "The Biography"
bringt die theatralische Form der bildenden Kunst in Gestalt und am Koerper von
Marina Abramovic auf die Buehne. Die Kuenstlerin laesst ihr Leben Revue
passieren und spricht in ihrem Text von Augenblicken, Gedanken und Gefuehlen,
von der Geburt 1946 bis zum Moment der Auffuehrung 1993, der Zeit des
Aufenthalts als DAAD-Stipendiatin in Berlin. Die chronologische Abfolge ihres
Lebens - 1972 "Start using body as material", 1975 "Meeting
Ulay. Strong attraction" u.a. - wird unterbrochen von Partien, in denen
sie die Augenblicke und Performances aus ihrer Kuenstlerbiografie re-inszeniert
und visualisiert.
Volker Anding
Eine kritische, aber oft
auch humorvolle bis sarkastische Verarbeitung von Fernsehstandards und Genres
ist charakteristisch fuer viele Videoarbeiten der 80er Jahre. Volker Andings 4
ironische Werbespots zur Veraenderung der Welt fuehren dies noch einmal in
praegnanter Form vor:
Heiner Blum
Bei den insgesamt 322
verschiedenen Dias handelt es sich in der Hauptsache um Frontalansichten
menschlicher Gesichter, der Bildausschnitt ist kreisfoermig und umfasst den
engeren Gesichtskreis mit Augen, Nase und Mund. Ergaenzend erscheinen Aufnahmen
von Haenden, Augen, Muendern, Menschenmassen, Uhren, Detonationen, Zahlen,
Wasser und Landschaften, die den Fluss der Gesichter immer wieder unterbrechen.
(...)
Die Ansicht der Wand zeigt
nebeneinander zwei grosse projizierte Kreise, die an Augen erinnern. Die Bilder
der projizierten Gesichter befinden sich in staendiger Bewegung. In einem
permanenten Ein- und Ausblendrhythmus gehen sie ineinander ueber.
Joachim Blank Karlheinz Jeron
bietet der Kundschaft das
Recycling ihrer Homepages an. Wer seine Web-Adresse in ein Formular eingibt,
erhaelt einen elektronischen Abholschein. Unter der darin angegebenen Kennung
ist auf dem sero-Server ein verfaelschtes Abbild der Homepage zu finden, als
seien deren Bestandteile in einen dunkelgrauen und poroesen Sandstein gehauen.
Bei Auftragserteilung werden nach diesen Vorlagen massive, von einem Steinmetz
in Marmor oder Granit gehauene Epitaphplatten hergestellt.
Michael Brynntrup
In Form einer fiktiven,
biografischen Selbstdarstellung untersucht Michael Brynntrup psychologische und
aeusserliche Merkmale von Michael Brynntrup. Eine Abfolge von kurzen Szenen mit
Zwischentiteln unter Zuhilfenahme von Requisiten und Utensilien aus seiner
Privatwohnung arrangiert er als eine experimentelle Versuchsanordnung, in der
er seine Identitaet im direkten Dialog mit der Kamera analysiert. Dabei stellt
er selbstironisch Thesen und Hypothesen ueber die eigene Entwicklung auf. Unter
anderem geht er der Ursache eines Muttermals und der Frage nach, ob praenataler
Stress eine Ursache fuer maennliche Homosexualitaet sein koennte, wie eine von
ihm zitierte Untersuchung behauptet.
Thomas Bayrle
Das von Thomas Bayrle schon
seit den 60er Jahren verfolgte Konzept der Generierung von
"Superstrukturen" aus inandergeschachtelten Bildmustern wird von ihm
zunaechst fuer Zeichnungen, Fotokopie-Montagen oder Filmanimationen in
muehseliger Handarbeit umgesetzt. Durch Computerprogramme ist eine ebensolche
Bildbearbeitung nun mehr oder weniger automatisch umsetzbar. In dem
computeranimierten Video "(b)alt" trifft Thomas Bayrle auf seinen
Enkel und mittels der sich wechselseitig ueberformenden Bildmuster wird die
menschliche Generationsabfolge ebenso sinnlich wie metaphorisch zum Thema.
Claus Blume
"Kniespiel", eine
Begegnung von Videomontage und Minimalmusik, ist eine visuelle Musikkomposition
oder eine auditive Bildcollage. Minimalmusik trifft auf Tradition. Der Tanz
einer Schuhplattlergruppe wird in seine Einzelteile zerlegt und nach Prinzipien
der Videomontage und der Minimalmusik neu zusammengesetzt. Zunaechst wird die
Takt- oder Komplexlaenge vorgestellt. Wie im Ton erscheint auch das Bild nur
als kurzer Ausschnitt der Wirklichkeit. Die Takte werden mit Bildschlaegen
gefuellt, bis ein Bildrhythmus entsteht. Neue Bildschlaege beginnen die
Gewichtung der Rhythmen zu verschieben. Die Bildschlaege gehen wechselnde
Beziehungen zueinander ein, bis die Montage zu Bildclustern tendiert und der
Tanz mit dem originalen Schlusston endet.
Samuel Beckett
Dieses 1980 unter dem Titel
"Square" geschriebene erste der minimalistischen, experimentellen
Fernsehstuecke, die Beckett in den 80er Jahren fuer den Sueddeutschen Rundfunk
realisierte, operiert mit dem seriellen Spiel eines Bewegungsmusters von vier
Akteuren, das auch vier Soli, sechs Duos und vier Trios ermoeglicht. Mit
farbigen Kapuzen gleichzeitig kenntlich wie unkenntlich gemacht, vollziehen sie
ein unerbittliches Closed-circuit-Drama: Einmal in das Quadrat eingetreten,
sind sie dazu verdammt, die jeweils 6 Schritte der Laengs- und Diagonallinien
des Quadrats monoton und synchron abzulaufen, begleitet zum Teil von
verschiedenen Schlagzeugrhythmen. Die mathematische Praezision und Choreografie
wird ermoeglicht durch exaktes Timing. Die Variation der Choreografie ist beschraenkt
auf die Anzahl der Akteure und die dadurch wechselnden Farbkonstellationen. Die
mit einem Punkt markierte Mitte des Quadrats wird immer links umgangen. Die
Fuesse hinterlassen im Laufe der Produktion vage Spuren auf den Diagonalen des
weissen Quadrats. Im Kontext seiner letzten Fernsehstuecke ist
"Quadrat" (hier Version I) bei aller Reduktion das dramatischste.
Beckett hat noch eine Schwarzweiss-Variante (Version II) mit vier gleichen
weissgekleideten Figuren zum Takt eines Metronoms gedreht.
Egon Bunne
Unter Verwendung des
Gedichts von Bertolt Brecht "Alles wandelt sich" visualisiert Egon
Bunne eine sehr persoenliche Sicht auf Kontinuitaeten wie auch Konfrontationen
zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem Deutschland der
Wendezeit 1989. Text im Bild und aus dem Off (Wolfgang Neuss), Archiv- und
Dokumentarmaterial u.a. vom Fall der Mauer collagieren das Band zu einem
dichten Kaleidoskop deutscher Identitaet zwischen dem Prolog: "Wie es ist,
bleibt es nicht." (Brecht) und dem
Epilog: "Wie es bleibt, ist es nicht". (Heiner Mueller)
Das Band ist charakteristisch fuer das dezidiert videografische Werk Egon Bunnes, der neben
seiner eigenen kuenstlerischen Arbeit auch seit den fruehen 80er Jahren von
Infermental bis zu dem TV-Magazin VAMP als Produzent und Editor wirkt.
Gábor Bódy
Die Auseinandersetzung mit
philosophischen wie mythischen Themen - siehe die formal experimentelle
Filmerzaehlung "Narziss und Psyche" - war eines der zentralen Motive
im Werk von Gábor Bódy. In "de occulta philosophia" ist die auf die
Renaissance und Leonardo da Vinci anspielende Visualisierung eines
Geheimwissens um die Natur des Menschen, eben das gleichnamige Traktat von
Agrippa, in eine abstrahierende Geometrie umgesetzt. Der Einsatz von
Laserstrahlen strukturiert den zeitlichen Ablauf des Bandes, das aus einer
Zusammenarbeit mit Llurex (Egon Bunne) an der
Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin
hervorgegangen ist.
Joseph Beuys
Im Rahmen seines politischen
Engagements versucht sich Beuys auch als Pop-Saenger. Sein Song "Sonne
statt Reagan" wendet sich gegen die Aufruestungspolitik von Ronald Reagan.
Der Song erscheint als Schallplatte und Beuys tritt damit vor grossem Publikum
waehrend der Demo-Kundgebungen der Friedensbewegung ebenso wie zusammen mit der
Band Die Desserteure in der Fernsehsendung der ARD "Bananas" am
3.7.1982 auf.
Klaus vom Bruch
Zwei Portraits auf Video
sind Ausgangspunkt des "Coventry War Requiems", einer Installation,
die Klaus vom Bruch erstmals bei der documenta 8 in Kassel vorstellte. Gezeigt
werden Klaus vom Bruch selbst und sein Vater beim Hoeren des "War
Requiems" von Benjamin Britten, das die Verwuestung Coventrys durch
deutsche Bomben beklagt. Die zeitweise auch im Raum zu hoerende Musik verbindet
als Grundlage fuer die sichtbaren Reaktionen beide Akteure und verklammert
historische Ereignisse mit einer persoenlichen Genealogie des Kuenstlers.
Die Gesichter sind vor
dunklem Hintergrund aufgenommen und werden getrennt auf zwei Monitoren
vorgefuehrt, die auf hohen, periskopartig sich verjuengenden Eisenstelen unter
die Decke des Ausstellungsraumes geklemmt wurden. Die massiven Rohre sind in
leichter Schraeglage angebracht und zielen so optisch auch auf die Statik des
Raumes. In spaeteren Versionen liegen sie direkt auf dem Boden.
Ludger Bruemmer Silke Braemer
Vergleichbarkeit
musikalischer, choreografischer und filmischer Parameter (Musik: Ludger
Bruemmer, Bilder: Silke Braemer, Choreografie: Claudia Lichtblau): Durch eine
gezielte Gegenueberstellung von choreografischen Ausdrucksformen mit digital
erzeugten Bewegungs- und Klangelementen entstehen Wahrnehmungsbereiche, die zum
Teil durch Aehnlichkeiten
und Uebereinstimmung, zum Teil durch Spannung gekennzeichnet sind. Die besondere
Bewegungscharakteristik der ausschliesslich angewendeten physikalischen Modelle
aeussert sich sowohl in akustischen als auch in visuellen Bewegungsablaeufen.
Durch ihre physikalisch basierte Systematik wecken sie Assoziationen zu
natuerlichen Bewegungsphaenomenen und entwickeln so, trotz ihrer abstrakten
Genealogie, einen konkreten Assoziationsraum.
Michael Bielicky
Die Arbeit geht von der
Beobachtung aus, dass Information sich in Form einer Spirale manifestiert. Der
genetische Code wird in der Doppel-Helix gespeichert. Unser Sonnensystem bewegt
sich spiralfoermig durch den Raum; Computerdisketten speichern Information
spiralfoermig. "Das Licht - ein Name - ein Code - die Information kommt
aus dem Dunkeln (von 'Irgendwo') und wird erst sichtbar durch die verschiedenen
Medien" (Bielicky).
Die Installation besteht aus
einer Metallspirale (250 x 400 cm) mit 7 kleinen Schwarzweissmonitoren. Man
kann durch die Spirale wie durch einen Tunnel laufen. Am Ende des
"Tunnels" liegt eine schwarze Kugel (das "Irgendwo"), die
mit einem Mini-TV-Sender ausgestattet ist. Dieser uebertraegt die Information -
in Form einer Flamme - zur Spirale und den Empfaengern.
Heike Baranowsky
In dieser anlaesslich des
"Rundgangs" der Hochschule der Kuenste Berlin 1993 entwickelten
Installation projizierte Heike Baranowsky Aufnahmen von irrealen bzw.
nicht-existenten Raeumen auf einen speziell bearbeiteten Untergrund. Die Dias
entstanden, indem die Kuenstlerin in selbstgebaute, ca. 40 x 40 x 70 cm grosse
Architekturmodelle aus Holz und Pappe hineinfotografierte. In der Diaprojektion
werden die Bilder der Innenraeume auf Lebensgroesse gezogen, also menschlichem
Massstab angepasst. Projiziert wurden die drei "Innenraeume" auf drei
ca. 1 cm dick mit Gips verputzte, jedoch unterschiedlich bearbeitete
Wandflaechen. Durch die plastische Bearbeitung der Projektionsflaechen entstand
der Eindruck eines plastischen, dreidimensionalen Raumes.
Stefan Beck Oliver Augst
Seit 1992 haben Oliver Augst
und Stefan Beck gemeinsam Radiosendungen gemacht, die zuerst noch mit
umfangreicherem Instrumentarium arbeiten (Live-Electronic, Tapes, CDs,
Drum-Computers, Keyboards), sich dann aber immer mehr auf eine reine
Sprech-Improvisation reduzieren. Seit 1995 wird ihr "Sprechradio" in
Dresden, Hamburg, Frankfurt und Zuerich meist live gesendet, zum Teil ausserdem
auf Festivals vor Publikum aufgefuehrt. Die hier gezeigte Ausstrahlung vom
25.4.1996 lief im ORF Kunstradio, seit 1987 einer der festen Programmplaetze
fuer experimentelle, kuenstlerische Sendungen. Auf der Grundlage von Texten,
teils mit elektronischer Live-Verzerrung der Stimme, reagieren die beiden
Akteure aufeinander wie in einer Jam-Session und reden sich so immer weiter in
Extase.
Thomas Bayrle Stefan Seibert
- Aufnahmen von einem Stueck
Autobahn, mit einer 35mm-Filmkamera
Botschaft e.V.
Vom 19.-25.11.1990 wurde der
akut vom Abriss bedrohte ehemalige Hauptsitz der Wuerttembergischen Metallwaren
Fabrik (WMF) in Berlin-Mitte gedanklicher Ausgangspunkt und Veranstaltungsort
von "Dromomania - Kult und Ritual der taeglichen Fortbewegung. Ein
Experiment um Verkehr und Stadtplanung", dem ersten Projekt von Botschaft
e.V. Eine aus ca. 13 Leuten
bestehende Projektgruppe besetzte die 4. Etage des an der Ecke
Leipziger/Mauerstr. gelegenen Hauses, setzte Arbeits- und Veranstaltungsraeume
instand und initiierte ein Projekt an den Schnittstellen von Architektur,
Stadtplanung, Kunst und Buergerbeteiligung. Kuenstlerische wurden mit
politischen Fragestellungen verbunden, mit der Situation im WMF-Haus und den
Bauvorhaben am nahegelegenen Potsdamer Platz.
Die Aktivitaeten im Inneren
des Gebaeudes (Diskussionen, Film- und Diavorfuehrungen, Performances,
Konzerte, Partys) wurden durch verschiedene Aktionen, teilweise simultan,
mittels mobiler grossformatiger Farbtafeln auf die Fassade des Hauses und
mittels "Stauservice" und "Spaziergaengen zur rushhour" auf
die Strasse uebertragen.
Als Ergebnis von
"Dromomania" wurde das WMF-Haus zwei Monate spaeter unter
Denkmalschutz gestellt.
Egon Bunne
Die politischen Gremien
Deutschlands sorgen seit der Einfuehrung des privaten Kabelfernsehens fuer eine
Reihe von nicht-kommerziellen "Fenstern", die regelmaessig eine
andere Art von Fernsehen ermoeglicht. Alexander Kluge ist hier das beruehmteste
Beispiel. Ein weiteres ist das von Egon Bunne initiierte und in
unregelmaessiger Folge produzierte TV-Magazin zur Videokunst "VAMP",
das sich 1991 im privaten Berliner Kabelsender FAB (Fernsehen aus Berlin) etablieren
konnte, der als Produzentenfernsehen alternativen Sichtweisen eine Nische
bietet. Das Low-Budget-Magazin wird im wesentlichen vom Produzenten und
Mitgesellschafter allein gestaltet, unterstuetzt von der Kunsthochschule fuer
Medien Koeln und im Auftrag des Berliner Vereins fuer VideoKunst und
Multimedia. Zur 5-jaehrigen Jubilaeumssendung 1996 mit einem Remix aus in der
Vergangenheit gesendeten Videoproduktionen hat der Filmemacher Wilhelm Hein ein
Statement abgegeben. In seiner persoenlichen Machart, der Kontinuitaet von ca.
80 Sendungen bis 1999 und dem kompromisslosen Einsatz fuer die Videokunst ist
dies Magazin einzigartig in der deutschen Fernsehlandschaft.
Frieder Butzmann Thomas Kapielski
In den 80er Jahren
praesentierten wir uns in sprachorientierten Zwei-Mann-Shows dem Publikum. Der
musikalische Anteil dieser Abende basierte auf dem Kontrast zwischen
bruitistischen Toncollagen, aufspielenden Streichquartetten, dem Einsatz von
riesigen, tosenden Windmaschinen und gesprochenen Worten und Saetzen, die die
Musiken, Musikzitate oder Genrezitate einleiteten, kommentierten, karikierten
oder interpretierten. Die Texte wurden live gesprochen, gesungen, gebruellt,
mit Dia- und Filmprojektionen unterstrichen. Hinzu kamen dem Musiktheater
verwandte, akustisch eindrucksvolle kurze "Szenen": Ein
sirenenartiger hoher Ton kuendigt das Kippen eines Schrankes an, kontemplativ
wirkt das Blubbern einer Kaffeemaschine, ein grosser Knall laesst die
Luftmatratze platzen. Es ging uns dabei stets formal um den schnellen Wechsel
von Sprache und Musik.
"Die Rolle der
Frau" besteht aus beschreibenden, comichaft zitierenden bis zotigen
Versatzstuecken aus der Welt der Frauen (bzw. aus dem, was ihr zugeschrieben
wird). Die Toene verstaerkten oder kommentierten den Text gestisch. Zwischen
Kueche, Kindererziehung, Werbeaesthetik, Sekretaerinnenromantik,
Boutiquenschick, Feminismus und Puderquaste.
Carlfriedrich Claus
Die Sprachblatt-Produktion
und die Herstellung von Lautprozessen, das lief parallel. Zu den
Sprachblaettern kam es durch den experimentellen Gebrauch der linken Hand - ich
bin an sich Rechtshaender -, und ich merkte dabei erstens, dass innere
Stauungen eintraten - etwa wie ein psychisches Stottern auf der einen Seite -
und auf der anderen Seite wurde der Denkinhalt dadurch anders gefaerbt. (...)
Diese Lautprozesse oder Sprechoperationen sind kein Sprechen im Sinne der
Phonologie, wo jedem Sprechakt ein bestimmtes Geruest einer bestimmten
natuerlichen Sprache vorabgehen muss. Hier geht es gerade darum, dieses Geruest
zu durchbrechen, aus ihm herauszubrechen, beispielsweise aus dem Gefaengnis der
natuerlichen Sprache, die auch unser Weltverhaeltnis bis zu einem grossen Grade
bestimmt. (...) Im Grunde ist das "Lautaggregat" ja auch ein
Vorschlag an den Hoerer, mit seinen eigenen Sprechorganen zu experimentieren
und zu versuchen, wie unterschiedliche Laute auf die psychische Befindlichkeit
zurueckwirken, wenn man sie bewusst artikuliert.
Ernst Caramelle
In eine Wand sind zwei
kleine Fernsehbildschirme eingelassen. Beide zeigen das gleiche Programm in
Schwarzweiss, darunter einen Wulst aus Plastilin auf der Wand. Zusammen formen
diese Teile ein Gesicht. Die Schnitte des TV-Programms lassen die zwei Augen
scheinbar lebendig werden, sie erhalten einen bewegten Blick, die Physiognomie
des Gesichts aendert sich je nach TV-Bild. "Etwas das man normalerweise
anschaut, schaut einen nun an", sagt Ernst Caramelle dazu.
Gerd Conradt
mobiler Chronist der Kaempfe
um die Stadtteilsanierung
John Cage
In Europeras 1 & 2 sind,
wie in richtigen Opern, Buehne und Orchester getrennt. "Alles ist
getrennt, ueberhaupt alles von allem. Die Szene ist ja nicht so angelegt, dass
die verschiedenen theatralischen Elemente einander stuetzen oder tragen oder
sich auch nur aufeinander beziehen, sondern jedes hat seinen eigenen Status,
seine voellig unabhaengigen Zustaende von Aktivitaet. Die Beleuchtung ist von
der Handlung unabhaengig, die Kostueme von dem, was gesungen wird. Es ist ein
Experiment, dessen Ausgang nicht vorhersehbar ist, bevor es stattfindet."
(John Cage)
Chaos Computer Club e.V
Bekannt wurde der CCC als
Sprachrohr der Hackerszene, die in mehr oder weniger spektakulaeren Aktionen
EDV-Systeme in den Bereichen Datensicherheit und Datenschutz auf ihre
Integritaet pruefte. Der CCC beschaeftigt sich mit den Auswirkungen von
Technologie auf die Gesellschaft sowie das einzelne Lebewesen. Er setzt sich
fuer ein Menschenrecht auf weltweite, ungehinderte Kommunikation ein. Dies
schliesst technische Forschung, Entwicklung von entsprechenden technischen
Hilfsmitteln und die Diskussion entsprechender technischer Sachgebiete sowie
oeffentliche Demonstrationen mit ein. Der CCC versteht sich als ein Forum der
Hackerszene, eine Instanz zwischen Hackern, Systembetreibern und der
Oeffentlichkeit. Zunehmend ist diese Aufgabe in Teilbereichen (Netz-Zensur,
Krypto-Regulierung) die einer Interessensvertretung, die versucht, durch Wissen
Einfluss zu nehmen.
Micz Flor Florian Clauss Stefan Schreck Martin Conrads Ulrich Gutmair
Silvan Linden
convex tv. entwickelte das Internetprojekt "link/radikal"
anlaesslich des Literaturwettbewerbs Pegasus im Internet 1998 als Reaktion auf die restriktive
Rechtsauffassung des Mitveranstalters ARD-Online, nach der Betreiber einer
Website fuer alle Links, die sich auf ihrer Website befinden, strafrechtlich
verantwortlich gemacht werden koennen. Das Projekt "link/radikal"
fuehrt diese Haltung ad absurdum, indem es zeigt, wie schnell und mit wie
wenigen Links man von ARD-Online zu einer Seite gelangen kann, die
"radikalen" Content beinhaltet.
Ueber die
"link/radikal"-Eingangsseite gelangt man zu einer Seite, die das
ARD-Statement sowie uebereinandergelegte Quellentexte enthaelt. Durch Anklicken
essentieller Begriffe der Presseerklaerung kann man nun "virtuell"
durch die verlinkten Sites von ARD, Fritz-Radio, mikro e.V. und convex tv.
surfen; die mit den Begriffen verknuepften Quellentexte verschwinden nach und
nach von der Seite. Zum Schluss bleibt ein Ausschnitt aus dem
"Pixelporno" uebrig, ein Projekt von convex tv., das mit Porno im
Netz spielt (und somit eine erste Art der von der ARD gemeinten Radikalitaet
bezeichnet). Von hier aus beginnt ein neuer Parcours, sozusagen die "zweite
Runde Radikalitaet", die nochmal ueber Pegasus-Homepage und ARD, dann zum
"trend"-Magazin (partisan.net) und schliesslich direkt zum
Verfassungsschutz fuehrt.
Florian Clauss Micz Flor
"Cyber Tattoo" ist
ein digitales Taetowierstudio im Internet - es bietet Bauplaene, Wissen und
Support an. Der Nutzer kann die Maschinenteile im Fachhandel besorgen und eine
eigene Taetowiermaschine ("Parlour Maid") zusammenbauen. Diese wird
auf ein beliebiges Koerperteil geschnallt, an den Rechner angeschlossen und
sobald man sich per Modem ins Netz eingewaehlt hat, kann das gewuenschte Motiv
per Datentransfer direkt in die Haut taetowiert werden. Zur Auswahl steht u.a.
das Logo des Web-Browsers Netscape Navigator, das sich alsbald als
Seefahrermotiv entpuppt. "Cyber Tattoo" fungiert als digitaler Hafen,
in welchem sich die Internetreisenden die im Netz gefundenen Zeichen, Symbole,
Metaphern als Souvenirs auf dem eigenen Koerper verewigen lassen koennen.
"Cyber Tattoo" gewann den ersten Preis beim Wettbewerb
"Extension" der Hamburger Kunsthalle 1997.
Peter Dittmer
Der Benutzer tritt ueber
Tastatur und Bildschirm mit dem Computer in einen Dialog. Im Computer stehen 6
Vehikel der Sprachproduktion bereit: die Programmaschine, der Identifikationsapparat,
das Urteil ueber die Situation, der Reaktionsapparat, der Widerredevorrat und
der Widerredebildungsapparat. Die Antworten des Computers (Text, Grafiken,
Sounds) bilden sich ueber Antwortmodule und programmtechnische Hinweise und
lassen den Eindruck eines intelligenten, saloppen oder unverschaemten
Gespraechspartners entstehen. Falls der Dialog sich bis zum
"Erregungszustand" der Maschine steigert, wird ein Milchglas in der
Vitrine verschuettet.
Die Gespraechskompetenz der
"Amme" wird seit 1992 - unter Verwendung von protokollierten
Gespraechsverlaeufen - kontinuierlich erweitert. Mittlerweile verfuegt das
Programm ueber ca. 120. Antwortmodule sowie mehr als 16. Variablen der
Identifizierung.
Martin Dammann
Ich entwickle
Darstellungsformen, in denen Bilder losgeloest von ihrem Referenten
wahrgenommen werden koennen. Ich versuche meistens, in keiner Weise manipulativ
in die Bilder selbst einzugreifen, sondern nur mit der Organisation ihrer
Darstellung zu arbeiten. Was dann sichtbar wird, entwickelt, wenn es vorsichtig
und unvoreingenommen betrachtet wird, eine eigene Logik und eine Aussagekraft,
die von etwas voellig anderem spricht als dem Abzubildenden.
Bei diesem Band handelt es
sich um die Rekonstruktion von Kamerabewegungen. Die Einzelbilder von
Filmsequenzen einer Kamerafahrt werden digitalisiert, verkleinert und in einem
Animationsprogramm so zusammengesetzt, dass auf dem Bildschirm die Einzelbilder
gemaess der Bewegung der Kamera zueinander verschoben erscheinen. Die Teile
jedes Bildes, die nicht von dem naechsten Bild (das leicht verschoben auf dem
Bildschirm erscheint) ueberlagert werden, bleiben sichtbar, der Rest wird von
dem folgenden Bild ueberschrieben. Man sieht einen Film, der ablaeuft und
gleichzeitig erstarrt; ein Hybrid aus statischem und bewegtem Bild.
Durs Gruenbein Via
Lewandowsky
Im Tausch gegen die
Praeparation seines Gehirns vermacht Via Lewandowsky seinen Koerper der
Wissenschaft. Diese Willenserklaerung des Kuenstlers steht unter der als
Leuchtkasten praesentierten medizinischen Illustration eines Kopfes. Das Hirn
soll posthum in einem mannshohen Edelstahlzylinder mit Glassturz ausgestellt
werden. Im oberen Drittel des Metallzylinders ist ein Glasring eingelassen, auf
dem in blauer Leuchtschrift ein Gedicht des Dichters Durs Gruenbein kreist.
Derzeit ist der Platz ueber dem Zylinder leer - dort fliesst stattdessen per
Videoprojektion Wasser in den Abfluss eines Praeparationstisches. Es geht um
die ambivalente Stellung des Gehirns zwischen anonymem Praeparat und
persoenlichem Erinnerungsspeicher. Gruenbein und Lewandowsky arbeiteten bereits
Ende der 80er Jahre anlaesslich der Aktionen der Autoperforationsartisten in
Dresden zusammen.
Hans-Christian Dany, Stephan
Dillemuth und Josef Zehrer
Auf Grund der These, die
Industrie habe mittlerweile die Forderungen der Linken (Bert Brecht, Hans
Magnus Enzensberger), das Publikum zum Produzenten zu machen, fuer ihre Ziele
instrumentalisiert, wird eine neue Form des Low-Tech-Fernsehens von allen fuer
alle vorgeschlagen. Dabei besteht zwar eine gewisse Naehe zu den "Medien
fuer den Buerger"-Ansaetzen der 60er/70er Jahre, doch geschieht dies im
Bewusstsein, dass deren Resultat, wie etwa der "Offene Kanal",
gescheitert sind. Nun soll, statt eine kommerzfreie Zone zu schaffen, gerade
ueber die Billig-Werbung fuer jedermann nach dem Prinzip eines Anzeigenblatts
ein Low-Budget-TV-Betrieb finanziert werden. Zwar wurden 1996/97 erste
Verhandlungen mit der Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen ueber eine
moegliche Realisierung gefuehrt, doch bisher gibt es nur mehr oder weniger
symbolische UTV-Studios im Kunstkontext. Den Rahmen dazu lieferte 1997-98 eine
Wander-ausstellung des Wiener Kuenstlers Heimo Zobernig, der auch die einfache
Gestaltung des Studios entworfen hat. Das Konzept zum UTV-Sender wurde in
mehreren Texten und dem hier zu sehenden Comic vorgestellt.
A. R. Penck Strawalde
A. R. Penck und Strawalde
(Juergen Boettcher) gelten unbestritten als die Vaeter einer Generation von
Underground-Filmern und Kuenstlern, die sehr malerische und kuenstlerische
Filme im Gegensatz zum narrativen Experiment produzierten und die sich
intermedial zwischen Aktion, Malerei, Musik und Film bewegten. Ihr
"natuerliches" Arbeitsmittel war der einfach zu organisierende
Super-8-Film. Zugang zu Videoequipment war praktisch unmoeglich bzw. erforderte
Devisen. Kuenstlerische Videoproduktionen begannen erst gegen Ende der 80er
Jahre. Der Filmboom ist partiell auch ein Produkt eines Netzwerks gewesen, das
in den von Thomas Werner betreuten Arbeitsheften Koma-Kino ein kurzes
Publikationsmedium hatte und sich vor allem bei einigen Veranstaltungen und
Events konstituierte. Zu diesen gehoerten u.a.: intermedia 1, Coswig, 1985;
Filmvorfuehrungen von Lutz Dammbeck und Strawalde, Dresden, 1985; Auffuehrungen
von Dammbecks Mediencollagen in Leipzig oder am Bauhaus Dessau; filma morgana
in Dresden, 1987
Dogfilm
14 Tage aus dem Leben
unserer "Nachbarn" zwischen "Lindenstrasse" und
"Dallas", "jung und leidenschaftlich" , "reich und
schoen", Babs und Boris...
Die Kondensierung aller
"Soap-Operas" in einem rasanten Reigen von Schwarzweisspiktogrammen
und Einschueben dokumentarischer Interviews praesentiert die Quintessenz der
Fernsehdramaturgie als die Wiederkehr des Ewiggleichen aus dem Fundus der
Fernsehzeitschrift, als erzaehlerischen Salto Mortale und comicartige Anekdote.
Darueberhinaus schafft das Autorenkollektiv jedoch eine ganz neue Symbol- und
Bildsprache, indem es grafische Loesungen noch fuer die vertracktesten
Verwicklungen der Geschichten findet, die von mitreissender Comic und
verblueffender Kreativitaet sind. Das Band wurde 1995 mit dem Deutschen
Videokunstpreis ausgezeichnet.
Peter Dimke u.a.
In bisher sechs Ausgaben hat
das Magazin "Scrollheim" Thesen und Texte zu Kunst und Medien
vertreten und verbreitet. Dabei nimmt es von Zeit zu Zeit die Form eines
anderen Mediums an: Nr. 1 ist noch eine Zeitschrift, 1992 folgt dann "Hier
spricht die KunstPolizei - die Beobachtung der Kunst" als Sendung im
Offenen Kanal Berlin zusammen mit einem Sonderheft. Nr. 2 erscheint auf der
Sammel-CD- ROM Worldmedia Interactive, Nr. 3 und 4 als eigenstaendige CD-ROMs,
jeweils als Anthologie von Texten verschiedener Autoren. Die Sonderausgabe Nr.
5 erscheint dann als Buch "Eine KuensterTheorie der Universellen Maschine.
Die Kunstfaehigkeit des Computers in bezug auf seine Anwendung, Verwendung,
Animation + Installation" von Peter Dimke, die, obwohl "Kunst",
immerhin als Doktorarbeit anerkannt wurde. Die hier zu sehende interaktive
Animation enthaelt eine Auswahl von Texten aus den bisherigen Ausgaben.
Lutz Dammbeck
Diese 1996-97 entwickelte
Installation ist die Fortfuehrung der Arbeit am "Herakles"-Projekt,
das der Kuenstler Lutz Dammbeck bereits 1982 - damals noch in Leipzig -
begonnen hatte. Der Besucher findet auf der Festplatte eines PCs das Spiel
"Demiurg" sowie eine "Weltformel", die den
"unbegrenzten Zugriff auf das gesamte genetische Material" simuliert.
Der Spieler-Demiurg kann sich aus dem angebotenen Material zusammensetzen, was
er gerade benoetigt: Identitaeten, Kulturen, Voelker. Leuchtkaesten sind
bestueckt mit Grundrissen aus dem Zeitalter der Moderne: Schemata und Bauplaene
eines Computervirus, von Nomadenzuegen und Flughaefen, des Monte Verita etc.
Trotz Vernetzung und Globalisierung ist polarisierendes Denken immer noch
vorherrschend: Dammbeck verweist auf die beunruhigende Unfaehigkeit, mit dem
Nicht-Identischen umzugehen.
Dellbruegge & de Moll
Die Diskurslastigkeit der
Kunst der 90er Jahre reflektieren Dellbruegge & de Moll in einer Reihe von
Interventionen im oeffentlichen Raum. Der vielfach kritisierte klassische
weisse Ausstellungsraum - "white cube" - wird hier zum Objekt der
Ausstellung selber und zum Traeger seiner Message. Auf dem Marktplatz von
Langenhagen und im Kontext der Ausstellungsreihe "vor ort" wurde
dieser hermetische Kubus oeffentlichkeitswirksam temporaer fuer 10 Tage
plaziert. Der Kubus beinhaltet nicht mehr die Kunst, sondern vielmehr die
Reflexion ueber Kunst, hier realisiert in Form von Audioaufnahmen eines
Stimmengewirrs der CD "Der Diskurs findet hier statt", Theorietexten,
die je nach Kontext anders medial angeboten werden (Discman, Ghettoblaster,
CD-Player, Raumbeschallung etc.) und in diesem Fall hinter einer Tuer verborgen
und unzugaenglich bleiben.
Dore O.
Ein poetisch-malerischer
Experimentalfilm mit narrativen Elementen. Ein offenbar blinder Mann wird von
einer Frau gepflegt. Sie zieht ihn aus, legt Verbaende an und bekleidet ihn.
Die Handlung wird auf gegeneinanderlaufenden Zeitachsen gezeigt, so dass die
Beziehung des Paares im Zustand der Stagnation erscheint. Dazwischen sind
innere Bilder der Protagonisten zu sehen: Alptraeume, eine optische Maschine,
aber auch erotische Traeume aus einer vielleicht besseren Zeit. Tango-Motive
und eine Arie (Musik: Anthony Moore) verstaerken den Eindruck eines
romantischen Kammerspiels.
Die Blindheit des Mannes
bezieht sich auf Joseph Plateau, einen Pysiker und Pionier fuer die
spaetere Entwicklung des Films, der
seinen Augapfel durch Nachbildforschungen zerstoerte.
Die Bildtechnik, in der
Schicht auf Schicht ueberblendet wird, erinnert an die Uebermalungen im
Leinwand-Îuvre der Autorin.
Die Toedliche Doris
"Katastrophen
selbermachen" - Spielanleitungen, Ideen zum Nachahmen und genialen
Dilettantismus fuehren Die Toedliche Doris hier in gewohnt radikaler wie ironischer
Weise vor. Einem dreifachen Solo mit verschiedenen (Folter)Instrumenten,
Gesang, interpretiert von Kaethe Kruse, Ziehharmonika, mit Reissnaegeln besetzt
und gespielt von Nikolaus Utermoehlen, sowie Geige, Wolfgang Mueller, zu
jeweils brennenden Mikrofonen folgt ein abschliessendes stummes Trio - das
Kabel verschmort, der Tontransfer unterbrochen, nur das Videoband laeuft
weiter.
Neben dem ebenfalls
ausgefuehrten "Naturkatastrophenballett" (das u.a. fuer eine der
legendaeren Rockpalastsendungen des WDR aufgezeichnet wurde) ist das
"Konzert" in Clip-Laenge eine magische Beschwoerung einer
geschundenen Natur, inszeniert auf einer denaturierten, urbanen Natur-Buehne in
der Naehe der Mauer im Berliner Bezirk Kreuzberg. Doch der wohlkalkulierte Aktionismus
der drei Dilettanten ist immer auch kalkulierter Einsatz der Medien, sei es
Film, Tonband, Mikrofon, parfuemiertes Petroleum oder hier ein Feuerzeug. Die
live gespielte Version des Konzerts als "Gesaenge" wurde u.a. auch
bei der documenta 8, 1987, aufgefuehrt.
Alba D'Urbano
Die interaktive
Computersimulation des Ausstellungsraumes. Der Besucher konnte sich mittels
einer auf eine Stele montierten Spacemouse interaktiv im vom Computer
erzeugten, virtuellen Raum in jede gewuenschte Richtung bewegen. Naeherte er
sich den dort plazierten Bildern, wurden an diesen Stellen Verwandlungen
generiert. Die urspruengliche Malerei loeste sich erst in grobere Pixel und
dann in die als ASCII-Code dargestellten Daten des Bildes auf.
Auf dem Flur ergaenzten
Instituts-Leuchtkaesten mit Reproduktionen der Bilder und Ausdrucke der
ASCII-Bilder u.a. die medialen Darstellungen.
Die Veteranen
Die Veteranen ueberraschen
mit einer Fuelle von dadaistischen Wortspielen, interaktiven Zeichenelementen,
bewegbaren Figuren und abrufbaren Klang-Samples. Kleine Aufgaben erwarten den
Nutzer. Er hat labyrinthische Wege in der Unterwelt zu durchstreifen, kann
Musikstuecke mit phonetischen Klanggedichten kombinieren, eigene Tonaufnahmen
machen und ueber das Internet auf den Server des Verlages zurueckgreifen, auf
dem sich die "Venetian Deers" aus aller Herren Laender tummeln. Man
taucht in eine Welt aus Toenen und Geraeuschen, aus Bildern und Animationen und
klickt durch ein aus 16 Szenarien bestehendes Chaos. Eine gezielte Navigation
ist zwar moeglich, doch bleibt viel Raum fuer Ideen und Experimente,
Geraeusche, Toene, Text und Samples werden veraendert, verfremdet, verdreht,
neu verbunden oder zu kleinen Werken collagiert. Die komplexe Tonebene gestalten
die Soundkuenstler Stock, Hausen & Walkman aus Manchester (GB).
In Performances wird das
Material der CD-ROM auch live gesampelt und projiziert.
Heinz Emigholz
Fuenf Menschen blaettern in
den Notizbuechern ihres verstorbenen Freunds Roy und rekonstruieren dabei ihre
gemeinsame Vergangenheit: der Schriftsteller Carl, seine Mitbewohnerin, die
Fotografin Liza, der Architekt Jon, fuer den Liza fotografiert, der Zeichner
Fred, mit dem Carl Situationen seines Romans durchspielt, und die Uebersetzerin
Bela, die Freudsche Versprecher sammelt.
Der Essay in
Spielfilmlaenge, der von Bauten, Landschaften und Koerpern wie von der Liebe
zwischen Bi-, Hetero- und Homosexuellen handelt und als eine visuelle und
inszenierte Geschichte der Kultur und des Films gesehen werden kann, entstand
unter Mitwirkung vieler Freunde wie u.a. Wolfang Mueller und Nikolaus
Utermoehlen von der "Toedlichen Doris".
Ulrich Eller
Zentral im Raum und in
kreisfoermiger Ausdehnung stehen 40 auf Originalstaendern montierte Snaredrums.
Alle Trommeln sind gleichen Bautyps und mit einem Lautsprecher je Kessel
versehen. Die raeumlichen Abstaende zwischen den Objekten sind so gewaehlt,
dass ein bequemes Durchlaufen moeglich ist. Beim Betreten des Trommelfeldes
wird ein in Lautstaerke und Aktivitaetszeit variierter Grundton auf alle 40
Trommeln verteilt. Die akustische Zuordnung erfolgt durch ein
rechnergestuetztes Programm, welches nach einer festgelegten Partitur arbeitet
und manchmal nur ein Objekt, Objektgruppen oder auch alle Objekte zur selben
Zeit aktiviert. Zufall und Stille sind dabei ebenso kompositionelle
Bestandteile wie etwa sich wiederholende, rhythmische Pattern oder
wiedererkennbare akustische Bewegungen im gesamten Trommelfeld. Tonalitaetsspruenge
werden ueber die Stimmbarkeit eines jeden Schlagfells erzeugt, wobei der in
Zeitlaenge und Charakteristik variierte Ausgangsimpuls rein physikalisch nur
dazu dient, die Eigenresonanz jeder Trommel fuer einen kurzen Augenblick
hoerbar zu machen, die dann in ihrem Snaredrum-typischen Sound reagiert. Beim
Eintreten in den Trommelkreis befinden sich die Hoerer in einer stetig
wechselnden, verraeumlichten Geraeuschbewegung aus individuellen und
kollektiven akustischen Aktionswechseln.
Valie Export
Eine dunkelfarbige Hand im
Fadenkreuz - ueber das Interface der Eingangs-Handflaeche sind fuenf Begriffe
verteilt: index, playback, biographie, credits, syntagma.
Auf der
"Index"-Seite sind parallel zwei Ordnungssysteme untergebracht. Eine
Schachtel voll gerahmter Diapositive fuehrt zu den Fotoarbeiten, die Aufnahme
eines Regalfaches mit handbeschrifteten Cassetten ist die Startoberflaeche fuer
Ausschnitte aus insgesamt 16 Videotapes.
Das Navigationssystem der
CD-ROM, die wie ein Katalog die mediale Arbeit Valie Exports als
repraesentative Auswahl neu konfiguriert, ist betont visuell gestaltet. Dieser
Verzicht staerkt die Praesenz der Titel einzelner kuenstlerischer Arbeiten und
der - teilweise gesprochenen - Textpassagen.
"Syntagma" steht
fuer einen Experimentalfilm der parallel zu den genannten indexalischen
Konstruktionen in seinem Ablauf auf Arbeiten Exports verweist und so zum
filmischen Ausgangspunkt fuer die Erkundung der Sammlung von Werken aus den
vergangenen Jahrzehnten wird.
Holger Friese Max Kossatz
"antworten.de"
begruesst den User z.B. mit der Nachricht "We are now serving 94. Sie
haben Nummer: 99, bitte warten!!!". Dazu setzt eine Endlosschleife mit
Wartemusik ein. Nach 100 Sekunden erscheint die Frage "Moechten Sie etwas
schreiben oder etwas lesen, waehrend Sie warten?" Klickt man auf
"lesen", werden detaillierte Zugriffsstatistiken fuer
"antworten.de" seit dem 31.5.97 aufgerufen. Die Option
"schreiben" oeffnet ein Fenster, das zum Verfassen einer e-mail an
"fragen@antworten.de" einlaedt. Nach drei Minuten wird die
naechsthoehere Wartenummer aufgerufen. Kluge Koepfe ueberschlagen jetzt die
Zeit, zu der sie ungefaehr drankommen. Jedoch werden selbst sie mit der Antwort
"Sie sind leider zu spaet, Ihre alte Nummer war 99, Ihre neue Nummer ist
106" abgespeist.
"antworten.de"
besteht aus mehreren CGI-Skripten, die Nummernzuweisung erfolgt durch ein
Cookie, das auf dem Rechner des Users abgelegt wird.
Das vielversprechende
Angebot entpuppt sich als automatisiertes Maschinenskript - das Hoffen auf
Antworten ist vergeblich. Das Warten ist die einzige Kommunikationsleistung des
Kommunikators.
Fred Froehlich
Im Alltag begegnen uns immer
wieder kleine Dinge, deren Funktion sich nicht auf den ersten Blick
erschliesst, die uns aber im Gebrauch bald vertraut werden, so dass wir den
Blick fuer die Raetselhaftigkeit ihrer Form oder ihre moegliche symbolische
Deutung verlieren. Aus ihrem Kontext geloest und als auratische, grosse,
leuchtende Bilder an die Wand projiziert, laesst sich in ihnen die verlorenen
Magie des Alltags wiederentdecken.
Ein Terminal mit einem
Touchscreen offeriert eine Auswahl von 27 Begriffen, so etwa Zukunft
Vision, Energie, Frische
oder Freude. Jeder der Begriff loest bei Beruehrung eine Abfolge aus den 300
Bildern in den drei Projektoren und korrespondierende Klaenge aus.
Adib Fricke
Adib Frickes Dekonstruktion
von Zeichen und Semantik anhand computergenerierter Textbausteine findet im
digitalen Katalog der "Word Company" seine bisher konsequenteste und
vielfaeltigste Formulierung. Im Netz oder als CD-ROM vertreibt der Kuenstler
als Dienstleister seine "Protonyme", Produkte kreativer
Wortgestaltung. Die Simulierung der "Corporate Identity" einer Firma
- The Word Company verfuegt auch ueber ein Logo - oder eines Woerterbuchs
evoziert vielfaeltige Moeglichkeiten der Kontextualisierung und impliziter
Subtexte zum Umgang mit Wortschoepfungen wie dem raetselhaften
"Yemmels" oder dem vertraut klingenden "Methos". Fricke
stellt diese "autonomen" Worte nicht nur ins Netz, sondern auch als
traditionelles Tafelbild ins Museum. Seine Rubrik "Worte fuer den Tag"
ist zu guter Letzt nicht nur erbaulich, sondern staerkt uns auch psychisch. Mit
trockenem Humor entlaesst Fricke den Leser aus der reinen Textwelt, damit wir
uns dem alltaeglichen semantischen Rauschen gestaerkt wieder stellen koennen.
Dieter Froese
Die Aktualitaet der
Orwellschen Anti-Utopie des Verlusts persoenlicher Freiheit durch eine
allgegenwaertige Ueberwachung und Kontrolle inszeniert Dieter Froese in einer
Videoinstallation, die das ganze Haus des Kunstmuseums okkupiert. Die in der
Arbeit zum Ausdruck kommende Ambivalenz des elektronischen Mediums ist formal
vielschichtig realisiert: in der Spanne von Wahrheit und Vortaeuschung, realem
Objekt und Modell, hier Kameradummies und Monitorattrappen, wie auch in der
Doppelboedigkeit der inszenierten Verhoere eines vorproduzierten Videotapes,
das den Auftakt zu einem Kreislauf der Information bildet. Dieser
Einstiegspunkt wird auf 2 Monitoren angeboten, die von einer beweglichen Kamera
in den naechsten Raum uebertragen werden, wo sie wiederum von einer Kamera
erfasst und uebertragen werden usw. Dieser "spy-cycle", also
Ueberwachungszyklus, steigert sein Prinzip bis zur Absurditaet eines
"Theaters der Furcht".
Frank Fietzek
Die "Subjektive
Maschine" ist ein auf dem Boden liegendes, kompaktes Lochgittergehaeuse,
in dem ein Mikrocomputer und Sensoren untergebracht sind und in dessen
Schmalseite ein Monitor eingelassen ist. "Die Maschine bildet sich anhand
verschiedener Sensorendaten eine Meinung ueber die jeweilige Situation und
aeussert diese schriftlich auf dem Monitor." (Frank Fietzek) Es handelt
sich also um einen "Kommunikationsapparat", der nicht zwischen zwei
(oder mehreren) Menschen vermittelt, sondern Mitteilungen "ueber sich
selbst" in bezug auf seine Umgebung macht und sich damit vollkommen selbst
genuegt. Fuer den Betrachter ist nur schwer nachvollziehbar, was genau die
Sensoren wahrnehmen und auf welche Weise daraus eine "maschinelle
Empfindung" entsteht. Die verblueffende Aeusserung eines Computers, dass
eine Situation angenehm sei, weist auf die absurden Uebertragungen und
Personifizierungen im Umgang mit dem Computer, der mehr und mehr zu einem
Gegenueber geworden ist und dem wir, oft genug unfaehig, seine komplexe
Funktionsweise zu durchschauen, allzu gerne menschliche Eigenschaften
zuschreiben.
Monika Fleischmann Wolfgang Strauss
Jeweils ein Besucher kann
mit Hilfe eines Datenhandschuhs und einer
Datenbrille durch Bilder
navigieren, die in der Datenbrille sichtbar sind.
Gleichzeitig sehen die
anderen Besucher diese Bilder auf einer
Projektionsflaeche oder auf
Monitoren. Der Interakteur scheint, sich durch einen Raum zu bewegen, der
architektonisch der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie in Berlin
nachempfunden ist. In diesem Raum befinden sich neben abstrakten
Baumstammformen, Waenden, Kegeln und flachen Bodenplatten, die mit weissen
Schriftzeichen versehen sind, vier Raeume, die von vier Wissenschaftlern und
Philosophen bewohnt werden: Joseph Weizenbaum, Marvin Minsky, Paul Virilio und
VilÉm Flusser geben Statements ueber die gesellschaftlichen Auswirkungen
der neuen Medientechnologien ab.
Terry Fox
1980-81 verbrachte Terry Fox
als Stipendiat des DAAD in Berlin. Von seinem Atelier im Kuenstlerhaus Bethanien
in Kreuzberg konnte er ein grosses Stueck Mauer ueberblicken: "Ich sah,
dass sie Strassen, Plaetze und sogar Haeuser teilte. Ich beschloss, eine
Klangkarte, eine Partitur, eine Art hoerbare Geografie dieser Struktur
anzufertigen. Ich markierte die geografischen Eckpunkte von West-Berlin mit
einem Punkt und verband diese vier Punkte mit geraden Linien, um die sich dann
die Mauer im Zickzack wand und ein Muster bildete. Vier weitere Linien in
jeweils gleichem Abstand parallel zu der Mittellinie zwischen West- und
Ost-Berlin bildeten eine Art Notenzeile. Die Gesamtlaenge der Mauer in
Zentimetern wurde in Sekunden umgerechnet, so dass Entfernung in Zeit gemessen
wurde. Topografische und geometrische Besonderheiten der Mauer wurden in
Kategorien eingeteilt: gebogen oder gekruemmt (E), gerade (C), chaotisch (H),
Kanal (D), See (F) und in etwas, das den Sternen des Pferdekopfnebels im
Sternbild Orion entsprach (X). Die gesamte Partitur fuer 6 verschiedene
akustische Toene ist eine endlose Schleife genau wie die Mauer, die sie
beschreibt."
Festival
Die Digitale ist ein Treffen
von internationalen Filmemachern, Kuenstler-Entwicklern und Managern, die sich
mit der digitalen Welt des Computers und seinem Verhaeltnis zum Bewegtbild,
aber auch mit der Verbindung zwischen Kunst und Oekonomie beschaeftigen. Die
Digitale stellt Fragen, formuliert Vorschlaege und untersucht die
Moeglichkeiten eines kuenftig erweiterten Kinos.
Als dreitaegige
Veranstaltung konzipiert, bietet die Digitale Diskussionen, Workshops und
Praesentationen fuer ein interessiertes Fachpublikum und die breite
Oeffentlichkeit.
Die Digitale findet seit
1994 jaehrlich statt und wird seit 1995 in Koeln von der Kunsthochschule fuer
Medien Koeln im Auftrag der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen ausgerichtet.
Festival
Hervorgegangen aus dem
Experimentalfilm Workshop und getragen vom Film- und Medienbuero Niedersachsen,
hat 1988 erstmals das Europaeische Medienkunst Festival (EMAF) in Osnabrueck
unter der Praemisse stattgefunden, kuenstlerische Reflexionen ueber die
modernen Informations- und Kommunikationstechnologien verstaerkt in die
Oeffentlichkeit zu ruecken. Im Kontext der deutschen Medienfestivals bekennt
sich das EMAF seitdem jaehrlich zu einer nachhaltigen Vermischung von Film- und
Videoexperimenten. Umfangreiche Ausstellungen wie auch Vortraege und
Retrospektiven sind Teil des Konzepts. Immer wieder entdeckt das Kuratorenteam
Hermann Noering, Alfred Rotert und Ralf Sausmikat wegweisende technologische
wie kuenstlerische Experimente. Ein umfangreicher Katalog dokumentiert neben
den Festivalprogrammen auch laengere Textbeitraege zu den thematischen
Schwerpunkten.
Festival sonambiente
Aus Anlass ihrer
300-Jahrfeier praesentierte die Akademie der Kuenste 16 Jahre nach "Fuer
Augen und Ohren" (1980) mit "sonambiente" wiederum eine
gattungsuebergreifende, umfassende Ausstellung zu audiovisuellen
Installationen. An verschiedenen oeffentlichen wie musealen Orten des Berliner
Zentrums versammelten die Kuratoren Christian Kneisel, Matthias Osterwold und
Georg Weckwerth 67 exemplarische Klanginstallationen und -projekte. Vertreten
waren u.a. Ulrich Eller, Terry Fox, Stephan von Huene, Rolf Julius, Christina
Kubisch, Beno"t Maubrey, Gordon Monahan, Nam June Paik, um nur die
KuenstlerInnen der vorliegenden CD-ROM aufzulisten. Konzerte, Performances, ein
Symposium, ein "listening room" sowie eine abendliche "sound
bar" ergaenzten die Ausstellung. Dem Katalog war eine
Audio-CD-Dokumentation beigefuegt.
Festival
Die Medienbiennale Leipzig
fand als erstes internationales Festival fuer Medienkunst in den neuen
Bundeslaendern zweimal statt. 1992 standen 16 Installationen im Museum der
Bildenden Kuenste im Dialog mit der Sammlung alter Kunst. 1994 wird ein
riesiges, leerstehendes Industriegelaende (Abb.) von 75 internationalen
Kuenstlern unter dem Thema "Minima Media" bespielt. Das von Dieter
Daniels entwickelte und zusammen mit Inke Arns realisierte Konzept schlaegt
eine Verbindung von den 60er (u.a. mit Jochen Gerz, Allan Kaprow, Bruce Nauman,
Nam June Paik) zu den 90er Jahren (u.a. mit Breda Beban/Hrvoje Horvatic, Stan
Douglas, Peter Dittmer, Dellbruegge & de Moll, (e.) twin Gabriel, Douglas
Gordon, Dieter Kiessling, Werner Klotz, Helmut Mark, Alexei Shulgin, Alexandru
Patatics, Daniela Plewe, Anja Wiese). Der Schwerpunkt lag auf ortsspezifischen
Low-Tech-Installationen, umfasste aber auch Internetarbeiten (u.a. mit
Handshake, Museum fuer Zukunft, Muntadas, Nina Fischer/Maroan El Sani) sowie
Installationen im oeffentlichen Raum (u.a. Fred Froehlich, Joerg Herold, Maix
Mayer, Olaf Nicolai, Tilo Schulz).
Festival Skulpturenmuseum Glaskasten
Der seit 1984 alle zwei
Jahre verliehene Marler Video-Kunst-Preis war nicht nur der erste seiner Art,
sondern ihm gelang auch von Anbeginn eine Zusammenarbeit mit dem Fernsehen
(Aspekte Redaktion des ZDF). Damit wurde zumindest in einem zweijaehrigen Rhythmus
der deutschen Videokunst sowohl finanziell als auch medienwirksam
Aufmerksamkeit zuteil. Neben einer die Preisverleihung begleitenden Ausstellung
und einem Tourprogramm fuer die deutschen Kunstvereine und das Goethe-Institut
leistet der Katalog seit 1984 auch eine seismografische und statistische
Bestandsaufnahme.
Festival
38 kuenstlerische
Institutionen und kulturelle Orte sowohl aus dem Kunstkontext wie dem
oeffentlichen Raum verbanden sich in Hamburg zum Festival Mediale, initiiert vom
Galeristen Thomas Wegner. Performances, Theater- und Tanzprojekte, Symposien,
mediale Events, u.a. mit Van Gogh TV, sowie die Art & Fair Messe zwischen
Kunst und Kommerz (Design: Robert Wilson) machten die Vielfalt des Festivals
aus. Doch stand im Zentrum der Mediale eine klassische Ausstellung in den
Deichtorhallen zum Thema der vier Elemente. Ziel war es, das Elementare als
Gegenpol zur hochtechnologischen Umwelt gerade durch die Umsetzung mit medialen
Mitteln ins Blickfeld zu ruecken.
Beteiligte Kuenstler der
Ausstellung waren: Marina Abramovic, Klaus vom Bruch, Peter Campus, Jan
Dibbets, Paul Garrin, Hans Haacke, Stephan von Huene, Magdalena Jetelová, Rolf
Julius, Jannis Kounellis, Shigeko Kubota, Marie-Jo Lafontaine, Bernhard
Leitner, Richard Long, Matt Mullican, Joseph Nechvatal, Marcel Odenbach, Vito
Orazem/Thomas Lueck, Nam June Paik, Fabrizio Plessi, Klaus Rinke, David Rokeby,
James Turrell, Bill Viola, Nives Widauer.
Festival
Die Kurzfilmtage Oberhausen
wurden 1954 als Westdeutsche Kulturfilmtage von der Volkshochschule der Stadt
Oberhausen unter der Leitung von Hilmar Hoffmann gegruendet. Als
internationales Ereignis mit Wettbewerbscharakter konzipiert, trug es dazu bei,
dass die junge Bundesrepublik den Anschluss an die Weltfilmkultur fand.
In den erten beiden
Jahrzehnten fuehrte Oberhausens "Weg zum Nachbar" als einziges
deutsches Festival in die sozialistischen Laender - eine kulturpolitische
Vorwegnahme der "Ostpolitik". In den 60er Jahren war Oberhausen eine
Plattform fuer den jungen deutschen Film (Oberhausener Manifest 1962). In den
70er Jahren wurden verstaerkt Filme aus Lateinamerika und Asien
beruecksichtigt.
Nach abgeschlossener
"Globalisierung" expandierte das Festival bezueglich der Filmformen
und der Techniken. Als erstes deutsches Filmfestival zeigte es
Computeranimationen und Fernsehfilme. In den 90er Jahren oeffnete sich der
Wettbewerb unter der Leitung von Angela Haardt dem Videoformat und in
Sonderprogrammen allen Erscheinungsformen der neuen Medien (Interaktives TV,
CD-ROM, WWW, Hyper Media).
Festival Stiftung Bauhaus Dessau
Alle zwei Jahre widmet sich
das "Internationale Video-Forum" der Stiftung Bauhaus Dessau den
kuenstlerischen Bereichen Video, Installation, Performance und Workshop mit
einem besonderen Augenmerk auf Produktionen und Beitraegen aus den
osteuropaeischen Laendern. Dem von Stephen Kovats initiierten Festival gelang
es unter dem Begiff "ostranenie" (Verfremdung), ein eigenstaendiges
inhaltliches Profil im Kontext der Medienkunstfestivals fuer den Osten der
Bundesrepublik zu reklamieren. Das Festival wird organisiert im Verbund und
jaehrlichen Wechsel mit der Werkleitz Biennale.
Das EMI Studio (Studio
Electronic Media Interpretation) der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau
praesentiert seit 1995 das Festival in Zusammenarbeit mit K.I.E.Z. e.V. Dessau,
der Werkleitz Gesellschaft, Zentrum fuer kuenstlerische Bildmedien
Sachsen-Anhalt als eine Veranstaltung der Medieninitiative Sachsen-Anhalt.
Festival
Die transmediale
praesentiert jedes Jahr 10 Tage lang parallel zu den Berliner Filmfestspielen
das Neueste aus allen Bereichen elektronischer und digitaler Medienkunst:
Videoproduktionen, Computeranimationen, Netzkunstprojekte, CD-ROMs und
interaktive Medienszenarien. Eine Ausstellung mit medialen Installationen sowie
Events und Performances ergaenzen das Programm. "Presentations" zur
Entwicklung der Neuen Medien sowie ein besonderes Augenmerk auf experimentelle
TV-Aesthetik bilden weitere Schwerpunkte - hier stellen internationale
Fachleute zukunftsweisende Trends in Vortraegen und mit Beispielen vor. Der
Abend ist den "Screenings" der Wettbewerbsprogramme und den
Sondervorfuehrungen vorbehalten.
1988 als VideoFilmFest aus
dem "internationalen forum des jungen films" hervorgegangen und von
der MedienOperative e.V. getragen, kooperierte das Festival zunaechst von
1990-93 mit der Akademie der Kuenste West und Ost, zeigte Ausstellungen in der
Galerie am Pariser Platz und den Kunstwerken, bevor das Podewil im Berliner
Bezirk Mitte zum dauerhaften Veranstaltungsort wurde.
Videokunst in Deutschland
Die erste umfassende
Retrospektive zur Videokunst in Deutschland widmete sich allen Bereichen:
Videotape, Installation, Objekten, Performances und publizierte einen
enzyklopaedischen Katalog im Rahmen der Ausstellungsreihe "Ars Viva".
Dies war nach u.a. "Projekt '74" und "Nam June Paik" (1976)
ein weiteres von Wulf Herzogenrath kuratiertes Medienkunstprojekt am
Koelnischen Kunstverein (sowie als Wanderausstellung auch in Hamburg,
Karlsruhe, Muenster, Muenchen, Nuernberg, Berlin), das jedoch erst sehr viel
spaeter in seiner Bedeutung erkannt wurde, als der Boom der neo-expressiven
Malerei abgeebbt war.
Festival
Die Bonner Videonale wurde
von drei Studenten 1984 gegruendet (Dieter Daniels, Baerbel Moser, Petra
Unnuetzer) als das erste internationale Videofestival in Deutschland. Seither
findet die Videonale als Wettbewerb fuer Kunstvideos begleitet von
Sonderprogrammen und Installationsausstellungen zweijaehrlich statt. Ausserdem
werden vom Videonale-Team Programme fuer Museen und andere internationale
Festivals kuratiert. Das Kunstmuseum Bonn hat mehrfach die Preistraeger der
Videonale angekauft und ist Ort des zwischen den Festivals stattfindenden
Videonale Intermezzo. Mit dem WDR-Fernsehen besteht eine regelmaessige
Kooperation. So wurden die Videobaender der Gewinner ausgestrahlt und ein
Foerderpreis vergeben. 1998 wurde erstmals auch ein CD-ROM-Programm gezeigt.
Die Leitung und Konzeption wird seit 1996 von wechselnden Kuratoren uebernommen
(1996 Catrin Backhaus, Rosanne Altstatt, 1998 Ute Hoerner, Judith Ruzicka).
Festival
Seit seiner offiziellen
Gruendung 1989 unter der Leitung von Heinrich Klotz praesentierte das ZKM alle
2 Jahre ein Festival, das dem Publikum bis zur Eroeffnung der renovierten
IWKA-Hallen als Sitz des ZKM einen Einblick in die Sammlungs- und
Produktionsaktivitaeten des Zentrums geben sollte. 1993 wurde mit der
Multimediale 3 erstmals das zukuenftige Domizil in noch unrenoviertem Zustand
(Abb.) von den verschiedenen Abteilungen des Hauses Museum fuer Neue Kunst,
Medienmuseum, Mediathek sowie den Produktions- und Forschungsinstituten
Institut fuer Musik und Akustik und dem Institut fuer Bildmedien bespielt.
Neben den Ausstellungen, Konzerten, Vortraegen und Performances wurden im
Rahmen des Festivals auch die jeweiligen Preistraeger des
Siemens-Medienkunstpreises (1992-97) ausgezeichnet. Geehrt wurden fuer
kuenstlerisch herausragende Leistungen u.a. William S. Burroughs, Paul Garrin,
Peter Greenaway, Ingo Guenther, Lynn Hershman, Rebecca Horn, Knowbotic
Research, Ponton European Media Art Lab, Sabine Schaefer, Steina und Woody
Vasulka, Bill Viola, Peter Weibel und fuer ihr theoretisches Werk Jean
Baurdrillard, Friedrich Kittler, Paul Virilio und post mortem auch Vilém
Flusser sowie fuer ihre Vermittlertaetigkeit Regina Cornwell, Victoria von
Flemming, Klaus Schoening, Eckart Stein.
Peter Fischli David Weiss
Es geht in diesem Film
natuerlich auch um das Problem von Schuld und Unschuld. Ein Gegenstand ist
schuld, dass es nicht weiter geht, und auch schuld, wenn es weitergeht.
Es gibt ein eindeutiges
RICHTIG bei unseren Versuchen; das ist, wenn es funktioniert, wenn dieses
Gestell zusammenbricht. Dann gibt es noch ein SCHOeN gleichsam ueber diesem
RICHTIG; das ist, wenn es knapp wird oder wenn dieses Gestell zusammenbricht,
wie wir es wollen, naemlich langsam und kompliziert, dann ist es schoen
zusammengebrochen. Also liegt die Aesthetik auf dem Funktionieren drauf wie die
Butter auf dem Butterbrot, ziemlich duenn und gleichmaessig. Falsch ist, wenn
die Sachen ganz von selbst loslegen und falsch ist, wenn sie gar nicht
losgehen. Der Bereich von RICHTIG (oder dem, was man moraltheologisch auch als
GUT bezeichnet) ist bei uns also wahnsinnig schmal. Auch GUT und BOeSE liegen
oft sehr nah beieinander, z.B. wo die Kerze auf der Schaukel die Zuendschnur
anzuendet. Kerze und Schaukel sind eher gut, weil lieb und kindlich, und die
Zuendschnur ist boese, denn fuer etwas Harmloses brauchst du sie ja nicht.
Anders betrachtet, ist bei uns jeder Gegenstand gut, wenn er funktioniert, denn
er befreit den naechsten, gibt diesem die Moeglichkeit zur Entfaltung. Nicht
destruktiv.
Diese artistische
Versuchsanordnung alltaeglichster Dinge ist eine Kettenreaktion, ein
kontrolliertes Happening nach den Gesetzen der Physik und Chemie, den
Notwendigkeiten und Zufaellen einer prekaeren Situation, die man auch als
"Ordnung aus Schwankungen" bezeichnen kann. Die Kamera folgt
fasziniert dem Ereignis, das seinen "Lauf nimmt" und (fast) ohne
Schnitt einen 1/2-stuendigen Prozess dokumentiert. Mit diesem Video landeten
Fischli/Weiss einen der Publikumsrenner der documenta 8.
William Forsythe
"Improvisation
Technologies" ist eine digitale Tanzschule, die in die Grundlagen der
Forsytheschen Improvisationstechniken einfuehrt. In ueber 100 Videokapiteln,
kurzen "lecture demonstrations", erlaeutert Forsythe die wichtigsten
Prinzipien seiner Improvisationsarbeit. Die Videoaufnahmen wurden grafisch
bearbeitet: animierte weisse Linien und andere Effekte zeichnen
Bewegungsablaeufe und Figuren nach. Die physische Bewegung und ihre Beziehung
zum Raum laesst sich so ganz neu wahrnehmen. Die Installation bietet ausserdem
die Dokumentation des Balletts "Self Meant to Govern", das mit vier
Kameras aufgezeichnet wurde. Der Betrachter kann zwischen den verschiedenen
Perspektiven waehlen. Sequenzen aus der Performance sowie von Studioproben sind
zur Verdeutlichung der Theorie mit den "lecture demonstrations"
verbunden. 1999 wurde "Improvisation Technologies" in ueberarbeiteter
Form als CD-ROM veroeffentlicht (Videoausschnitt).
Bettina Gruber Christoph Lischka
"Dog-Ma" - ist
eine Internetarbeit, die auch als Installation praesentiert wird und als ein
"Work in progress" angelegt ist. "Dog-Ma" ist ein
Raumschiff, das zu den verschiedensten Missionen im Weltraum eingesetzt wird
und dessen erste Reise, die "Canis Minor Mission", im November 1996
stattgefunden hat. Die Hunde-Paraphrase auf bemannte Weltraummissionen laesst den
Besucher bis zuletzt im unklaren, was Ernst, was Scherz bei dieser Unternehmung
ist. Die Hyperlinks zu zahlreichen wissenschaftlichen Adressen im Internet, die
im weiteren Sinne mit Welt und Raum zu tun haben, fuehren dann aus der
ironischen Fiktion in den virtuellen Raum der realen Forschung (NASA,
Amundsen-Arktis-Station etc.).
Christoph Girardet Volker Schreiner
Zwoelf LCD-Projektoren
werfen ihr Bild von oben auf einen weiss gestrichenen Boden, so dass ein
bewegtes Bodenmosaik entsteht. Beim Betreten des Bildfeldes stoert der Besucher
die Bildmotive durch seinen Koerperschatten. Im Foro Artistico der Eisfabrik
Hannover, wo die Arbeit zum erstenmal praesentiert wurde, war es ausserdem
moeglich, das Bildmosaik von einer Galerie aus zu betrachten. Das Bildmaterial
besteht aus inszenierten Aufnahmen mit den Kuenstlern als Akteuren und neu
geschnittener "Found footage", die in sehr kurzen Loops wiederholt
werden. Die einzelnen Bildquadrate scheinen, sich visuell und auditiv
gegeneinander zu verschieben. Geraeusche, die an mahlende Maschinen erinnern,
versetzen den gesamten Raum und die Betrachter in koerperliche Schwingungen.
Eva Grubinger
"Netzbikini"
offeriert die Moeglichkeit, sich via Computer und Netzanschluss Schnittmuster
fuer Bikinis abzurufen, die sich die NetzuserInnen im Anschluss daran selbst
zusammenschneiden koennen. Dazu muss sich der/die UserIn zunaechst einen
passenden Schnitt (Konfektionsgroessen S, M oder L) downloaden, ausdrucken und
zusammenfuegen. Daraufhin erfolgt der Zuschnitt (die Kuenstlerin empfiehlt
transparenten Netzstoff, z.B. Gardine) und das Naehen auf bereitstehenden
Maschinen.
Wer Eva Grubinger dann ein
Foto (Netzbikini, angezogen) schickt, darf sein Netznaehkunstwerk mit einem
Designer-Label der Kuenstlerin schmuecken. Dem Cyber-Koerper-Kult setzt Eva
Grubinger damit subversiv schlichte Handarbeit entgegen.
Freddy Paul Grunert
Eine Videoinstallation mit
70 Monitoren auf einem Nomadenwagen unter einer Zeltplane, direkt vor dem
italienischen Pavillion. Mit allen Merkmalen des Provisorischen werden Videos
gezeigt von internationalen Kuenstlern - Nomaden unserer Zeit.
Ein ambulanter Ort,
Xenografie des Nomadischen, eingeschrieben (gr. "graphein" -
schreiben) durch die Begriffspaarung gr. "xenos" (Gast), gr.
"nomos" (Fremder), gr. "nemein" (beziehen), gr.
"nemesis" (Rache), Rache im Sinn von Rueckweisung auf den gerechten
Ort, also eine Philosophie ohne Grenzen, ohne Absichten, eine Philosophie der
eigenen Unruhe, Sensibilitaet und Intensitaet.
Ingo Guenther
Das Kuerzel "C3 I"
im Titel des Werkes steht fuer Command Control Communication und Intelligence.
Ein Videoprojektor wirft
Satellitenbilder auf die Marmorplatte eines steinernen Blocks. Das projizierte
Bild zeigt die aus einer Hoehe von 700 km aufgenommenen Bilder eines
sowjetischen Militaerflughafens in Afghanistan und eines Flugplatzes in
Honduras, dessen Existenz die Amerikaner leugneten. Die Installation steht im
Zusammenhang mit den "Ocean Earth"-Projekten, in denen Guenther gemeinsam
mit Peter Fend zum Teil unbekannte Satellitenbilder oeffentlich macht. Mit
diesen Bildern rekonstruieren sie eine Wirklichkeit, die sich der alltaeglichen
Erfahrung entzieht und doch Wirklichkeit abbildet. In "K4 (C3 I)"
bekommen die Besucher ein physisches Verhaeltnis zu diesen Bildern und der
"Zauber" der unsichtbaren Kontrolle globaler Satellitentechnik
erhaelt ein materielles Gegengewicht.
Jean-Francois Guiton
Don Quichottes heroischen
Kampf gegen Windmuehlenfluegel reduziert "Coup de vent" auf ein bei
aller Koerperlichkeit fast abstraktes Muster von Streichen, ausgefuehrt mit
einem Stock in "Windeseile". Zwischenschnitte auf rotierende
Windmuehlenfluegel sowie die Dynamik der Bewegung und des Schnitts geben dem
Band seinen formalen Rhythmus und Rahmen, seine Balance zwischen struktureller
Studie und erzaehlerischen Momenten. Diese Arbeit von 1990 stellt den
Hoehepunkt einer langjaehrigen Konzentration auf die Untersuchung formaler,
linearer Prozesse mit den Mitteln des Videobandes dar.
Kurt Hentschlaeger Ulf Langheinrich
Kurt Hentschlaeger und Ulf Langheinrich begannen bereits 1991 an ihrem Projekt "Granulare
Synthesen" ("Granular Synthesis") zu arbeiten, das spaeter dann
zu ihrem Kuenstlernamen wurde. In dieser fruehen 4-Kanal-Videoinstallation wird
ihr synthetischer Ansatz schon offensichtlich. Abschnitte von einer halben bis
wenige Sekunden Dauer, Einzelereignisse (Grains), werden neu sequenziert,
geloopt, versetzt, nicht aber selbst manipuliert. Kopf und Mund als
Ausdruckstraeger und primaerer Klangerzeuger werden so stark stilisiert. Die
Reorganisation des Materials zerstoert das urspruengliche,
"natuerliche" Zeitkontinuum und fuehrt zu einer
"Entzeitlichung".
Twin Gabriel
Baghildis Gompf, Geisselolt
Blodig, Heppo Steppuhn, Modest Immekeppel... einige wenige von insgesamt 3
Namen, die (e.) Twin Gabriel aus vorhandenen - aber aus der Mode gekommenen -
Vor- und Nachnamen generiert haben. Fuer 12 davon gibt es computergenerierte
Gesichter, fuer zwei richtige Ausweise (Modest Immekeppel und Heppo Steppuhn).
Diese werden von Zeit zu Zeit in Brieftaschen verstaut und in Ausstellungen
ausgelegt. Sie erscheinen wie verloren, werden von Besuchern gefunden und
pflichtbewusst zur Aufsicht gebracht. Zu Brieftasche und Ausweis gehoert ein
Besitzer, der als Person mitgedacht wird, wenn jemand diese Hinterlassenschaft
wahrnimmt. Es entstehen Geschichten um die fiktive Person.
Walter Gramming
Walter Gramming
transformiert die kuenstlerischen wie biografischen Elemente der Welt des
George Grosz in einer aufwendigen Studioproduktion. Die malerische
Expressivitaet und soziale Kritik der Bildwelten Grosz' - sowohl der deutschen
wie der amerikanischen Peiode - uebersetzt er in eine dichte Szenenfolge voller
Gewalt und Sexualitaet in einem oeffentlichen Stadtraum. Der Topos der Stadt,
der Industrialisierung und Anonymitaet, aber auch der Gleichzeitigkeit von
Wahrnehmung und Illusion ist dabei nicht nur fuer Grosz, sondern fuer die
Geschichte Berlins generell von zentraler Bedeutung. Mit dieser
Auftragsproduktion fuer die Berliner Ausstellung "Mythos Berlin"
praesentierte Gramming einen stilistisch komplexen videografischen Essay, der
als Ausstellungstueck in eine Stahlinstallation integriert war.
Bettina Gruber Maria Vedder
"Der Herzschlag des
Anubis" ist eine Videocollage aus Modellen und Beleuchtungseffekten. Die
Vorbilder dieses Videobandes stammen aus der altaegyptischen Kultur und von
deren mythologische Figuren. Diese werden als Tableaus in Szene gesetzt:
"Das Anubis-Charon-Tableau", "Das Isis und Osiris-Tableau"
und "Das Horus-Tableau". Dabei werden die einzelnen Szenen mit
Papiermodellen der Figuren und der mythologischen Gegenstaende durch unterschiedliche
Skalierung vor einem durch Licht und Schatten inszenierten Hintergrund mit
thematischen Stimmungen wie "Die Luft unter den Fluegeln", "Die
kreisende Nacht" oder "Der schwarze Schatten" assoziert.
Die beiden
Videokuenstlerinnen Bettina Gruber und Maria Vedder realisieren seit mehreren
Jahren gemeinsam Arbeiten.
Jochen Gerz Esther Shalev-Gerz
Die vielfaeltige
Verschraenkung von medialen wie lokalen Oeffentlichkeitsformen (wie das
Theater) in der "Berliner Ermittlung" ist einzigartig in der
deutschen Gegenwartskunst. Basierend auf dem Originaltext des Stueckes
"Die Ermittlung - Ein Oratorium in elf Gesaengen" von Peter Weiss,
der den Auschwitz-Prozess in Frankfurt von 1963-65 zum Thema hat und 1965 in 17
Staedten gleichzeitig uraufgefuehrt wurde, operieren Jochen und Esther
Shalev-Gerz mit einem erweiterten Aktions- und Buehnenbegriff, bei dem die
Plattform nicht nur das Theater selbst ist, sondern der z.B. auch beinhaltet,
dass die Akteure ueber Anzeigenkampagnen gefunden wurden. Durch Kooperation mit
dem Sender Freies Berlin fuer das Medium Radio, der Redaktion von ZDF-Aspekte
fuer das Fernsehen und dem Berliner Tagesspiegel fuer die Zeitung wurden im
Vorfeld von den Lesenden persoenlich ausgewaehlte Textpassagen des Stueckes
jeweils gesendet bzw. gedruckt in Verbindung mit einem Hinweis auf die Akteure.
In den "Vorstellungen" an den drei beteiligten Theatern fungierte
Gerz' Installation "EXIT/Das Dachau-Projekt" von 1972 auf der Buehne
als gleichbleibender Rahmen und Verweis auf Formen der Bewaeltigung des
Faschismus' in Deutschland. Die Premiere des "Work in progress" wurde
als Hoerspiel live im Deutschland-Radio uebertragen.
Jochen Gerz
"Das Berkeley
Orakel" war ein Projekt fuer das Berkeley Art Museum und das ZKM
Medienmuseum. Wie in vielen anderen Arbeiten befasst sich Jochen Gerz darin mit
der Befragung der Gegenwart. Internetbenutzer aus aller Welt werden eingeladen,
"neue, unvergessene oder noch nie gestellte Fragen" zu stellen, die
im Netz eine Art kollektives Archiv bilden.
Das Konzept des
"Berkeley Orakels" konfrontiert die Frage nach den Folgen der
Studentenproteste, die 1968 u.a. von der Universitaet Berkeley ausgingen, mit
den realen Fragen der Nutzer. Berkeley steht hier fuer den Aufbruch und die
Anregung zum Nachdenken, Zweifeln und Weiterdenken. In einer zweiten Phase
manifestierte sich das Projekt als Ausstellung zunaechst in Berkeley und dann
im ZKM, wobei Gerz eine Auswahl von 40 im Internet gestellten Fragen als
Foto/Texttafeln in allen oeffentlichen Bereichen der Museen plazierte. Als
Bildhintergrund der Tafeln mit den Fragen der Internetteilnehmer dient ein
fotografischer Ausschnitt der Ruinen von Delphi.
Agnes Hegedues
Diese Installation stellt
eine besondere Art von Fernkommunikation zwischen zwei Personen dar, wobei
Gesichtsausdruck und Handgesten die entscheidenden Ausdrucksweisen sind. Beide
Personen stehen sich gegenueber, getrennt durch eine mit einer Oeffnung
versehene Wand. In diese Oeffnung ist ein optisches System aus halbdurchsichtigen
Spiegeln eingelassen, in denen von einem Computer erzeugte virtuelle Bilder
erscheinen koennen. Auf jeder Seite der Wand befinden sich in Vertiefungen
multiaxiale Joysticks, mit deren Hilfe die Betrachter die zwei virtuellen
Handpaare im Spiegelsystem manipulieren koennen. Waehrend die virtuellen Haende
interaktiv bewegt werden, aendern sich staendig ihre Gebaerden. Dies wird
erreicht durch eine algorithmische Metamorphose der Linien, aus denen jede Hand
besteht. Dadurch entsteht ein Wechselspiel von Uebergaengen zwischen den
einzelnen Gesten. Auf diese Weise erleben die beiden Betrachter die visuelle
Kommunikation miteinander mittels der Metasprache gestischer Abfolgen. Sich
gegenueberstehend, manipulieren sie interaktiv ihre virtuellen Behelfshaende, um
so in einen zwar nonverbalen, doch beredsamen Dialog zu treten.
Birgit Hein Wilhelm Hein
Ein autobiografischer,
dokumentarisch-experimenteller Filmessay ueber die eigene eheliche Sexualitaet,
in dem das Private schonungslos offengelegt wird.
Waehrend eines laengeren
Aufenthalts in New York filmen sich Wilhelm und Birgit Hein gegenseitig. Im
Zentrum steht vor allem die Auseinandersetzung mit der Sexualitaet und der
eigenen Koerperlichkeit. Die Autoren zeigen offen und ungeschminkt ihre
Beziehung und das Leben in intimen Situationen - bei der Liebe, der
Selbstbefriedigung oder der Koerperhygiene. All dies geschieht in einer kleinen
Wohnung vor dem Hintergrund einer hektischen, beziehungsfeindlichen Stadt, die an
der Produktion des "alltaeglichen Wahnsinns" nicht unbeteiligt ist.
Alexander Hahn
Fuenf nackte TV-Roehren
simulieren eine Art Gedaechtniskammer als Raum aus computeranimierten
Elementen. Im oberen Monitor blickt man auf eine flatternde Fahne. Auf dem
mittleren zerfaellt ein steinerner Kopf unmerklich zu Sand. Noch bevor er ganz
in einer Bodenritze verschwindet, schnappt eine Falle im Flug vom rechten zum
linken Monitor zu. Im selben Moment erscheint wieder der Kopf. Zugleich loest
eine kurze Sequenz das Bild der Fahne ab: Sieht man den flinken Griff eines
Taschendiebes? Ehe man es realisiert, wird erneut die Fahne eingeblendet und
bewegen sich auf dem unteren Monitor die drei Huetchen des bekannten
Trickspiels. Unter einem ist - nie zu erraten, wo - eine Kugel versteckt. Das
Gedaechtnis wird getaeuscht, die Wahrnehmung ueberrumpelt, die Zeit vergeht wie
im Fluge oder unendlich langsam. Die rhythmischen Bildverflechtungen der
Installation kontrastieren nicht wahrnehmbare Zeitablaeufe: den eines
geologischen Zerfallsprozesses und die Fluechtigkeit eines Augenblicks.
Barbara Hammann
Die "zerstoerten"
Bilder werden zum magischen Lichtstrich. Die Arbeit ist eine spielerische
Meditation ueber den Magnetismus, die Gesetze von Anziehung und Abstossung, von
Beziehung und Manipulation. Und eine Antwort auf Paiks "Zen for TV",
obwohl ich seine Frage vorher nicht kannte.
Der Besucher kann den zu
einer schmalen Zeile komprimierten Lichtstrich von aussergewoehnlicher
Intensitaet durch das darueberschwingende, magnetisierte Eisenpendel
elektromagnetisch ablenken, eine sanft modulierte Wellenbewegung entsteht, die
je nach eintretendem Reibungsverlust des Pendels langsamer und schwaecher wird.
Die Arbeit hat sich im Laufe der Jahre veraendert, u.a. auch durch meine Reaktion
auf die jeweils unterschiedlichen Ausstellungsraeume. Die Ablenkung des
Lichtstrichs ist abhaengig von der Raumhoehe, die den Schwingungsradius des
Pendels bestimmt. Beim mittleren Monitor ist das Pendel der Monitoroberflaeche
am naechsten, zu den Raendern hin entfernt es sich immer mehr. Geht der Abstand
ueber eine bestimmte Groesse heraus, ist die magnetische Kraft des Pendels
nicht mehr stark genug, den Lichtstrich zu bewegen.
Carsten Hoeller
Abstrakt dargestellt durch
weisse Punkte, zeigt das Band ein tanzendes Paar. Nach und nach verblassen die
Punkte, bis am Ende nur noch ein einzelner vor dem schwarzen Hintergrund
uebrigbleibt. Anschliessend erscheinen alle Punkte aber erneut, so dass der
Reigen der tanzenden Punkte wieder von vorne beginnen kann.
Gusztáv Hámos
Die Ankunft in der
Grossstadt in Berlin war schon immer ein literarisches wie filmisches Sujet. In
memoriam Walter Ruttmanns "Berlin. Die Sinfonie der Grossstadt" loest
ein Maedchen eine Fahrkarte "Berlin Retour" und der Zuschauer einen
Freifahrschein durch 70 Jahre deutsche Geschichte. Die architektonische Wueste
des Anhalter Bahnhofs wie des Potsdamer Platzes schaffen die Buehne fuer
elektronische Inserts mit Archivbildern zur Historiografie Berlins: Metropole
der 20er Jahre, Nazismus, Krieg, Teilung der Stadt, Sozialismus im Osten,
Aufstand am 17. Juni, schliesslich die Mauer vom Bau bis zum Fall. Das Maedchen
wechselt muehelos die Rollen und medialen Ebenen dank subtiler digitaler
Effekte. Am Ende geht es retour im Schnelldurchlauf, doch landet das Maedchen
mit einem Salto im Zeitalter der virtuellen Stadtplanung.
Astrid Heibach
Der Fernsehbildschirm als
Fenster zu einer anderen Welt, faszinierenden Tagtraeumen aehnlich. Eine
Reproduktion von Goyas "Maya" wird auf dem Bildschirm lebendig und
lockt ihr maennliches Gegenueber in ein Spiel der Spiegelungen, Verdopplungen
und Fantasien. Die "Stille Katastrophe" besteht in der
Unmoeglichkeit, jenseits dieser medialen und tradierten Bilder eine menschliche
Kommunikation zu erfahren und aus dem ewigen Kreislauf der Projektionen
auszubrechen. Das Paar im Video, Gusztáv Hámos und Astrid Heibach, realisiert
diese klassische Videoexperimentation der 80er Jahre auch als letzte Arbeit
ihrer Beziehung.
Joerg Herold
Bei der Ausstellung
"Bewurstsein oder fuer alle ist gesorgt" in der Leipziger Galerie
EIGEN+ART reduzierte ich den Raum zur Huelle fuer ein einziges Kunstwerk: die
Installation "Wurstmaschine". Damit verband ich die Ueberwaeltigung
des Betrachters mit einem tiefen Sarkasmus. Das Objekt draengte den Besucher an
den Rand, an die Mauer. Diese Installation liesse sich mit den Worten
beschreiben: Es wird gepresst, gedrueckt, verheizt, gefressen. Als Kommentar zu
dieser Installation drehte ich den "Wurstfilm". Dieser Film wurde
anlaesslich der Ausstellungseroeffnung 1987 in den Raeumen der Galerie
uraufgefuehrt.
Nan Hoover
Mit Hilfe eines
Makrobjektivs und der Zeitlupe untersucht Nan Hoover die Oberflaechenstruktur
ihres Gesichts in Form einer dramatischen Inszenierung aus Textur und Licht.
Fuer sie suggeriert diese Arbeit "zeitlose Momente eines Zwischenreichs,
wenn unsere Wahrnehmung geschaerft ist, Geraeusche sich intensivieren und wir
beinahe mikroskopische Wesen in unserem Inneren werden".
Felix Stephan Huber Philip Pocock Florian Wenz Udo Noll
"A Description of the
Equator and Some Ötherlands" ist ein textgestuetztes, am Film orientiertes
Internetprojekt, geschrieben und bearbeitet von den Besuchern sowohl der
virtuellen als auch der tatsaechlichen documenta. Gemeinsam mit dem
"Anwender" laden Hauptautoren oder Uebermittler fast taeglich Texte
und bewegte Bilder ein, um ein Netz von untereinander verbundenen Filmen in
einer globalen Kooperative von Autoren
zu weben.
"The Equator" ist
die Fortsetzung von Huber und Pococks vorausgegangenen zwei
Netzwerk-Kunstprojekten, "Arctic Circle" und "Tropic of
Cancer". In beiden Faellen handelt es sich um tatsaechliche Reisen: als
Wanderer durch Kanadas Norden im ersteren, als europaeische Kulturtouristen in
Mexiko im letzteren. "The Equator" ist ebenso als eine Schleife aus
Reisen-als-Kunst und Reisen-als-Information zu verstehen, hier jedoch eher ein
Geflecht aus virtuellen Aufenthalten auf dem siebten Kontinent - dem
Cyberspace.
Rebecca Horn
Der Film "Buster's
Bedroom" handelt von zwei Frauen, von denen sich die eine freiwillig, die
andere unfreiwillig ihrer Bewegungsfreiheit berauben. Die Schauspielerin Diana
Daniels folgt der Anweisung eines von ihr geliebten Arztes, der ihre Liebe
nicht erwidert, und nimmt freiwillig die Rolle der Gelaehmten an. Die zweite
Hauptdarstellerin, Micha Morgan, befindet sich auf der Suche nach ihrem Idol
Buster Keaton und wird von demselben Arzt in eine Zwangsjacke gezwungen.
Ein zentrales Element dieses
Films, der Rollstuhl, fuehrt heute ein Eigenleben als Objekt. Motorisiert, doch
ohne Insasse, bewegt sich der Rollstuhl unaufhoerlich innerhalb einer auf dem
Boden markierten Kreislinie. Offenbar voll verkehrstauglich ist der Rollstuhl
ausgestattet mit Steuerung, Blinklichtern und Rueckspiegel. Ein beweglicher
Greifarm, der an der linken Lehne angebracht ist, haelt ein Wasserglas und
vollfuehrt damit eine Giessbewegung. An einer Wand haengt eine Zwangsjacke, die
sich in unregelmaessigen Zeitabstaenden hebt und senkt. Rollstuhl und
Zwangsjacke sind Motive aus "Buster's Bedroom". Erweiterung der
Bewegungsfreiheit durch den Rollstuhl und Freiheitsentzug durch die Zwangsjacke
treten in ein dialektisches Verhaeltnis. In der Rauminstallation entwickeln
Rollstuhl und Jacke ein Eigenleben, das die Absenz des Menschen und zugleich
seine elementare Verletzlichkeit zum Ausdruck bringt.
Barbara Aselmeier Joachim Blank Armin Haase Karlheinz Jeron
Handshake, 1993 von Barbara
Aselmeier, Joachim Blank, Armin Haase und Karlheinz Jeron gegruendet, war in
Deutschland eines der ersten Kommunikationsprojekte unter Einbeziehung des
elektronischen Netzwerks Internet. Als interaktive Rauminstallation realisiert,
bildete es eine Schnittstelle zwischen elektronischem Netz und Lebenswelt.
Vorbereitete Kommunikations- und Wahrnehmungsexperimente auf textueller,
visueller und auditiver Basis verwiesen dabei auf kulturelle Eigenheiten und
Gemeinsamkeiten der Partizipierenden. Handshake verstand sich als ein
fortlaufender Prozess mit der Absicht, Verhaltensweisen von Menschen und
Automaten in elektronischen Netzwerken zu beobachten.
Ute Hoerner Mathias Antlfinger
"Possible Selves"
ist ein Computerspiel, das am Schreibtisch eines Psychologen beginnt. Wer sich
an dessen PC zu schaffen macht, erhaelt zunaechst Zugang zur Klientendatei, in
der sich psychologische Gutachten und Fallbeschreibungen einer Gruppe von
jungen Kuenstlern befinden. Auf dem Weg durch die Lebensgeschichten der
Kuenstler erscheinen erste Hinweise auf eine zweite, verborgene Ebene. Sie
enthaelt Sequenzen fiktiver psychologischer Interviews mit den Kuenstlern und
Ausschnitte aus einer Diskussion ueber die Utopie der Kunst, die 1993 an der
Kunstakademie Duesseldorf stattfand. Aus der Summe der Videoclips entsteht das
dekonzentrierte Bild einer seltsamen Studie ueber die
Persoenlichkeitscharakteristika junger Kuenstler am Ausgang des 20.
Jahrhunderts. In dieser Umgebung ist guter Rat teuer. Timothy Leary leistet
Hilfestellung: In Gesalt eines Philosophen des alten China kommentiert er die
Verwirrungen dieser ersten "nachlarvalen" Generation (jene, die zwischen
1945 und 1970 geboren sind) aus der Sicht der Exo-Psychologie.
Stephan von Huene
Im Installationsraum
befinden sich vier computergesteuerte Skulpturen aus Holz und Metall
lebensgrosser maennlicher Unterleiber, die auf Sockel montiert sind. Drei der
Skulpturen sind mit Anzughosen und Schuhen bekleidet, eine ist bis auf die
Schuhe "nackt" und legt so ihr mechanisches Inneres offen. An der
Wand hinter den Mannequins haengen 14 Zeichnungen von maennlichen Unterleibern,
die an Modezeichnungen erinnern. Betritt der Betrachter den Raum, setzen
Sensoren die Beine langsam in Bewegung, die einen immer schneller werdenden
Stepptanz auffuehren. Begleitet werden ihre Bewegungen von Musik George Bizets
und Georg Friedrich Haendels. Gleichzeitig hoert man die Stimmen amerikanischer
Politiker. Die tanzenden Beine der maennlichen Mannequins inszenieren eine
gespenstische Situation, in der selbst die Zeichnungen an den Waenden zum Leben
zu erwachen scheinen.
Res Ingold
Die Fluggesellschaft
"Ingold Airlines" des schweizer Kuenstlers Res Ingold wurde 1982
gegruendet und seither konsequent ausgebaut - bis hin zur Umwandlung in eine
Aktiengesellschaft 1996. Das fiktive Unternehmen mit Sitz in Koeln orientiert
sich hart an der Wirklichkeit: Das Angebot - z.B. Fluggastbegleitung,
VIP-Service, Mitgliederclub, Cargo-System und Shuttleservice - schlaegt sich in
einer perfekt konzipierten Corporate Identity nieder, die in Galerien, bei
Aktionen und auf Messen praesentiert wird. Nicht Passagiere, sondern Ideen sind
das wichtigste Umschlagsgut. Die Frage nach dem Realitaetsgrad und der
Zugehoerigkeit von "Ingold Airlines" zu Kunst oder Wirtschaft ist
nicht eindeutig zu beantworten: Wirklichkeit entpuppt sich als potentiell
simuliert, und Simuliertes wirkt auf Reales zurueck.
-Innen: Cornelia Sollfrank Janine Sack Korinna Knoll Ellen Nonnenmacher
Ausgehend vom Mythos von
Narziss und dessen Uebertragung auf das Subjekt und seine Beziehung zum Medium
verarbeitet die Hamburger Kuenstlerinnengruppe -Innen ihre Thesen zum Thema
Fernsehen diesmal im Medium selbst. Anders als in der Multimedia-Performance
("Narzissmus in den Medien am Beispiel Fernsehen 1.1 Das Begehren",
Hamburg, Muenchen, Zuerich 1993-94) werden diese nicht theoretisch-didaktisch
vorgefuehrt, sondern sind zu Fernsehbeitraegen verarbeitet, konkret: zu
Game-Shows. Das "Narzissmusspiel", das
"Ich-Idealisierungsspiel", das "Traumaspiel" und das
"Enttaeuschungsspiel" bieten den AnruferInnen vorgefertigte
Antworten, aus denen dann im Multiple-choice-Verfahren ausgewaehlt werden muss.
Waehrend der Game Shows werden vorproduzierte Computeranimationen, Werbetrailer
sowie eine eigens komponierte Geraeusch-Musik-Ebene ins Studio eingespielt.
Gábor Bódy
"Infermental" war
das erste internationale Magazin auf Videocassetten, das Kunstwerke oder Teile
von diesen, Trailer und interessante Berichte in 1- bis 20-minuetiger Laenge
aus allen Winkeln der Welt veroeffentlichte. Das Magazin erschien einmal jaehrlich
in einem Gesamtumfang von 4-6 Stunden und wurde an einem jeweils anderen Ort
der Welt kompiliert und ediert. Von Berlin (West) 1982, der ersten von Gábor
Bódy, der 1980 das Projekt als "international recorded imagery
project" initiierte, und Astrid Heibach edierten Ausgabe, die anlaesslich
der Berliner Filmfestspiele auf der grossen, elektronischen Werbetafel am
Berliner Kurfuerstendamm publik gemacht wurde, bis zur letzten Ausgabe 1991 aus
Skopje und Osnabrueck wurden insgesamt 660 Arbeiten zusammengetragen.
"Infermental" sollte kein Festival und auch keine Galerie sein,
sondern ein "kursierender Infospeicher" (Oliver Hirschbiegel), der
auch Ausschnitte, Dokumente und Ereignisse nach thematischen und geistigen
Kontexten buendelte.
Barbara Aselmeier Joachim Blank Armin Haase Karlheinz Jeron
Ende 1994 gruendete sich die
Internationale Stadt Berlin (IS) mit dem Ziel, als unabhaengiger
Internetprovider kulturellen Projekten die Praesenz im Internet zu erleichtern.
Die 7 Initiatoren kamen aus der Hacker- und der Medienkunstszene (z.B.
Handshake). Die IS entwickelte einfach zu bedienende Tools (die z.B. die
Integration von "alten", staerker auf Kommunikation angelegten
Internetdiensten [e-mail, irc, newsgroups] in das WWW ermoeglichten) und bot
guenstige Internetzugaenge (fuer bis zu 300 "EinwohnerInnen") und
Serverplatz fuer eigene Experimente an. In den drei Jahren ihrer Existenz
entwickelte sich die IS zu einem Zentrum fuer kuenstlerische Aktivitaeten im
Internet: die Mehrzahl der fruehen Netzkunstprojekte in Deutschland waren hier
angesiedelt. Finanziert wurde die Infrastruktur durch kommerzielle Projekte
(Web-Dienstleistungen).
Christian Jankowski
"Wie erscheine ich Dir
in diesem Medium. Findest Du hier Eigenschaften, die Du schon von mir
kennst?" fragt Christian Jankowski im Verlauf seines einwoechigen
Liebes-Chats im Web, mit dem er das Medium auf seine Liebestauglichkeit
erkundet. Kommunikation ist der Ausgangspunkt fuer eine Arbeit, die
Moeglichkeiten so disparater Medien wie Internet, Video, Installation, Katalog
und Performance nutzt und auf ihre Gueltigkeit - in sichtbarer Relation
zueinander - befragt.
Von seiner Freundin Una, die
in Mailand arbeitet, getrennt, richtete Jankowski 1997 einen Chat-Raum im Netz
ein, in dem sie sich taeglich trafen: Das Thema Raum ist dabei zentraler
Bezugspunkt der Gedanken der Liebenden.
Taeglich entwerfen Una und
Christian einen Ort der Erfuellung, der in Ausstattung und Funktion verbunden
ist mit den Sehnsuechten und Visionen von Zweisamkeit: Eine "Bauchtanzecke",
das "Bed of Cream" - sofort begann Jankowski mit der Realisation der
ertraeumten Interieurs. Die Wunschliste der benoetigten Requisiten
veroeffentlichte er im Internet, alles musste ueber das Web beschafft werden.
Die taeglichen Dialoge waren
im Netz oeffentlich zugaenglich.
Hartmut Jahn
Eine experimentelle
Bearbeitung der deutsch-deutschen Beziehungen in den 50er und 60er Jahren. Auf
der inszenierten Ebene des Videos fuehren zwei identisch aussehende Maedchen
Hand in Hand durch eine Collage deutsch-deutscher Bildwelten: das Brandenburger
Tor, nostalgisch wirkende Verpackungen der 50er Jahre von Konsumartikeln aus
Ost und West, die Mauer sowie Fernsehbilder von Staatsmaennern wie Nixon,
Ullbricht, Brandt und Erhard. Zum skurrilen Teil des Videos gehoert die
Enthuellung des PappmachÉ-Charakters von Teilen der Grenzbefestigungen auf der
Ostseite der Mauer.
Das durch das
Geschwisterpaar eingefuehrte Doppelmotiv wird auch stilistisch aufgenommen -
wie etwa durch gespiegelte Bild-in-Bild-Montagen oder die musikalische
Konfrontation eines neuinterpretierten Schlagers.
Kirsten Johannsen
Mit Stahlseilen an Decke und
Boden verspannt, haengen in "Das Konzert des Aeon" hinter kreisrunden
Vergroesserungslinsen fuenf kleine LCD-Bildschirme im Raum. Ihre Anzahl leitet
sich ab von der Pentatonik, die sich auf fuenf Toene in den
Oktavzwischenraeumen beschraenkt und zugleich die Basis der im Ausstellungsraum
zu hoerenden, frueher als goettlich geltenden Glasharfenmusik darstellt. Als
visuelle Verbindung zur kosmischen Hintergrundstrahlung des Universums, das als
Folge des Urknalls sich wie ein aufgeblasener Ballon in alle Richtungen
ausdehnt, zeigt Kirsten Johannsen auf den LCD-Monitoren schwarzweisse
Lichtpunkte, das "weisse Rauschen", das noch immer mit
(nichtverkabelten) Fernsehern, empfangen werden kann.
Die Arbeiten Kirsten
Johannsens umkreisen das Fliessen, Verfluechtigen, aber auch Erstarren und die
Unendlichkeit der Zeit. Persoenliche Geschichte, die Auseinandersetzung mit der
Natur sowie Fragen nach der Gueltigkeit eines physikalisch-linear
Zeitverstaendnisses bilden in ihren Arbeiten die Schnittstelle, an der sie eine
poetische Visualisierung der Zeit entfaltet.
KP Ludwig John Bertram Quosdorf
Ein Spiel - und doch wieder
nicht, jedenfalls aehnelt es keinem bekannten Spiel. Es variiert Vorlagen Ernst
Jandls, regt zur Nachahmung an, animiert zum Ausprobieren, Experimentieren und
Entdecken - und auch zur Auseinandersetzung mit der Sprache. Auf der Basis des
Gedichtes "Niederzaehlung" wird der Nutzer zu Beginn nach seinem
Geburtstag gefragt. Ab dann wird im Lauf des Spiels die eigene
"Lebenszeit" bis zum Zeitpunkt der Zeugung
"niedergezaehlt." Bei Null ist das Spiel vorbei. Allerdings ergibt
sich im Laufe des Wettstreits gegen die Zeit haeufig Gelegenheit zum
Abschwefien und Ausruhen: Hinter "Loesungswoertern" verbergen sich
Raetsel und Variationen der Gedichte Ernst Jandls.
Rolf Julius
"Konzert fuer einen
gefrorenen See" oder auch "Musik fuer einen gelben Raum" - Rolf
Julius bezieht akustische und visuelle Koordinaten in seine installativen,
synaesthetischen Konzepte ein. Fern von aufwendiger Elektronik arbeitet er mit
einfachen Dingen und Geraeuschen des Alltags, einem aesthetischen wie
akustischen Minimalismus unter einfachstem Einsatz von Cassetten und
Lautsprechern, die eine konzentrierte Wahrnehmung bewirken: "Mehrere
Lautsprecher spielen die Musik fuer den gefrorenen See. Ich hoffe, dass der See
selber Musik wird." (Rolf Julius) Das Konzert mit einer Klavierkomposition
wurde von der Polizei wegen angeblicher Ruhestoerung vorzeitig abgebrochen.
Karl Kels
Karl Kels macht in seiner
"Endlosprojektionsmaschine", ausgestattet mit einem alten
Kinoprojektor und einer Apparatur von Endlosschlaufen, die gegenlaeufig von
oben nach unten und unten nach oben den Film transportieren, die Praesentation
des Zelluloids zu einem integralen Bestandteil einer skulpturalen
Filminstallation. Die archaische Mechanik - mit einem Kippschalter kontrolliert
der Zuschauer das An und Aus der Apparatur - verweist auf eine Form von
Nostalgie, aber auch Widerstaendigkeit, mit der auch die juengere Generation
von Experimentalfilmern fuer eine ganzheitliche, kuenstlerische Haltung
jenseits oder auch kontraer zur fortschreitenden Digitalisierung unserer
medialen Gesellschaft eintritt.
Annebarbe Kau
Ein an Drahtseilen im Raum
verspannter Monitor bekommt in dieser schwebenden Situation ein unerwartetes
Gewicht. Seine Zentrierung im Raum laesst dabei sowohl den Raum in Funktion des
elektronischen Kastens erscheinen, als auch eine energetische Situation
vermuten, die nur unter starker Spannung im Lot gehalten werden kann. Dies mag
eine kritische Lesart implizieren in bezug auf die Medialisierung unserer
Innenraeume durch das Fernsehen, andererseits suggerieren die eher meditativen,
fliessenden Bilder und Impressionen, verbunden mit ebenso fluechtigen Toenen
und Geraeuschen, eine auch positive Energie zur kontemplativen Zentrierung des
Zuschauers. Das Video ist als Loop geschnitten, der jedoch bei laengerer
Aufmerksamkeit Verschiebungen und Differenzen erkennen laesst.
Dieter Kiessling
Die Videokameras nehmen sich
gegenseitig auf und uebertragen die Bilder zu den Monitoren. Die Entfernung
beider Kameras voneinander ist jedoch zu gering, um eine scharfe Abbildung zu
ermoeglichen. Da bei beiden Kameras die Autofocusfunktion eingeschaltet ist,
versuchen sie dennoch staendig, durch Veraenderungen der Objektiveinstellungen
sich gegenseitig scharf abzubilden. Die andauernde Variation der
Objektiveinstellungen bewirkt, dass die Kamerabilder auf den Monitoren ihre
Schaerfe und auch ihre Groesse staendig aendern. Die Geraeusche des
Autofocussystems werden verstaerkt und sind ueber die Lautsprecher der Monitore
hoerbar. Diese Closed-circuit-Installation demonstriert noch einmal die analytische,
kuenstlerische Arbeitsweise Dieter Kiesslings, die spezifischen Eigenheiten,
Qualitaeten oder Fehler eines Mediums als System offenzulegen.
Richard Kriesche
Obwohl Kriesche selbst die
Arbeit "Ewiges Licht" als Medienskulptur bezeichnet, handelt es sich
eher um eine Vorfuehrung oder Aktion im oeffentlichen Raum. Zur Eroeffnung der
Berliner Funk-Ausstellung 1983 installierte Kriesche einen Eisentraeger vertikal
im Boden, auf dem sich horizontal eine zweite Eisenstange befand, die schwebend
die Waage hielt. Auf der einen aeusseren Seite dieser Stange war ein Monitor
angebracht, auf der anderen Seite befand sich eine mit Oel gefuellte Tonne. Das
Oel wurde entzuendet und die Flamme, die von einer Kamera aufgenommen wurde,
erschien im Closed-circuit-Verfahren auf dem Monitor.
Der Verbrennungsprozess des
Oels, der eine Gewichtsveraenderung bewirkte, fuehrte letztlich zu einem
Verlust des Gleichgewichts und zum Zerschellen des Monitors auf dem Pflaster
des Kurfuerstendamms. Dieser Vorgang wurde von einer zweiten Kamera
aufgezeichnet. Obwohl das fragile Gleichgewicht zwischen realer Flamme und
elektronischer Flamme, die Kriesche in seiner Arbeit miteinander konfrontierte,
nicht lange aufrechterhalten werden konnte, triumphiert am Ende die
Fernsehtechnik, die Zeuge des gesamten Vorgangs bleibt und diesen fuer die
Nachwelt speichert.
Juergen Klauke
In dem mehrteiligen Werk
"Formalisierung der Langeweile", das neben dem Videotape aus
Zeichnungen, Grossfotos, Fotosequenzen, einer Performance und einem Film
besteht, kommen wesentliche Motive aus Klaukes bisherigem Werk zusammen.
Leitmotive des Tapes sind zwei paarweise aufgestellte Stuehle und ein
umgedrehter Eimer. Drei Protagonisten, eine nackte Frau und zwei angezogene
Maenner, fuehren rituelle Handlungsfragmente auf, die aber keine Gemeinsamkeit
zwischen ihnen herstellen. Auch das Fernsehprogramm ist nicht in der Lage, die
Einfoermigkeit der Szenen zu durchbrechen. Es scheint im Gegenteil, die
Vereinzelung der Darsteller zu betonen. Das Werk "Formalisierung der
Langeweile" gilt als Markstein in Klaukes Schaffen. Es markiert das Ende
seiner narzisstischen Selbstbespiegelung und kuendigt eine zunehmende Oeffnung
zur Gesellschaftsdiagnose an.
Kain Karawahn
Den "Flammentod"
einer Kamera exerziert Kain Karwahn in einer Aktion am 19.2.1988 im Rahmen des
VideoFilmFests Berlin. Einen auslaufenden Benzinkanister in Haenden rennt er
entlang einer brennenden Strecke auf das Auge einer Videokamera zu und
uebergiesst sie. Letzte feurige Bilder, dann nur noch Streifen zeichnet das
Objektiv auf, die das Band in slow motion wiedergibt, ehe das Bild schwarz
wird. Zu hoeren ist noch fuer eine kurze Zeit das "sterbende"
Roecheln der Kamera, die ihr eigenes Ableben aufnimmt.
Aehnlich beklemmende
"Exekutionen" von Kameras finden 1991 in "Tod einer Videokamera
II" durch Plattwalzen und 1994 in "Magischer Schnittplatz" durch
Zersaegen statt.
Michael Klier
Ein unkonventionell
montierter Essayvideo ueber die Videoueberwachung im oeffentlichen Raum. Das
Video verwendet dokumentarisches Material aus ferngesteuerten
Ueberwachungskameras von oeffentlichen Strassen, Plaetzen, Einkaufspassagen und
Transitraeumen wie Flughaefen und Bahnhoefen sowie Aufnahmen aus Banken,
Kaufhaeusern, Supermaerkten und privaten Gelaenden und Gebaeuden. Durch die
Verknuepfung verschiedener Aufnahmen im realistischen Stil entsteht der
Eindruck eines zentralen Ueberwachungsapparates als anonymes, maechtiges
Subjekt, das allgegenwaertig alles sieht, aber selbst nicht gesehen werden
kann.
Mischa Kuball
Die funktional reduzierte
Betonarchitektur eines Brauereigebaeudes diente Kuball vielfach als Unter- und
Hintergrund fuer raumbezogene Projektionen mit weissem Licht (Musik: N-Tribe/
Steve Baltes/ Harald Grosskopf). Die gezielt im Treppenhaus oder in Fluren
gesetzten geometrischen Figuren oder abstrakt wirkenden Buchstaben verbanden
sich in ihrer Gesamtheit zu einer Arbeit, die als immaterielle Wandmalerei eine
Sphaere zwischen dem Inneren der Raeume und der begrenzenden Mauer besetzt: Vor
allem die von einer verspiegelten, bodennah unter einem Treppenabsatz
installierten Disco-Kugel projizierten Lichtflecke thematisierten Ausdehnung
und Begrenzung als architektonische Grundfrage.
Videoarbeiten, in denen
Kuball, ausgehend von manipulierten Leuchtreklamen, ein strahlendes Alphabet
von Schrift im oeffentlichen Raum buchstabiert, wurden im Rahmen des komplexen
Gefueges auf Einzelmonitoren vorgefuehrt.
Edmund Kuppel
Wie eine Skulptur aus
Zelluloid haengt 2 m vor der Fotosequenz parallel zu ihr, in Form und Groesse
mit ihr identisch, eine 35mm-Filmschleife. Sie laeuft durch den am Boden
(Talsohle) stehenden Filmprojektor und wird durch Handkurbelbetrieb
rechtwinklig zur Installation projiziert. Das Dreieck der
"Filmskulptur" veranschaulicht den Dreieckskurs der Kamerafuehrung,
die zu den Filmbildern fuehrte. Bei den Filmaufnahmen war der Bildausschnitt
parallel zur Schraege der Abhaenge des Taleinschnitts justiert, die dadurch in
der Projektion horizontal erscheinen - zum Horizont werden, auf dem jedoch
nicht der Himmel ruht sondern das Meer sich bewegt.
Knowbotic Research
Die Gruppe Knowbotic
Research entwickelt seit Anfang der
90er Jahre Datenraeume, in denen die Besucher abstrakte visuelle und auditive
Strukturen neuordnen koennen. In "Dialog with the Knowbotic South" verwenden
sie Daten von verschiedenen antarktischen Forschungsstationen. Die Besucher
bewegen sich mit einem Taster durch Klaenge und visualisierte Daten (sog.
"knowledge robots"), die auf Projektionsflaechen erscheinen. Das
Suedpolargebiet dient hier als Modell eines relativ unerforschten Naturraums,
der keine Zivilisationsgeschichte im eigentlichen Sinne besitzt, sondern vor
allem durch technische Messstationen verortet ist. In der Interaktion entsteht
ein dynamischer Wissensraum, ein hypothetisches Modell einer erweiterten Natur,
der eine neue aesthetische Referenz bekommt.
Christina Kubisch
Die Tiefgarage am Potsdamer
Platz in Berlin wird charakterisiert durch eine ca. 200 m lange Flucht mit zwei
den Raum links und rechts durchziehenden, freistehenden Saeulenreihen. Die
Saeulen sind das tragende Gestaltungselement der Installation. An jeder Saeule
sind direkt unterhalb der Decke, rundumlaufend wie ein Fries,
UV-Lichtroehren
(Schwarzlicht) befestigt. Jede der 40 Saeulen wurde mit einem elektrischen
Kabel spiralfoermig umwickelt. Form, Dichte und Richtung des Verlaufs sind bei
jeder Saeule verschieden. Das Kabel ist mit phosphoreszierender Farbe bemalt,
die durch das Schwarzlicht aktiviert wird und so im Dunkeln gruen leuchtet. Die
Kabel wirken wie Pflanzen, die aus dem Untergrund zu wachsen scheinen.
Die elektrischen Kabel sind
nicht nur visuelles Element, sondern vor allem Tontraeger. Jede
"Kabelsaeule" ist Sender einer spezifischen Klangfolge. Gemeinsam ist
allen, dass sie vom Element Wasser abgeleitet wurden. Sprudelnde, stroemende,
rieselnde, tropfende, fliessende Klaenge ergeben eine unterirdische Wasserwelt,
die hoerbar wird mit Hilfe von elektromagnetischen, kabellosen
Induktionskopfhoerern, die es dem Besucher ermoeglichen, sich frei im Raum zu
bewegen. Je nach Standort oder Bewegungsablauf empfaengt er verschiedene
Klaenge, so dass sich ganz individuelle Folgen von Klaengen ergeben.
Werner Klotz
Die Videoinstallation leitet
ihren Namen von Boreas, dem Gott des Nordwindes in der griechischen Mythologie
ab.
Bei diesem System werden die
von einem Amonemeter (Windmesser) gemessenen Windbewegungen ausserhalb eines
Raumes in eine vertikale Rotationsbewegung einer Videokamera im Innern eines
Raumes uebertragen.
Kamera und Amonemeter sind
durch eine durch die Fensterscheibe fuehrende mechanische Konstruktion
miteinander verbunden.
Die Steuerungselektronik und
ein Windmessinstrument - was die Windbewegungen visualisiert - sind in einer
Medex-Box im Innern eines Raumes.
Das System setzt bei
Windbewegungen von 5 Meilen pro Stunde ein und wird bei 24 Meilen pro Stunde
(mittlere Sturmstaerke) blockiert.
Je mehr Wind draussen
gemessen wird, je schneller rotiert die Kamera innen. Worauf die Kamera im Raum
fixiert wird und wie die Monitore, die den Effekt uebertragen, angeordnet sind,
ist variabel.
Ingo Guenther Norbert Meissner Joerg Seyde
Joerg Seyde und Norbert
Meissner in einem Interview fuer die ARD. Norbert Meissner studiert den gerade
live per Fax eigegangenen Vertragsentwurf von RTL fuer eine Sendelizenz. Ingo
Guenther hoffte, dass Kanal X als Modell fuer aehnliche Buergersender in der
DDR und Osteuropa wirken koennte. Im wiedervereinigten Deutschland wird jedoch
ein kleines Unternehmen daraus, dass den ehemaligen Piratenstatus in eine
offizielle Sendelizenz verwandeln will, jedoch nach vielen Verhandlungen
schliesslich doch scheitern wird.
Antal Lux
Bilder eines Fliehenden,
laufende Beine werden mit der Kamera verfolgt. Alles ist von einer grell
verfremdeten Farbigkeit und wird begleitet von Schuessen, dem Geraeusch
laufender Schritte und hallenden Rufen. Kurze authentische Zwischenbilder
verdeutlichen die Situation der Bedrohung - ein Gewehr, ein Panzer, sich
drehende Radarschirme. Nach sich endlos hinziehender Flucht taucht eine Mauer
auf, die ueberstiegen wird. Ziel und Erfolg der Flucht bleiben ungewiss.
Christin Lahr
Das gesamte Geschehen kann
im World Wide Web mit distanziertem Blick verfolgt werden. Live-Bilder von 5 im
Environment positionierten Ueberwachungskameras koennen auf der Website der
Arbeit aufgerufen und eine der Kameras auch mit Navigationstools ferngesteurt
werden. Je nach Situation praesentieren sich entweder ein leerer Raum oder
"lebende Fossile". Die Website der Installation, ausserhalb des
Installationsraums ausgestellt, macht ueber eine Projektion die jeweils
angewaehlte Kamera auch raeumlich sichtbar. Es koennen ausserdem ueber ein
Textfeld Eingaben gemacht werden, die mit Hilfe eines Sprachsynthesizers aus
einem der Lautsprecher in der Installation gesprochen und in den vorgefertigten
"Polylog fiktiver Identitaeten" integriert werden.
Eric Lanz
"Les habits:
Genres" zeigt als Videoprojektion verschiedene Kleidungstuecke
nebeneinander angeordnet. Ein fiktiver Benutzer (ebenfalls eine Projektion,
etwa lebensgross) agiert im virtuellen Raum hinter der Projektionsflaeche
stellvertretend fuer den Betrachter: Er waehlt durch Gesten immer neue Kleider
aus, die an entsprechender Stelle vor seinem Koerper projiziert erscheinen.
Dazwischen ruft er kurze Videosequenzen ab, in denen das jeweilige
Kleidungsstueck tatsaechlich an einem Koerper anprobiert wird. Erst hier wird
die Stofflichkeit erkennbar, werden die verschiedenen Materialien
unterscheidbar.
J.M. Laurids Chris Mattheus AndrÉ Korpys Markus Loeffler Marcus Kaiser
Waehrend der
Medienkunstschau "Multimediale 4" des Zentrums fuer Kunst und
Medientechnologie in Karlsruhe wird auf dem benachbarten Festplatz ein roter
Container (3 x 3 x 12 m) mit der Aufschrift "Sammelstelle fuer
Alt-Fernseher" aufgestellt. Durch Plakate, Wurfzettel und Bekanntmachungen
in der lokalen Tagespresse wird die Bevoelkerung darauf aufmerksam gemacht, dass
im angegebenen Zeitraum eine Sammlung kaputter Fernsehgeraete stattfindet.
Simultan zur Eroeffnung der
"Multimediale 4" wird auch die "Sammelstelle" eroeffnet.
Schon vor Beginn der Aktion werden ca. 20 Fernsehgeraete auf dem Festplatz
abgestellt. Die "Sammelstelle" ist einem realen Wertstoffsammelplatz
detailgetreu nachempfunden.
Bereits am ersten Tag werden
183 Fernsehgeraete abgegeben. (...)
Am zweiten Tag muss der
Container schon nach 3 Stunden wegen Ueberfuellung geschlossen werden. 240
Fernseher wurden bis zu diesem Zeitpunkt abgeben. Weitere Anlieferer werden nun
an Ausweichdeponien verwiesen. In der lokalen Tagespresse wird die Meldung,
dass die "Sammelstelle" wegen Ueberlastung geschlossen bleiben muss,
veroeffentlicht. Nach kurzer Diskussion erklaert sich das Amt fuer
Abfallwirtschaft der Stadt Karlsruhe bereit, die Finanzierung eines weiteren
Containers zu uebernehmen.
Der zweite Container wird in
den folgenden drei Teilen ebenfalls restlos gefuellt. An fuenf Tagen werden 476
Fernseher abgegeben.
Auf dem Werksgelaende einer
Recycling-Firma werden die Geraete anschliessend manuell und maschinell
zerlegt. Aus den Einzelteilen werden die Rohstoffe Glas und Kupfer sowie
verschiedene Kunststoffe in Granulatform gewonnen.
Via Lewandowsky
Der Vorspann des Films nimmt
explizit Bezug auf Heiner Muellers "Anatomie Titus Fall of Rome, ein
Shakespeare-Kommentar". Lewandowskys "Report" ist eine Collage
ueber die Erotik der Macht. Der Film besteht aus 4-5 Grundmotiven, die sich in
zyklischer Montage wiederholen. Unterlegt mit martialischer Industrial-Musik,
werden Fernsehbilder von Politikern und kirchlichen Wuerdentraegern, der
Nationalen Volksarmee, militaerischen Kampfjets und Abrissbirnen
aneinandergeschnitten. Immer wieder wird das Bild einer Frau eingeblendet, die
ihre Brueste entbloesst. Unter den "Autoperforationsartisten" war es
vor allem der Dresdner Kuenstler Via Lewandowsky, der seit 1985 mit Film
arbeitete.
Gordon Monahan
Gordon Monahan sieht diese
Konzertperformance als ein Hybrid mit bildhauerischen, installativen und
andererseits performativen, athletischen Aspekten "wegen der
Koerperlichkeit der schwingenden Boxen und weil dazu Schweiss, Schwerstarbeit
und Sturheit erforderlich sind". Die enge Verbindung mit der Tradition der
Fluxus-Performances, die ebenfalls auf einem einfachen Konzept beruhten, hier
das Schwingen der Lautsprecher, ist jedoch verbunden mit Monahans Interesse,
"technische Situationen live zu inszenieren, bei denen die Leute ihre
Aufmerksamkeit auf Dinge wie die Bewegung des Sounds im Raum konzentrieren und
wie physikalische Gesten die Sounds erzeugen".
Matthias Mueller
Eine Collage aus
Hollywood-Melodramen der 50er und 60er Jahre - vom Fernsehgeraet abgefilmt.
Immer wiederkehrende Suspense-Motive und Handlungsklischees erlauben es, Szenen
aus verschiedenen Filmen mit unterschiedlichen Protagonistinnen nahtlos
ineinander uebergehen zu lassen: Unruhiger Schlaf, Aufstehen, Lauschen an der
Tuer, Lichteinschalten, Erschrecken etc.
Die Bewegungen und Gesten
der Darstellerinnen - Stars wie Lana Turner, Tippi Hedren und Grace Kelly -
wirken in der Montage choreografiert und aufeinander abgestimmt. Die Vertonung
(Dirk Schaefer) unterstuetzt dies durch verbindende Klangpassagen, die den
Stereotypen des Genres nachempfunden sind. Die Bearbeitung verdichtet den
dramatischen Umschlag vom Heimischen zum Unheimlichen und zeigt, wie Frauen zum
voyeuristischen Opfer des filmischen Blicks werden.
Inke Arns, Tilman Baumgaertel, Andreas Broeckmann, Florian Clauss, Martin Conrads, Vali
Djordjevic, Micz Flor, Golo Foellmer, Volker Grassmuck, Ulrich Gutmair, Anja
Heilmann, Joerg Koch, Geert Lovink, Diana McCarthy, Ellen Nonnenmacher,
Thorsten Schilling, Stefan Schreck, Pit Schultz, Cornelia Sollfrank
Mikro e.V. ist eine Berliner
Initiative zur Foerderung von Medienkulturen, die als offene und unabhaengige
Plattform und als ein interdisziplinaeres Forum fuer eine kritische inhaltliche
Auseinandersetzung mit den kulturellen, sozialen und politischen Konsequenzen
steht, die sich aus dem Einsatz neuer Medien und Technologien ergeben.
Die monatlich im WMF Club
stattfindenden "mikro.lounges" widmen sich unterschiedlichen Themen
(von Copyright-Fragen ueber Kryptografie bis zu "Geschlecht im Netz")
und kombinieren Videovorfuehrungen, Vortraege, Podiumsdiskussionen und DJ-Sets.
Die "net.radio days
Berlin" im Juni 1998 wurden von mikro e.V. und convex tv. organisiert und
brachten internationale VertreterInnen der Net.radio-Szene zusammen.
Manon P. Duursma, Susanne Kuhnke, Christine Hahn
Die aus der Berliner
Musikszene stammende Frauenband Malaria verkoerpert den Zeitgeist der 80er
Jahre in diesem experimentellen Videoclip. Androgynitaet, Verwischung von
Geschlechteridentitaeten, Protesthaltungen neben stilisierten Attitueden,
gepaart mit einem Sensorium fuer dramatische Effekte gehoerten zum Repertoire
dieser Gruppe zwischen "Neuer Deutscher Welle" und Punk. Die Anleihen
bei der experimentellen Filmkunst sind ihnen offensichtlich wichtiger als ein
perfekt produzierter Promotionvideoclip. Malaria ist fuer Maedchenbands und
Girlpower ein wichtiges fruehes Vorbild.
Bjoern Melhus
In einem von Musikvideo- und
Werbefilmaesthetik gepraegten Video spielt Melhus vier identisch aussehende
Personen, die in kurzen Pop-Song-Phrasen im Duett, miteinander, gegeneinander
und direkt der Kamera zugewandt kommunizieren.
Es sind infantile Koerper,
die in einem virtuellen Raum zu schweben scheinen, der zugleich ihre eigene
Innenwelt ist. Komplett rot eingefaerbt mit kuenstlichen Haaren und in
hautengen Anzuegen, erinnern sie an menschliche Clones in
Science-fiction-Fernsehserien. Selbstverliebt und geschlechtsneutral beobachtet
und kommentiert das eine Paar mit aufgeregt kindlich-naiver Stimme das andere -
aeusserlich identische - Paar, das offenbar schlimme Dinge miteinander treibt,
aber als obskures Objekt verdraengter Sehnsuechte eine unbekannte, gefaehrliche
Attraktion ausuebt.
Didi Danquart, Bertram Rotermund, Wolfgang Stickel, Ursula Hartenstein
Die Medienwerkstatt, aus dem
Umfeld der Anti-AKW-Bewegung und der Hauserbesetzerszene 1978 in Freiburg
gegruendet, um Medienarbeit und politische Arbeit zu verbinden, produziert und
verleiht bis heute engagierte Dokumentarfilme und Videos.
Das jaehrliche Freiburger
Festival Video-Forum wurde von der Medienwerkstatt gegruendet, um dem
politischen wie kuenstlerischen Dokumentarismus eine kritische Plattform zu
geben. Aktive Mitglieder waren u.a. Didi Danquart, Bertram Rotermund, Wolfgang
Stickel, Ursula Hartenstein ("Video-Forum").
Franziska Megert
Die Arbeit gehoert mit
"Das Spiel mit dem Feuer" (1989) und "Philemon und Baucis"
(1993) zu einer Trilogie mit je gleichem Aufbau - 2 Tuerme aus 3 aufeinander
gestapelten Monitoren. In der Gegenueberstellung von Menschenpaaren
thematisieren die Arbeiten physische Veraenderlichkeit und die nur in der
Immaterialitaet der uebereinandergeblendeten Videobilder aufhebbare Distanz
zwischen Koerpern.
Im Ineinanderfliessen der
Bilder einer alten und einer jungen weiblichen Gestalt in
"Arachne-Vanitas" verlieren diese ihre konkrete Koerperlichkeit, wird
ihre physische Vergaenglichkeit betont. Der "Vanitas"-Gedanke weist
vor allem im Barock auf die Scheinhaftigkeit allen Seins. Zugleich spielt die
Arbeit auf den antiken Mythos der Arachne an, einer geschickten Weberin, die
sich ein Liebesabenteuer der Goettin Athene als Motiv einer ihrer Handarbeiten
waehlte und von ihr fuer diesen Hochmut zur Strafe in eine Spinne, ein
scheinbar alterloses Tier, verwandelt wurde.
Helmut Mark
Eine aus Beton gegossene
Plastik und ein kleiner Monitor: Der Kontrast zwischen dem schweren Material
und dem immateriellen Computerbild aus einer Abfolge von Rechtecken wird durch
die skulpturale Gesamtform zusammengehalten. Statik des Materials und
Berechenbarkeit des Bildes stehen in einem Wechselverhaeltnis wie Standbein und
Spielbein einer klassischen Aktfigur. Und wird nicht fast alles, was heute in Beton
gebaut wird, zuvor auf einem Bildschirm berechnet?
Yana Milev
Yana Milevs Projekt fuer die
documenta X basiert auf ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema
"Urbanisierung".
Ueber eine rotierende, in
der Mitte des Raumes plazierte Maschine werden Dias von aufgerissenen
Landschaften der Berliner Baustellen projiziert. Die Projektion durchdringt in
Kopfhoehe als horizontal gleitendes Lichtfeld den Raum und tastet als radiales
Filmfries die Waende ab. Treffen die projizierten Bilder auf die Waende
("public border"), bleiben sie unscharf. Unter Zuhilfenahme von
runden "Einweg-Handy-Screens" koennen sie jedoch von den Besuchern
auf der Grenze zwischen oeffentlichem und privatem Raum fokussiert und somit
sichtbar gemacht werden ("private border"). Nach der Benutzung
koennen die Besucher ihre "Handy-Screens" mit Daten und Informationen
versehen am A.O.B.B.M.E.-Checkpoint
hinterlassen.
Marc Weis Martin De Mattia
Nicht Call-Girl oder
"Call a Pizza", sondern "Call an Artist": M+M arbeiten
ironisch mit der Erwartungshaltung einer Dienstleistung, der sich die Kuenstler
offensichtlich entziehen. Das Telefonnetz erweist sich in dieser fruehen Arbeit
des Kuenstlerduos M+M (Marc Weis und Martin de Mattia) als ein virtueller Raum
selbstbezueglicher Texte, als ein undurchsichtiger telematischer Text-Raum. Auf
10 Anrufbeantwortern in unterschiedlichen Institutionen bilden 10 Texte ein
aufeinander verweisendes, zirkulaeres System, das keinen Endpunkt hat. Eine
Story im Stil eines Kriminalromans - das grafische Motiv erinnert an eine
deutsche Krimi-Buchreihe - wird erzaehlt, ohne dass eine eindeutige Loesung des
unaussprechlichen Verbrechens gegeben wuerde.
Eine korrespondierende
Variante der Telefonabfrage und des Call-Ins ist die Arbeit "12
Marias" (1999), transponiert in den Museumskontext anlaesslich der
Ausstellung im Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum mit dem Titel
"Talk.Show".
Norbert Meissner
In einer thematischen
Gratwanderung stellt Norbert Meissner hier die Medientechnologie auf die Probe.
Das universale Ereignis "Pfingsten" ist der Moment hoechster
Erkenntnis: technologisch der Augenblick aller Moeglichkeiten, d.h. das
Rauschen. Der von einer TV-Ansagerin gesprochene Text versucht, eine Hierarchie
zu erstellen, die staendig von elektronischen Bildstoerungen und
Ueberblendungen vielsprachiger Fassungen des Textes sowie durch Einblenden von
Signalbegriffen in verschiedenen Kulturschriften gestoert, unterlaufen,
zurueckgedraengt wird. Eine differenziert zu lesende Arbeit ueber Wahrheit,
Erhabenheit und Medien.
Hartmut Horst Eckart Lottmann Pim Richter Karin Steffen Burkhard Voiges
"Am Rande der
Traeume", ein Spielfilm auf dokumentarischer Basis, verdeutlicht die
Professionalisierung der alternativen Produzentengruppen im Laufe der 80er
Jahre. Der Film wurde mit dem "Deutschen Jugend Video Preis" 1985
ausgezeichnet und erzaehlt die Geschichte der sechzehnjaehrigen Tuerkin Guel.
Sie ist grossgeworden in Berlin und was fuer deutsche Maedchen
Selbstverstaendlichkeiten sind, hat sie sich muehsam erkaempft; kleine
Freiheiten wie: der Gang durch die Einkaufsstrasse, die Zigarette in der
Schulcafeteria, die Fahrt auf dem Motorrad, das Abholen des Lehrvertrages im
Friseurladen.
Ihr Bruder Mutlu ist erst
als junger Mann nach Deutschland gekommen, er spuert die Einengungen durch die
tuerkische Kultur kaum - ihn beschaeftigt viel mehr, wie er zu einem Motorrad
oder zu groesserer Beliebtheit bei seinen deutschen Freunden kommen kann.
Guel und Mutlu sind
unterschiedlich betroffen durch den Entschluss ihres Vaters, in die Tuerkei
zurueckzukehren. Mehr und mehr verdichten sich die Anzeichen, dass er Guels
Verheiratung in der Tuerkei plant - mit einem Mann, den sie noch nicht einmal
kennt. Sie ist gezwungen, eine Entscheidung ueber ihre Zukunft zu treffen.
Yana Milev Via Lewandowsky
Die Strukturen der
Filmbilder von Yana Milev und Via Lewandowsky entstanden in einem aufwendigen
Prozess der Be- und Verarbeitung von unterschiedlichen Materialien: Yana Milev
schnitt Streifen aus Plastik zu, die dann mit Haaren, Stoffen, Sand, Holz beklebt
wurden. Der Filmprojektor transportierte die praeparierten Streifen durch das
Licht der Projektorlampe. Eine Kamera filmte dann die auf eine Flaeche
projizierten "Material"-Bilder ab. Im ersten Teil des Films
transportieren die Geraeusche einer Trommel die Aura einer archaischen Welt. Im
zweiten Teil werden natuerliche Makrostrukturen einer Hand gegenuebergestellt,
die kleine Gegenstaende unter Wasser drueckt. Struktur, Geraeusch und die
Entpersoenlichung der Darsteller fuehrt zur Entwirklichung und dramatischen
Beschwoerung kosmologischer Dimensionen.
Christian Moeller Ruediger Kramm
Diese permanente
Lichtskulptur ist an der Fassade des Kaufhauses Zeilgalerie in Frankfurt
angebracht. Die Arbeit veraendert deutlich die aeussere Wirkung der
Aluminiumfassade bei Nacht. Mit der Daemmerung beginnen blaugelbe fliessende
Figuren, die je nach Umwelteinfluessen wie dem Wetter ihre Farben wie ein
Chamaeleon aendern, zu leuchten. Temperatur, Wind und Regen sind die
Echtzeit-Parameter dieser Lichtskulptur. Das Bild der Fassade wird von einem
Computer (Silicon Graphics Indigo Entry) und einer Wetterstation auf dem Dach
des Gebaeudes bestimmt: Die vorherrschende Temperatur bestimmt den jeweiligen
Gelbanteil der Wand. Die gelben Teile bewegen sich im Einklang mit der Richtung
und der Staerke des Windes. Regen beeinflusst den Fluss der gelben Teile in
einer vertikalen Richtung.
Der obere Teil der Fassade
ist von einer horinzontalen Liniengrafik auf einem breiten LED-Display (3 m x
16 m) besetzt, die bei Dunkelheit den Rauschpegel der Passanten in Echtzeit
visualisiert. Tagsueber wird dieses grafische Display fuer die Darstellung der
Lokalnachrichten genutzt.
Beno"t Maubrey
Neben den objekthaften
interaktiven Sound-Jackets und Tutus involvieren andere Arbeiten das Publikum
direkt. Waehrend in den "Audio Mailboxes" (1985) die Bewohner eines
Mietshauses in ihren Briefkaesten eigene Soundaufnahmen den anderen
Mitbewohnern zum Hoeren gaben und so eine kommunikative Situation einer
Nachbarschaft entstand, operierte "Speaker's Container" mit einem
offeneren interaktiven Konzept: Besucher koennen ueber das Telefon einen
Container anrufen und so mit den dort sich befindenden anderen Besuchern in
Kontakt treten, ohne dass hier eine Intentionalitaet der Kommunikation die
Ursache ist. Die Installation in einem Container impliziert einen
provisorischen Charakter, das Modul einer Baustelle der Kommunikation. Es
bleibt dem Zufall ueberlassen, wer mit wem ueber was spricht, aber dieser
Zufall enthaelt auch die Moeglichkeit zu einer intensiven Begegnung.
Videoladen Zuerich
Anarchisch-freche und
selbstironische Dokumentation der Jugendunruhen in Zuerich 1980. Der Film
entstand aus einem Videoprojekt der Szene selbst, das die Ereignisse
chronologisch begleitete (unter Mitarbeit von: Markus Sieber, Werner Schweizer,
Marcel Mueller, Patricia Loggia, Thomas Krempke u.a.) Nach der Vorgeschichte,
in der Zuerich als menschenfeindliche Betonwueste dargestellt wird, die zwar reich
ist, aber kein Geld fuer Jugendkultur hat, folgen die wichtigsten Stationen des
Konflikts: die Opernhaus-Demonstration, der Ausbau von Fabrikraeume als
autonomes Jugendzentrum und die oeffentlichen Auseinandersetzungen um die
Hausbesetzung. Zu sehen sind u.a. Szenen der legendaeren CH-Magazin-Sendung, in
der Vertreter der Jugendbewegung, als biedere "Herr und Frau Mueller"
verkleidet, in der Fernsehdiskussion "Telebuehne" provokativ ein
haerteres Vorgehen und den Einsatz von Napalm forderten.
Carsten Nicolai
Im Stadtraum von Kassel
trifft der Besucher auf zwei Phaenomene, deren Zusammenhang sich ihm nicht
direkt erschliesst. Als Graffiti an Hauswaenden und Buergersteigen, aber auch
als Button am Revers oder auf dem T-Shirt anderer Besucher begegent ihm das
amorphe Zeichen Nicolais, ohne jeden Hinweis auf seinen Ursprung. Zudem sind
die 72 verschiedenen Klaenge unerwartet an oeffentlichen Orten zu hoeren: aus
Lautsprechern am Bahnhof und auf dem Flughafen, im Kaufhaus oder ueber das regionale
Radio. "Viele Leute haben diese Arbeit nicht als Kunst wahrgenommen",
sagt Nicolai dazu.
Petra Epperlein Michael Tucker
"The Last Cowboy"
ist ein interlinearer digitaler Film auf DVD (Digital Video Disc), der dem
Betrachter die Erfahrung eines unmittelbaren Zugriffs nach Wahl ermoeglicht.
Die Autoren benutzen hierfuer die neue DVD-Technik, um drei unabhaengige, aber
konzeptuell miteinander verbundene digitale Videostreams miteinander zu einer
nach Belieben abrufbaren Form zu verweben. So entstand eine mehrschichtige
Erzaehlstruktur, die es dem Betrachter ermoeglicht, das facettenreiche Wesen
der menschlichen Erinnerung zu erforschen. Um "The Last Cowboy" zu
sehen, kann er mit der Fernbedienung eines DVD-Players oder mit der Maus eines
PCs mit DVD-Laufwerk zu jedem beliebigen Zeitpunkt nahtlos zwischen den drei
Videostreams hin- und herschalten.
"The Last Cowboy"
ist eine frei fliessende Erzaehlung - ein "stream of consciousness" -
ueber einen vergessenen Osten und einen nie gefundenen Westen. Der Osten ist
das ehemalige Ostdeutschland, gesehen durch die Augen eines jungen Menschen,
der noch mit den Vorbildern sozialistischer Helden indoktriert wurde - allen
voran die Indianer aus den sehr populaeren Westernfilmen, die in den 60er und
70er Jahren in der DDR gedreht wurden. In diesen Filmen verkoerperten die
Indianer das Ideal und leisteten Widerstand gegen die Expansion nach Westen.
Der Westen ist ein zwischen einer projizierten Marlboro-Mythologie und der
haerteren Realitaet verlorenes Amerika. Der Weg nach Amerika beginnt mit dem
Fall der Berliner Mauer 1989 und setzt sich fort, als der Erzaehler waehrend
des Zusammenbruchs von Ex-Jugoslawien nach New York aufbricht, um den Westen zu
suchen, der zuvor nur in seiner Vorstellung existierte.
Gerd Conradt Monika Funke-Stern Hanno Baethe Hartmut Jahn
Die Videoproduzentengruppe
Confu Baja dokumentiert hier die multimediale Buehnenshow der Berliner
Musikband Notorische Reflexe. In Zusammenarbeit mit den Musikern und Performern
gelingt den Videomachern eine experimentelle Umsetzung von 5 Einzelperformances
in eine zusammenhaengende Gruppenperformance, die den Zeitgeist der Berliner
Szene jenseits von Punk und Rock in einer "Dramaturgie konfuser
Eleganz" (Notorische Reflexe) einfaengt. Den Schluss des Bandes bildet der
Videoclip "Breshnev-Rap".
Marcel Odenbach
In dieser emotionsgeladenen
Arbeit verlagert Marcel Odenbach die Konstruktion von Selbst und Identitaet in
den Bereich der Vision, indem er ein raetselhaftes Erinnerungstheater
populaerer und historischer Darstellungen schafft. Die duestere musikalische
Begleitung dieser Untersuchung persoenlichen und kulturellen Verlusts und
Verlangens wird abwechselnd von Schuberts romantischer Oper
"Erlkoenig" und Begraebnisliedern der Burundi geleistet. Odenbach
setzt Identitaet in eine angespannte Beziehung zu Geschichte, Kultur und
Sexualitaet, wobei das Selbst nur in Teilen sichtbar und erkennbar wird.
Monika Oechsler
In verschiedenen Varianten
hat Monika Oechsler in frueheren Installationen eine psychologische Dynamik und
soziale Konstellation vor der Videokamera inszeniert. Die 3er-Gruppe von
Maedchen in der vorhergehenden Arbeit "High Achievers" hat sie in
"High Anxieties" auf eine 5er-Gruppe ausgeweitet. In beiden Faellen
ist jeweils ein Maedchen das Opfer eines gruppendynamischen Prozesses. Waehrend
es sich im ersten Fall noch argumentativ verteidigen kann, bleibt dem Maedchen
in dieser 3-Kanal-Projektion nur noch die Rolle des wehrlosen, ohnmaechtigen
Suendenbocks. In der stark rhythmischen Folge von Szenen und sich zum Teil
ueberlappenden Perspektivwechseln entfaltet sich in nur etwas mehr als 3
Minuten ein sozialer Prozess, der mit verbaler wie non-verbaler Inszenierung
von Angst, latenter Aggression und Gruppenritualen unter Maedchen den Zuschauer
auch emotional direkt involviert. Die Grenze zwischen Fakt und Fiktion in
diesem Rollenspiel bleibt undefinierbar in einer ambivalenten Spannung, die den
Zuschauer als Voyeur zum Komplizen der Gruppe macht oder zur Identifikation mit
dem Opfer einlaedt.
A.R. Penck Wolf Kahlen
Synchron zu den fluechtigen,
fliessenden Bildern einer geschwenkten Kamera spielen M. Freudenberg und Penck
Musik. Wenn Kahlen die Kamerabewegung anhaelt ("Achtung Aufnahme"),
einen zufaelligen Bildausschnitt der Galeriesituation fixierend, frieren auch
die musikalischen Rhythmen ein. Penck steht auf und malt auf eine vor dem
fixierten Monitorbild plazierte Glasscheibe - mit der Bildstruktur, gegen sie
an, ueber sie hinweg. So entstehen 15 Bilder, bei einigen fuehlen sich auch
anwesende DDR-Kuenstler (u.a. Strawalde) stimuliert, Penck zuvorzukommen und
eine Scheibe zu bearbeiten. Die Performance fand vor
Besuchern aus Ost und West im Anschluss an Kahlens unerlaubte Ausstellung
"Licht-Be-Zeichnungen" in der privaten Ostberliner Galerie
Schweinebraden statt und ist die erste als Performance konzipierte
Demonstration von Video in der DDR. Ein Teil der Geraete war ueber den
diplomatischen Dienst in den Osten gelangt, ein anderer (tarngruen gestrichen)
kam durch einen NVA-Psychologen in die Galerie.
Daniel Pflumm
In dem Video "questions
& answers" laesst Daniel Pflumm je zwei nebeneinanderstehende,
frontale Journalistenportraets, die zu einem CNN-Interview zusammengeschaltet
sind, in Endlosschleifen ins Leere laufen. Die kaum erkennbaren Bildschnitte
zwingen den Gesichtern eine minimale, fast krampfhafte, ausweglose Mimik auf.
Mal wird durch das im Duett erfolgende Augenzwinkern, dann wieder durch ein
leichtes, unmerkliches Nicken ein Dialog hergestellt. Dieser entstellte Dialog
folgt nicht mehr den politischen Sachverhalten, sondern nur noch dem hypnotisierenden
Rhythmus des Sounds (DJ KOTAI und Daniel Pflumm).
Daniela Alina Plewe
"Muser's Service"
ist ein Programm zum Tagtraeumen (eng. to muse). Internetuser legen ihre
Assoziationen (sprachliche Ausdruecke mit deren Relationen, Web-Adressen) in
einer Datenbank ab und erhalten auf Anfrage vom System generierte
Assoziationsketten. Dazu gibt man Anfangs- und Zielbegriff und die bevorzugten
Assoziationsmethoden ein. Wer Anfang und Ende einer Kette nur vage eingrenzen
will, beschreibt die beiden Pole mit einigen Eigenschaften. Eine
Wortfeld-orientierte Searchengine schlaegt dann passende Begriffe vor.
Fuer die Eingabe reflektiert
der Benutzer, wie er von einer Idee zur naechsten gekommen ist. Am Anfang von
Computer Aided Brainstorming steht also die Introspektion. Aus dem gesammelten
Material stellt "Muser's Service" kuenstliche Gedankenverbindungen
her. Dabei entstehen neue, ungewoehnliche Verknuepfungen, die so nie eingegeben
worden sind. Kuenstliche Wortketten, deren Feedback die Sprachzentren des
(M)Users stimulieren.
Nam June Paik
Georg Orwell sieht in seinem
1948 entstandenen Roman
"1984" das Fernsehen der Zukunft als das Kontrollinstrument des
diktatorischen "Grossen Bruders" in einem totalitaeren Staat. Puenktlich
zum 1. Januar des Orwell-Jahrs 1984 will Paik zeigen, dass Satelliten-Fernsehen
auch positiven Zwecken dienen kann, so der Mischung von E- und U-Kultur und
ihrem Austausch zwischen e den Kontinenten. Mit einer Live-Sendung zwischen dem
WNET 13 TV in New York und dem Centre Pompidou in Paris sowie einer Zuschaltung
von Sendern in Deutschland und Korea erreicht er ueber 10 Millionen Menschen,
inklusive der spaeteren Wiederholungen sogar ueber 25 Millionen weltweit.
Sein schon mit dem Videotape "Global
Groove" 1973 entwickeltes Konzept eines TV-Austauschs zur
Voelkerverstaendigung wird nun erstmals in Echtzeit mittels Satellit erprobt.
Viele technische Pannen lassen das Resultat anders werden als geplant, doch
dies steigertlaut Paik das
Live-Feeling. Der Versuch, Mainstream-TV und Avantgarde-Kunst
zu mischen, ist eine typisch Paiksche
Gratwanderung, die beim serioesen Kunstpublikum eher auf Vorbehalte stoesst als
bei "jungen, medienversierten Leuten, die auf den 20 New Yorker
TV-Stationen wie auf einem Klavier spielen". Paik hat persoenlich viel
Geld in das Projekt investiert, um seine Vision zu verwirklichen. Auf die
Frage, was er an der Himmelspforte zu Petrus sagen werde, antwortet er ohne zu
zoegern, dass diese Live-Show "mein direkter Beitrag zum Ueberleben der
Menschheit ist, und er wird mich rein lassen".
Alexeij Sagerer
In einer 400 qm grossen und
10 m hohen Halle haengen, stehen und liegen 50 Fernsehapparate. Nach einer
festgelegten Choreografie produzieren die Apparate Bilder, toenen, schwingen,
pendeln, fallen und implodieren. Die Live-Toene von drei Fernsehprogrammen
mischen sich, wachsen aus einer vorproduzierten proT-Musik, mischen sich mit
der proT-Musik, stehen allein da, brechen ab und kommen wieder. Paarweise
werden Fernsehapparate mit laufenden Programmen auseinandergezogen und
aufeinander losgelassen. Sie knallen mit ihren "Gesichtern"
aufeinander und implodieren. Die Oeffnung der Guckkastenbuehne.
Heiko Idensen Matthias Krohn
Auf dieser Ebene kann der
Leser aktiv werden und sich fuer Kapitel mit Optionen fuer Schreibprozesse
entscheiden, die sich mit historischen Sprach- und Textbeispielen befassen:
u.a. "Virussaetze", endlose Kinderreime, sprachliche Loops, die weitergeschrieben
werden koennen. "Mesochstichon", in der Tradition von James Joyce und
John Cage, bietet eine poetische Methode der visuellen Anordnung von
Buchstabenfolgen, um vertikale, diagonale und andere Leserichtungen zu
ermoeglichen. Im Kapitel "Das endlose Buch" wird die potentiell
endlose Ars Combinatoria exerziert. Aus 64 einzelnen Woertern entsteht so ein
jeweils neuer Text voll poetischer Semantik. "Fragen und Antworten"
liefert Informationen zum theoretischen und historischen Hintergrund der Arbeit.
Rotraut Pape
Fuenf Maenner und Frauen
sitzen um einen runden Tisch. Auf ihren Tellern entstehen vor unseren Augen
Nahrungsmittel, die hoechst verwunderliche Metamorphosen durchmachen. Ananas,
Melone, Vollkornbrot und andere Fruechte vom Baum der Erkenntnis praesentieren
sich uns von innen und werden lebendig. Waehrend sie aufbluehen, pulsieren und
immer neue Formen annehmen, verwandeln sich auch die Esser. Langsam aber sicher
loesen sich die Grenzen zwischen Innen und Aussen auf, und mit dem Verschwinden
der Raumgrenzen werden auch die Grenzen zwischen Geist und Materie unscharf.
Karel Dudesek Benjamin Heidersberger Salvatore Vanasco Mike Hentz
Unter dem Namen Van Gogh TV
arbeiten seit 1986 Kuenstler und Techniker aus Oesterreich und Deutschland im
Ponton European Media Art Lab zusammen. Einige ihrer Mitglieder entwickelten
schon in der Gruppe Minus Delta T seit 1979 gemeinsame Projekte. "Piazza
virtuale" ist ein interaktives Fernsehprojekt, das 1992 waehrend der
documenta IX an 100 Tagen europaweit ueber 4 Satelliten zu empfangen war.
Besucher der documenta konnten sich ueber Bildtelefone und Kameras, die an
verschiedenen Orten in Kassel und in anderen europaeischen Staedten fest
installiert waren, in die live ausgestrahlte Sendung "Piazza
virtuale" einblenden. Ueber Telefon, Fax oder Computermodem war es
moeglich, sich von zu Hause in die Sendung einzuwaehlen. Ziel des Projektes ist
dieTransformation des Massenmediums Fernsehen in ein interaktives Medium, das
die Relation von einem Sender und vielen Empfaengern umkehrt.
Rotraut Pape Andreas Coerper
Fuenf Gesichter sind
verteilt auf fuenf Monitore auf ueberdimensionalen Holzstuehlen in einer
dramatischen Gespraechsrunde. Der Zuschauer kann sich mitten unter sie begeben
oder am Rand stehen bleiben. Sprache als Sprache, Dialogisches wie
Polylogisches, Lautmalerei oder auch nur stille Blicke und Bewegungen bestimmen
die Choreografie dieser Arbeit. Ein spielerisches, lakonisches, absurdes Stueck
ueber Sprache und Kommunikation, das schon 1990 das Zeitalter der "Talk
Shows" als mediales Dauergespraech ueber die Koepfe der Zuschauer hinweg
und als einen Prozess inszenierte, an dessen Ende die Sprachlosigkeit lauert:
"Dann verlor ich das Bewusstsein".
Axel Wirths, Sabine Voggenreiter, Reinhard Mueller, Uwe Wagner, Detlev Meyer-Voggenreiter
Die Koelner Gruppen
realisierten das Projekt als mobilen oeffentlichen Raum, der seine Stationen
neben der documenta 9 auf der Biennale in Venedig 1993 und im Koelner Mediapark
hatte.
In rund 60 Einzelprojekten
erforschten, diskutierten und kritisierten Kuenstler, Designer, Musiker,
Architekten, Schriftsteller und Kritiker die veraenderten Moeglichkeiten von
Technik und Produktion. Ihr Atelier auf Zeit war das "Electronic CafÉ
International" in der oberen Etage des Containers mit Anschluessen an
verschiedene Netzwerke und Arbeitszusammenhaenge (direkte ISDN-Verbindungen,
Internet, Bildtelefon, Audiokonferenzen etc.), die sie als "artists in
residence" nutzen konnten. Die Einseitigkeit der sendergesteuerten
Kommunikation sollte ebenso durchbrochen werden wie die Beliebigkeit eines
offenen Kanals, in dem sich alle Aeusserungen gegenseitig ausloeschen.
Casino Container entwickelte
fuer die mediengesellschaftliche Gegenwart das Konzept eines mobilen
oeffentlichen Raumes, der dort eingesetzt werden kann, wo er gebraucht wird. Er
kombiniert das traditionelle CafÉ und die mediale Workstation zu einer
zeitgemaessen Form des Palavers, die das oeffentliche Leben vor Ort mit den
Netzwerken des globalen Dorfes verbindet. Fuer eine gewisse Zeit wird ein Ort
besetzt, aktiviert und veraendert. Dann geht die Reise weiter.
Dieter Roth
In den 25 Jahren, in denen
ich fernsah, beunruhigten mich zusehends die Schauspieler und ihre Darstellung
in Spielfilmen. Die meisten Szenen sollten offensichtlich so aussehen wie
Szenen aus jedermanns Alltag. Aber sie zeigten nicht, was sie zeigen sollten.
In diesen Filmen war derjenige ein guter Schauspieler, der sich in unwirklichen
und phantastischen Geschichten normal und wie im taeglichen Leben verhalten
konnte. Oder es lief auf das Gegenteil hinaus: Man bediente sich eines phantastischen,
enthusiastischen Spielstiles, um wenig aufregende Alltagsszenen darzustellen.
Mit Dokumentarfilmen verhielt es sich aehnlich. Man suchte extreme
Begebenheiten (und fand sie auch): Kriege und Katastrophen, was wirklich
extreme Geschehnisse sind, wurden dargestellt, als passierten sie ueberall und
jeden Tag.
Ich gab das Fernsehen auf,
was schwierig war, da ich die Freiheit genoss, meine Zeit so zu verbringen, wie
ich es am liebsten hatte (ausser in Zeiten der Not). Oft sass ich tage- und
wochenlang vor meinen Apparaten, und im Lauf Zeit begann ich, mehr und mehr zu
leiden und mich angewidert zu fuehlen. Manchmal, nach vielen Monaten
unentwegter Sauferei, wenn ich keinen Schlaf mehr finden konnte - allenfalls
eine einzige Stunde nach ein oder zwei Stunden des Wachseins -, konnte ich mir
im Fernsehen keinen Film mehr anschauen (im Kino bin ich jahrelang nicht mehr
gewesen), ohne zu schimpfen und zu schreien. Und doch musste ich diese
Spielfilme sehen.
Eine Moeglichkeit, mit dem
Trinken aufzuhoeren, war fuer mich immer, nach Island zu gehen und dort zu
leben. Dort gewoehnte ich mir das Trinken ab, sobald ich, wie in den spaeten
sechziger und siebziger Jahren, die meiste Zeit in einem Haus wohnte, das 5 bis
10 Autostunden (was von der Jahreszeit abhing) vom naechsten Spirituosenladen
entfernt war. Heutzutage gibt es an allen moeglichen Orten in Island
Spirituosengeschaefte, hingegen schaffe ich es dort (meistens), keinen Alkohol
anzuruehren; zum einen durch meine nachhaltige Furcht vor dem Trinken, zum
andern durch die Scham, die ich empfinde, wenn ich in Anwesenheit meiner
Enkelkinder trinke. Die Kombination aus einem kranken Koerper, der keinen
Alkohol mehr vertraegt, und einer Menge Enkelkinder, die es fuer unnatuerlich
halten, wenn ihr Grossvater saeuft, hilft mir, nuechtern zu bleiben. Wenn ich
lange genug trocken bin (mehrere Monate), gelingt es mir wieder, mit
Gegenstaenden wie Tonbandmaschinen und Videokameras zu arbeiten. Seit Maerz '97
versuche ich, Filme zu drehen, die ich mir ausdachte, als ich mir die
Spielfilme im Fernsehen ansah. Die nicht gerade aufregenden Gefuehle und
Taetigkeiten der ersten zehn Monate des Trockenseins nach einer langen Zeit der
Trunksucht (2-3 Jahre) scheinen mir ein gutes Material fuer die gleichfoermigen
(weder ueber- noch untertrieben dargestellten) Filmszenen zu sein, die ich
produzieren will.
Die Videofilme, die ich
waehrend eines Genesungsaufenthaltes in Island und seiner Fortsetzung in Basel
gedreht habe, begann ich, aufzunehmen als "Solo Szenen", da man die
schwierige Zeit, mit dem Trinken aufzuhoeren, durchaus als Solozeit bezeichnen
kann. Dennoch musste ich nach einigen Monaten an 2 verschiedenen Orten in
Island nach Basel reisen, um die Ausstellung in Marseille vorzubereiten. Und da
Bjoern und seine Freunde nach einer Weile ebenfalls kamen, erhielt ich die
Gelegenheit, ein paar lebhaftere Szenen aufzunehmen - wenigstens auf
Polaroidfilm.
20013100EFB2B,Die einsamen
"Solo Szenen" indessen moechte ich nochmals ausprobieren: wenn die
Ausstellung vorbei ist, und ich meine Tage wieder in Ruhe verbringe. Ohne
solches Zeugs, das Eindruck machen soll. Allerdings mag die eindringliche
Nichtheit, die ich suche, fuer mich nicht zu erreichen sein.
Juergen Reble
Dieser "Found
footage"-Film basiert auf einem alten Siemens-Industriefilm ueber Computer
und deren "Sprache". Juergen Reble setzt auch als einzelner Autor
seine im Kollektiv Schmelzdahin erprobten Strategien fort.
Aus dem auf Schwarzweiss
umkopierten Farbmaterial flackern im Atem- und Herzrhythmus Bilder von
Lochkarten und Computerbauteilen auf. Der vom Originalton getrennte und durch
optische Kopierungen bearbeitete Film pulsiert in einem biologischen Rhythmus,
der dem Gegenstand des Ursprungsfilms - dem bewaehrten Partner Computer - ein
Eigenleben verschafft. Dabei werden im Originalfilm verborgene Aspekte zum
Vorschein gebracht, die zur meditativen Reflexion anregen.
Julian Rosefeldt Piero Steinle
Das Fernsehen, immer
strukturell einer der zentralen Bezugspunkte der Videokunst, wird hier als
speziell deutsch-deutsches Fernsehen analysiert. Mit dem gebuehrenden Abstand
zum Ende des Kalten Krieges wird in einer antipodischen wie auch dialogischen
audiovisuellen Komposition zweier Videoprojektionen ein Stueck Zeitgeschichte
als Fernsehgeschichte praesentiert. Deutlich wird in dieser auch unterhaltsamen
"Found footage"-Kompilation, dass sich die Ideologie gegenueber dem
Fernsehmedium mit seinen Praesentationsbedingungen nicht behaupten kann.
Rosefeldt und Steinle organisieren daher das Material von
"Tagesschau" (BRD) und "Aktueller Kamera" (DDR),
oeffentlich-rechtlichen sowie privaten Sendern dramaturgisch entlang den
Kapiteln und Schablonen einer Nachrichtensendung vom "Guten Tag"
ueber die gesammelten Pausenatmer bis hin zum Wetter und dem Abgang des
Moderators.
Regine Wyrwoll Philomene Magers sen.
Der KUNSTKANAL erreichte
waehrend der einwoechigen Sendung auf dem Privatkabelsender RTL plus 2
Millionen Zuschauer, blieb allerdings in der Fernsehgeschichte ein Unikat:
Bildende Kuenstler haben bis heute keine Chance, den "oeffentlichen
Raum" des Fernsehens mitzugestalten. Parallel zu den acht 1-stuendigen
Sendungen, realisiert von u.a. Rotraut Pape, GÉrardCouty, Ernst Mitzka, lief
jeweils am Sendeschluss rund um die Uhr das BTX-Programm "Welcome to Hotel
Rasputin" von Volker Hildebrandt.
Beteiligte Kuenstler waren:
Robert Adrian X, Thomas
Bayrle, Gerd Belz, Klaus vom Bruch, Peter
Bruntz, Peter Campus, GÉrard
Couty, Walter Dahn, Lili Fischer, Rainer Ganahl, Paul Garrin, Ingo Guenther,
Astrid Heibach, Julia Heyward, Volker Hildebrandt, Jenny Holzer, Thomas Huber,
Hans-Peter Keyssig, Joan Logue,
Norbert Meissner, Ernst
Mitzka, Branda Miller, Rainer Mucha, Norbert Nowotsch (und sieben Studenten der
Fachhochschule Muenster), Marcel Odenbach, Rotraut Pape, Frederike Pezold,
Sigmar Polke, Ulrike Rosenbach, RenÉ Pulfer, Lazlo Revesz, Bill Seaman, Bill
Viola, William Wegman.
Pipilotti Rist
Pipilotti Rist, schweizer
Videokuenstlerin, Musikerin und Performerin, erhielt 1996 ein DAAD-Stipendium
fuer Berlin. Als Ergebnis ihres 1-jaehrigen Aufenthalts richtete die Neue
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof eine grossangelegte Ausstellung mit
mehreren Videoinstallationen aus, deren groesste eine neue Arbeit mit dem Titel
"Remake of the Weekend" war. Pipilotti Rist erzielte durch die
raeumliche Nachbildung eines Busses in Originalgroesse mit Hilfe von
Rueckprojektionsleinwaenden einen leichten, schwebenden Effekt. Der
einheitliche Soundtrack sorgte fuer eine traeumerische Grundstimmung und eine
subjektive, ungewoehnliche Perspektive auf eine Busfahrt - nicht so
katastrophisch wie noch beim Vorgaenger Jean-Luc Godard und dessen Film
"Weekend", aber auch nicht so pointiert aus weiblicher Sicht inszeniert
wie andere Werke. Der Berliner Video-Bus ist ein organisches, fliessendes
Gebilde in slow motion aus Formen, Farben und einem nackten maennlichen
Passanten.
Ulrike Rosenbach
Im Haus der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland in Bonn laeuft ueber eine Wand von 96
Fernsehmonitoren, ein Programm mit drei Kuenstlervideos. Eines davon ist von
Ulrike Rosenbach. Gezeigt werden Dokumentaraufnahmen aus der Nachkriegszeit mit
Frauen, die am Wiederaufbau beteiligt sind: auf dem Bau, in der Fabrik, in der
Forschung. Im Wechsel dazu sieht man das Bild der Frau aus der deutschen
Traumfabrik UFA: im Abendkleid, als jugendliche Ballettratte und
Schoenheitskoenigin. Eine weibliche Person mit gelbem Schal schwingt auf einer
Schaukel in regelmaessigem Rhythmus durch das Bild des zerstoerten
Nachkriegsdeutschland.
Ulrike Rosenbach verbindet
die kuenstlerische Arbeit mit kulturgeschichtlicher Forschung. Sie wendet sich
den Klischees und Typisierungen, der Rolle der Frau in einer patriarchial
gepraegten Gesellschaft zu. Inzwischen ist es aber nicht mehr die
autobiografische Radikalitaet, mit der sie in ihren Aktionen der 70er Jahre
Betroffenheit erzeugte und einen feministischen Grundstein legt. Diese Arbeit
von 1994 ist historisch abgeklaert. Die Kuenstlerin setzt nicht mehr ihren
eigenen Koerper ein, sondern praesentiert dokumentarisches Material mit den
neuesten technischen Mitteln.
Strawalde (Juergen Boettcher)
1981 dokumentiert der damals
50-jaehrige Dresdner Maler und Dokumentarfilmer Strawalde (Juergen Boettcher)
in seinem Experimentalfilm-Triptychon "Potters Stier"/"Venus
nach Giorgione"/"Frau am Klavichord" (auch bekannt unter dem
Titel "Verwandlungen") die Uebermalung verschiedener Serien von
Kunstpostkarten nach Werken von ihm verehrter Meister: Paulus Potter (1625-54),
Giorgione (ca. 1477-1510) und Emanuel de Witte (um 1617-92). Vor laufender
Kamera macht er das Verfliessen von Zeit erfahrbar, indem er ihre Qualitaeten
mit dem Pinsel rhythmisch pointiert. Er ueberlagert Bilder mit seinen eigenen
Bildern und improvisiert die entstehenden Reibungsgeraeusche auf der Tonspur.
Ohne diese fuer den DDR-Film beispiellose Bildarbeit von Boettchers
Experimentalfilmen waeren die Filme der juengeren Generation von Super-8-Filmern
nicht denkbar gewesen.
Christoph Schlingensief u.a.
Zum Bundestagswahlkampf 1998
tritt der Experimentalfilmer und Theatermacher Christoph Schlingensief mit
einem neuen Wahlprogramm auf: "Waehle Dich selbst!" Mit der Berliner
Volksbuehne finden oeffentlichkeitswirksame Veranstaltungen statt wie der
"Circus Sperlich" oder ein temporaeres "Hotel" mit
taeglichen Aktionen unter Mitwirkung von Behinderten, Arbeitslosen und
Obdachlosen. Diese werden unter geschickter Ausnutzung der Wahlgesetzgebung zu
Unterschriftensammlung und Gruendung von Bundes- und Landeslisten der Partei
umfunktioniert. Aus "Kunst" wird "Ernst", die Partei
"Chance 2" schafft den Sprung auf alle Wahlzettel. Jeder, der sich
hat aufstellen lassen, kann nun das Motto wahr machen und bei der
Bundestagswahl sich selbst waehlen.
Claudia Schillinger
Ein Sommernachmittag voller
Tagtraeume. Sexuelle Fantasien verkoerpern sich in schwarzweissen Bildern
androgyner Koerper. Die Grenze zwischen Bildern der Realitaet und Wunschbildern
wird durchlaessig, das Geschlecht wird spielerischen Verwandlungen unterzogen.
"Between" setzt auf lustvolle Fragmentierung des Koerpers, surreale
Szenenfolge und eine ambivalente Symbolik. Die Lust an einer eigenwilligen
Inszenierung des Koerpers dominierte den Zeitgeist der 80er Jahre. Die
Artikulation eines wilden "Begehrens" - um einen zentralen Begriff
der aesthetischen wie feministischen Diskussion der 80er Jahre aufzugreifen -
schlug sich auch in Filmen nieder, die in der Folge von z.B. Maya Derens Filmen
der 40er Jahre eine andere weibliche Sicht formulierten.
Paul Sermon
"Telematic Vision"
besteht aus einem jeweils identischen Aufbau an zwei beliebig weit voneinander
entfernten, ueber Telefonleitungen verbundenen Orten: ein blaues Sofa, ihm
gegenueber ein grosser Monitor, an beiden Seiten des Sofas jeweils ein kleiner
Monitor. Eine Videokamera nimmt das Geschehen auf dem Sofa auf und sendet die
Bilder zu einem Videomischer. Die Bilder der beiden Orte werden gemischt und
jeweils auf die grossen Monitore uebertragen. Zusaetzlich werden
Live-Fernsehbilder als Hintergrund eingespeist. Person A sitzt an einem Ort auf
dem blauen Sofa. Person B sitzt ebenfalls auf einem blauen Sofa am anderen Ort.
Auf dem grossen Monitor sehen sich beide Personen zusammen auf einem Sofa
sitzen, dessen "Bezug" aus Fernsehbildern besteht.
Durch Mimik und Gestik,
durch Bewegungen auf dem Sofa koennen die beiden (oder mehrere) Personen
aufeinander und auf die Situation reagieren und miteinander kommunizieren.
Ueber die Distanz hinweg befinden sie sich in einem gemeinsamen virtuellen
Raum. Sofa und Fernseher assoziieren die alltaegliche Situation des passiven
Fernsehkonsumenten, die hier jedoch in eine offene, komplexe Form von Aktion
und Interaktion transformiert wird. Gleichzeitig werden diejenigen, die auf dem
Sofa Platz nehmen, zu Akteuren, die sich vor dem umstehenden Publikum
inszenieren.
Schmelzdahin
Dieser "Found
footage"-Film basiert auf Szenen aus dem franko-kanadischen Spielfilm
"Ville en flamme". Vor der Schnitt- und Tonbearbeitung wurde das
Ausgangsmaterial im Garten vergraben, gezielt Bakterien und Mikroben ausgesetzt
und dann im Moment der Verfluessigung der Emulsion kopiert.
Die Aufloesung der Bilder,
d.h. die sichtbare Zersetzung der bildtragenden Schicht, korreliert mit dem
Katastrophenthema des Ausgangsfilms. Bildteile und Farbflaechen aus der
schemenhaft erkennbaren Handlung, wie die Beziehung zwischen einer Frau und
einem Mann, fliessen organisch ineinander und verschmelzen auf dem
bunt-grobkoernigen Super-8-Kopiermaterial.
Jeffrey Shaw
In "The Legible
City" bewegt sich der Besucher auf einem stationaeren Fahrrad durch die
Strassen einer Stadt, die vor ihm auf einer Projektionsflaeche zu sehen sind.
Im Unterschied zu einer normalen Stadt saeumen in der "lesbaren
Stadt" allerdings keine Haeuser die Strassen, sondern Buchstaben. Auf
seinem Weg durch die Stadt kann der Radfahrer verschiedenen Erzaehlstraengen
folgen und so seine eigene Geschichte der Stadt erfahren. Auf einem kleinen
Display am Lenker des Fahrrades erscheint ein Stadtplan, auf dem der Fahrer
seine Position in der Stadt verfolgen kann. Zwischen 1988 und 1991 entstanden
drei verschiedene Versionen von "The Legible City": Manhattan, Amsterdam
und Karlsruhe. Mit der Manhattan-Version schafft Jeffrey Shaw eine der
fruehesten interaktiven Installationen, die heute als Schluesselwerk in diesem
Bereich gilt.
Roman Signer
Die documenta 8 propagierte
neben einer Fuelle von imposanten Videoinstallationen auch eine umfangreiche
Performancesektion. Das Markenzeichen des schweizer Konzeptkuenstlers und
Performers Roman Signer sind Aktionen mit Explosivstoffen im Spannungsfeld von
Skulptur und Ereignis: "Meine Arbeiten sind wie Fallen, die ich der Natur
stelle, damit sie als Partnerin in die Gestaltung eingreift und sie
vollendet". Meist ist er Initiator und "Versuchsperson" in
Personalunion, z.B. indem er bei der documenta 8 die Befestigungen eines grosses
Rohres, das ueber ihm haengt, so sprengt, das dieses ihn krachend umhuellt und
er in der Roehre verschwindet. Die meisten der Aktionen Signers sind von
geradezu minimalster und kuerzester Dramatik, dabei immer auch von
konzeptueller Absurditaet. Zum Abschluss der documenta spielt Signer noch
einmal in einem sehr viel groesseren Rahmen mit der Explosivitaet einer
schnellen Veraenderung: Tausende Blatt Papier sprengt er in die Luft zu einer
weissen Regenwand, die sich zwischen Ploetzlichkeit und langsamen Verwehen zu
einem poetischen Abschlussbild in der Zeit formt.
Frieder Schnock Renata Stih
Die Geschichte der beiden
deutschen Staaten BRD und DDR ist immer auch eine Geschichte der Propaganda
gewesen. Die ideologischen Grabenkaempfe zwischen Kapitalismus und "real
existierendem Sozialismus" waren besonders eklatant in der Presse des
geteilten Berlins zu verfolgen. Frieder Schnock und Renata Stih haben
anlaesslich der Ausstellung "Deutschlandbilder" 40 Jahre
deutsch-deutscher Geschichte bis zum Fall der Mauer Revue passieren lassen und
hunderte von Schlagzeilen des offiziellen Sprachrohrs der DDR-Regierung,
"Neues Deutschland", und des inoffiziellen und selbsternannten
Sprachrohrs des westdeutschen "Volks", des Massenblatts "BILD",
kompiliert und einander tageweise gegenuebergestellt. Die einfache Animation
der Schlagzeilen zu signifikanten Daten wie auch laengst vergessenen
Ereignissen laesst das gespannte Verhaeltnis der beiden deutschen Staaten durch
die sprachlichen Slogans und Worthuelsen plastisch werden.
Christine Schlegel
Neben Lutz Dammbeck war auch
Christine Schlegel beeinflusst von der Tanzperformerin Fine Kwiatkowski. Fuer
ihre Arbeit war die Vermischung malerischer, filmischer, musikalischer und
aktionistischer Elemente charakteristisch - zum Teil auch unter Verwendung
entsprechender Soundgruppen wie "Einstuerzende Neubauten". Durch
permanente Ueberarbeitungen und Rekombinationen bildnerischer Motive und
Strukturen (in "Strukturen und Film" sowie in "Strukturen
II") wird auch bei ihr deutlich, wie sehr Malerei und Film sich in der DDR
der 80er Jahre gegenseitig beeinflusst haben.
Michael Saup William Forsythe
Michael Saup hat in
Zusammenarbeit mit William Forsythe, dem kuenstlerischer Direktor des Balletts
Frankfurt, eine Buehnensituation mit Monitoren gestaltet, die nur fuer die
Taenzer sichtbar computeranimierte abstrakte Begriffe als visualisierte
Improvisationsvorgaben zeigten. Die Taenzer tanzten nach einem digitalen
Programm, ohne dass dies fuer die Zuschauer offensichtlich war. Sie wurden erst
in der Pause ueber den Zusammenhang von Vorgabe und Ausfuehrung, Abstraktion
und Konkretion unterrichtet. Das Tanzstueck bleibt eine computergestuetzte
Auffuehrung, ein digitales, d.h. eben binaeres Programm, das jedoch keine
Multimedia-Oberflaeche produziert.
Cornelia Schleime
Der Titel des Films spielt
sowohl auf den Brautschleier als auch auf die bandagierten, eingegarnten und
verpackten menschlichen Koerper an. Wie in einem Musterbuch variiert die
Malerin Cornelia Schleime die Moeglichkeit des Umgarnens und der surrealen
Deutung der vorgegebenen Motive. Nach dem gleichen additiven Prinzip entwickelt
sie auch ihre anderen S-8-Filme, die alle zwischen 1982 und 1984 entstanden.
Gespeist aus theatralischen und Performanceelementen, mischen sich Leitbilder
der Dichterszene mit einer assoziativ oder Handlungsablaeufe bruesk
abbrechenden Montage.
Cornelia Sollfrank
1997 schrieb die Hamburger
Kunsthalle den Wettbewerb "Extension" fuer Netzkunst aus. Cornelia
Sollfrank konterte das Bestreben nach "Extension" ins Netz trocken
mit einer "Female Extension": Sie kreierte 288 internationale
Netzkuenstlerinnen, denen sie vollstaendige Post- und E-mail-Adressen
zuordnete. Fuer 127 dieser Kuenstlerinnen generierte Sollfrank individuelle
Netzkunstprojekte mit Hilfe eines Computerprogramms, das im WWW beliebiges
HTML-Material sammelte und automatisch rekombinierte. Waehrend sich die
Kunsthalle ueber die hohe Beteiligung von Kuenstlerinnen freute - zwei Drittel
der BewerberInnen waren Frauen - gingen die Geldpreise an maennliche Kuenstler.
Sollfrank deckte die unentdeckt gebliebene Intervention in einer
Presseerklaerung auf.
Pit Schultz Geert Lovink u.a.
Diskussionen ueber das Internet,
seine Eigenheiten und die damit verbundenen politischen Probleme und Chancen
werden seit 1995 auf der von Pit Schultz (Berlin) und Geert Lovink (Amsterdam)
initiierten "nettime"-Mailingliste gefuehrt. Mit einer inzwischen auf
ueber 700 Abonnenten angewachsenen Gruppe von Beteiligten aus allen Teilen
Europas und anderen, nichteuropaeischen Laendern hat sich hier eine Schar von
enthusiastischen MedienaktivistInnen unter dem Banner der
"Netzkritik" zusammengefunden. Bei regelmaessigen Treffen und in gemeinsamen
Projekten werden diese Ideen auch wieder in gemeinsame Praxis umgesetzt. Auch
wegen des Gemeinschaftscharakters - und der voelligen Nichtkommerzialitaet -
hat der australische Kulturtheoretiker McKenzie Wark "nettime" als
"die europaeische Antwort auf Wired" bezeichnet.
Die im Stil eines
Dow-Jones-Index realisierte Grafik verdeutlichen wie Themen und Diskussionen im
Rahmen der Mailinglisten sich verdichten und veraendern.
Elisa Rose Gary Danner
Station Rose wurde 1988 von
Gary Danner und Elisa Rose als erstes oeffentliches Multimediaprojekt in Wien
gegruendet. Es hat fuer viele Nachfolger den Komplex Multimedia / Netz /
Clubbing und Theorie / Sampling vorgedacht und aehnliche Projekte ausgeloest.
Einer der STR-Slogans ist "hi+lo", ein anderer "Gunafa".
Diese erste CD-ROM, noch auf
Commodore Amiga entstanden, ist Ergebnis eines Auftrags des Oesterreichischen
Ministeriums fuer Wissenschaft und Forschung. Sie wurde dem Heft 11/1992 von
"Chip inside" in einer Auflage von 5 Stueck beigelegt. Ihr
vorrangiges Ziel ist laut Station Rose nicht "das Anbieten intelligenten
Infotainments, sondern die Nutzung langjaehriger Performanceerfahrung bei der
Schaffung einer 'interaktiven Landschaft', um es dem User schmackhaft zu machen,
diese zu erforschen." Ausserdem enthaelt die Disc drei Audiotracks.
Sabine Schaefer
"LOST" ist durch
einen Lautsprecherwinkel gepraegt, ueber den Klangmassen hinabstuerzen und
wieder hinaufziehen. Das motorgesteuerte Stroboskoplicht von Werner Cee
kontrapunktiert das Klanggeschehen mit zuckenden, in die Tiefe stuerzenden
Blitzen.
Michael Saup Anna Saup Anne Niemetz
Die Gates A und B im
Terminal 1 des Frankfurter Flughafens verbindet eine 270 m lange Roehre mit 2
Laufbaendern. Je nach Gehtempo halten sich die Passagiere zwischen 3 und 6
Minuten in dieser Zwischenzone auf. Diese Situation der Gleichfoermigkeit und
Orientierungslosigkeit wird durch die Installation "Airport-Tunnel"
visuell, akustisch und an einer Stelle auch olfaktorisch zu einer sinnlichen
Erfahrung, die mit dem Betreten des Tunnels durch Lichtschranken aktiviert
wird. Neben dem computergesteuerten, indirekten Farblicht von 2 dimmbaren
Neonroehren werden MIDI-Klaenge zu einem bestehenden Soundtrack jeweils neu
dazugemischt. Aufgeteilt in 4 Sektoren gleich einem Durchlauf der Jahreszeiten,
sorgen diese Variablen der Programmierung dafuer, dass kein Tag wie der andere
ablaeuft.
Volker Schreiner
130 Bildflaechenwechsel
nehmen den Wipe beim Wort und den Screen beim Bild - und dessen Abbild. Volker
Schreiners strukturalistische Studien einer Materialitaet des elektronischen
Bildes und der Immaterialitaet tradierter Werkstoffe bilden seit Ende der 80er
Jahre eine Art Grundlagenforschung und eine konsistente Werkgruppe. Im Schnitt
musikalisch und rhythmisch, im Sujet bei aller Einfachheit immer wieder
ueberraschend komplex, sind diese Videobaender voller blitzartiger Ironie.
Wolfgang Staehle
Eine Aluminiumleiter, ein
kleiner Monitor mit Videoplayer, angetrieben von einer Autobatterie, und die
Textzeile "Vers la Victoire" auf dem Monitor bilden die Komponenten
dieser Low-Tech-Arbeit. Das Textbild ist einer franzoesischen Kriegswochenschau
der 40er Jahre entnommen und laesst die Leiter als symbolische Treppe "zum
Sieg" erkennbar werden. Die hintersinnige Verbindung mit einer billigen
Haushaltsleiter und der Plazierung des "Fernsehens" auf dem obersten
Treppchen unterlaufen die einfache Symbolik und konterkarieren den Text. Jeder
Sieg kann sich schliesslich als Pyrrhussieg herausstellen. Die Macht des
Fernsehens ist allgegenwaertig, auch improvisiert ueberall empfangbar. Dem
Kuenstler bleibt nur die ironische Geste, dass auch das Fernsehen an einer
Batterie haengt, der ja irgendwann den Saft ausgehen muss.
stubnitz kunst.raum.schiff
Die MS Stubnitz war Teil der
Hochseefischfangflotte der ehem. DDR, sollte verschrottet werden und wurde
stattdessen 1991-92 im ostdeutschen Ostseehafen Rostock von einer Gruppe
oesterreichischer, schweizer und deutscher Kuenstler zu einem Produktions- und
Praesentationsort fuer Kunst und Kultur umgebaut: ein schwimmendes Medienlabor
und Ausstellungszentrum mit Satellitenverbindung fuer Fernsehen und Internet,
Performanceraeumen, einer zum Konferenzraum umgebauten Offiziersmesse und
Kajueten fuer mitreisende KuenstlerInnen.
Im Sommer 1994 trat das
Projekt "stubnitz kunst.raum.schiff" mit der "baltic.tour
'94" in seine mobile Phase: Die MS Stubnitz lief die Haefen von St. Petersburg
(Juli), Malmoe (August) und Hamburg (September) an, jeweils mit einem
dichtgedraengten Programm von Konferenzen, Seminaren, Ausstellungen, Workshops,
Konzerten. Nach gescheiterten Bemuehungen um eine weitere Finanzierung kehrte
die MS Stubnitz Ende September 1994 nach Rostock zurueck. Das Projekt
"stubnitz kunst.raum.schiff" wurde fuer beendet erklaert.
Mit der Stubnitz verband
sich die Vision von kulturellen Begegnungen in Europa, die nationale,
territoriale Grenzen ignorieren koennen und die Offenheit und Freiheit der
Meere zur Metapher erheben.
Evelyn Teutsch
Die Urbarmachung der
virtuellen Welten. Auf dem Planeten ***FOOGUE*** befindet sich ein Forum, ein
Austauschknotenpunkt aller Ideen und Fragen, die das neue Medium aufwirft.
Hier haben Bewohner die
Moeglichkeit, VR-Erfahrungen zu machen, diese zu kommentieren und kuenstlerisch
zu verarbeiten, eine Art Werkstatt, deren Output auf ***FOOGUE*** zu
besichtigen ist.
Es ergeben sich Fragen nach
Sinn und Moeglichkeiten des Koerpers im Cyberspace oder dem Potential dieser
Virtuellen Welten bei der Rekonstruktion von Geschlecht, Fragen nach der
Zukunft des Menschen, nach dem Wesen von Technik, Grenzueberschreitungen.
Grenzueberschreitungen sind
waehrend des Prozesses der Urbarmachung auch im formalen Bereich zum
wichtigsten Ziel geworden. Aufbauend auf der Entstehungsgeschichte des ersten
MOOs als Kind der Hackerethik, ergaenze ich die blosse Bereitstellung von
Rechnerkapazitaet und Moeglichkeit zur kreativen Entfaltung innerhalb des
MOO-Codes um den Versuch, diese Welt zugaenglicher zu machen, den Einstieg fuer
Netz-Neulinge zu erleichtern und Wissensmauern zu durchbrechen.
Durch Browserkompatibilitaet, einem benutzerfreundlichen Interface und der
3D-Visualisierung des Planeten (mittels VRML) soll dieses Ziel erreicht werden,
ohne der Welt an Tiefe zu nehmen.
Rosemarie Trockel
Die Textur elektronischer
Bilder besteht aus Pixeln, fotografische haben eine Koernung und das Strickbild
besteht aus Maschen. Was unsichtbar bleibt, ist das Bilderzeugungsprogramm:
Selbst bei diesem handwerklichen und hausgebraeuchlichen Material ist es eine
computergesteuerte Strickmaschine, die fuer Rosemarie Trockel Embleme,
Markenzeichen und in diesem Fall auch ein Comicbild generiert. Der
offensichtliche Zusammenhang zwischen Strickbildern und Strickvideos wie dem
animierten Wollknaeuel in "Tweedle" weisen jedoch auf ein komplexes
Gewebe von Querverbindungen und vielfaeltigen Verflechtungen, das grundlegend
fuer das Gesamtwerk von Rosemarie Trockel ist.
The Thing
The Thing war das erste
Projekt, das aus einer konzeptuell orientierten Kunstszene heraus in den neuen
Kommunikations-, Distributions- und Produktionsraum der Datennetze trat. The
Thing ging Ende 1991 als einfaches Mailbox- oder Bulletin-Board-System (BBS) in
New York ans (Telefon-)Netz. 1992 kam die zweite Station, The Thing Cologne,
dazu, im November 1993 The Thing Vienna und andere. Den (inter)aktivsten
Bereich von The Thing stellen die verschiedenen Messageboards dar, Foren fuer
Diskussionen, fortlaufende Dialoge und offene Informationsfluesse.
Seit 1995 ist The Thing
unter einer neuen Oberflaeche im World Wide Web des Internet praesent und
fungiert auch hier als Plattform fuer Produktion und Praesentation von Kunst
und ihrem Diskurs.
Das Kommunikationsnetzwerk
"The Thing" hat heute mehrere
Knotenpunkte:
The Thing Vienna (Helmut Mark, Max Kossatz)
The Thing New York (Wolfgang Staehle)
The Thing Frankfurt (Andreas Kallfelz)
The Thing Koeln (Michael Krome)
Timm Ulrichs
Die Fotoserie "Checked
Baggage" dokumentiert das zu rechteckigen Assemblagen geformte und
gerahmte "Innenleben" durchleuchteter Reisekoffer und
-taschen von zufaelligen
Passagieren auf einem deutschen Flughafen (Hannover-Langenhagen), wie es beim
tiefen, durchdringenden und voyeuristischen Blick eines zur Gepaeckkontrolle
verwandten Roentgengeraetes (Heiman HI-SCAN 9050) auf dem Bildschirm erscheint.
In gleicher Weise wie die Koffer und ihre Inhalte behandelt und ueberprueft und
wie diese einer unter die Haut gehenden Recherche ausgesetzt, offenbart auch
der Autor - als "glaeserner Mensch" - sein Inneres: das Skelett, die
Innereien und Eingeweide. Die fotografischen Untersuchungsbefunde wurden einem
Konzept von 1975 folgend (...) in Langenhagen, am 30. Juni 1987 aufgenommen.
Fred Froehlich Norbert Meissner
Das Konzept der
jugoslawischen Kuenstlergruppe geht vom Begriff der Energie aus: sowohl der
Energie, die von Menschen produziert, kontrolliert und genutzt wird, als auch
der Energie, die man als kreatives menschliches Potential begreifen kann. Fuer
die Visualisierung werden komplementaere Elemente eingesetzt: Mensch/Maschine,
Schwarz/Weiss, Lettern/Ziffern. Horizontale (Grafik-Animationen) und Vertikale
(ein Mund, der die Laute des Alphabets formuliert) fungieren einerseits als
separate visuelle Teile, ergeben aber auch synchronisierte
dynamisch-rhythmische Kompositionen. Durch das minimale Prinzip und die einfach
gehaltene Aesthetik steht "1999 Apsolutno 1" in starkem Kontrast zu
den High-Tech-Effekten herkoemmlicher Videoproduktionen.
Jan Verbeek
Bei der Videoskulptur
"What you get is what you see" fordert ein Schlitz mit der Aufschrift
"Muenzeinwurf hier" den Betrachter auf, aktiv zu werden.
Das Prinzip der Skulptur ist
dem von Spiel- und Gluecksspielautomaten vergleichbar. Hier aber bekommt der
Betrachter fuer sein Geld nichts anderes vorgefuehrt als den Fall seiner Muenze
selbst: Etwa sieben Sekunden nach dem Einwurf kann er auf dem Monitorbild
oberhalb des Einwurfschlitzes beobachten, wie seine Muenze auf die anderen,
schon vorher sichtbaren, herabfaellt und dort als eine der obersten
liegenbleibt.
Jan Verbeek reduziert das
Prinzip von Geldwert und Gegenwert bis an die Grenzen und fuehrt es spielerisch
ad absurdum.
Maria Vedder
Aus dem Kampf um technische
Innovation geht nicht immer, siehe auch die Durchsetzung der VHS-Videonorm, das
bessere System als Sieger hervor. Maria Vedder untersucht hier den
"Kampf" zweier Normen der Fernsehwiedergabe in einer farbintensiven
und variationsreichen Videocollage. Es handelt sich um eine Auftragsproduktion
fuer die Photokina-Bilderschau ueber die Kulturpreistraeger der Deutschen
Gesellschaft fuer Fotografie, zu denen einst Walter Bruch, der Vater der
europaeischen PAL-Fernsehnorm, gehoerte. PAL zeichnet sich durch eine bessere
Farbstabilitaet gegenueber dem amerikanischen NTSC-System aus, das deshalb im
TV-Jargon den Spitznamen "Never The Same Color" erhielt. Maria
Vedders Videotape, das als Installation eine der fruehen Videowallsysteme
nutzte, spielt mit Ironie - eine deutsche Nachrichtensprecherin der 60er Jahre
dient hier als unfreiwilliges Demonstrationsobjekt - wie auch optischer Opulenz
die technischen Bedingungen der Wiedergabe von elektronischen Farben durch.
Zwischen Rot, Gruen und Blau liegen also Systemwelten, aber Maria Vedder ordnet
diesen Farben auch symbolische Werte zu, die sie aus der mythischen
Begriffswelt des indischen Buddhismus ableitet. Der in der Installation
herausgeloeste und seitlich plazierte Monitor laesst zudem den einzelnen Pixel
als Baustein eines Videobilds plastisch werden.
Thomas Moritz Guenther Petzold Wolfgang Przibilla
(...) Eine kleine Gruppe von
Kuenstlern (Thomas Moritz, Volkmar Nickel, Guenther Petzold, Sabine
Pommerening, Wolfgang Przibilla, Wolfgang Schnecke u.a.) begann, unabhaengig
vom Programmauftrag des Fernsehens und frei von redaktionellen Bindungen,
subjektive Gestaltungsabsichten mit elektronischen Mitteln umzusetzen.
Collage-aehnliche Montageprozesse (Bildueberlagerungen, Trickblenden,
Chroma-Key-Austastungen) und Verfahren der elektronischen Bildveraenderung
wurden eingesetzt (Solarisationseffekte, Farbbeeinflussungen,
Kontrastverschiebungen) , um visuelle Assoziationen zu erzeugen, authentische
und fantastische Vorgaenge zu kombinieren, reale und visionaere Bildablaeufe zu
mischen. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Arbeiten an einem 7-stuendigen
Produktionstag inkl. Endfertigung realisiert. Aufgezeichnet auf 1-Zoll SECAM
wurden ca. 25 Beitraege produziert, die erstmals auf dem Europaeischen
Medienkunstfestival Osnabrueck 1989 und dem VideoFest Berlin 1990 dem
westlichen Publikum gezeigt werden konnten. Mit der Aufloesung des DFF 1991
fand auch die Videowerkstatt ihr Ende.
Wolf Vostell
Ein Kunst-Zug aus 7
Environments ueber Liebe, Tod und Arbeit
Die vitale Industrie- und
Kulturlandschaft in Nordrhein-Westfalen mit ihrer heterogenen Bevoelkerung ist
fuer das Projekt mein Dialogpartner.
Mein Anliegen ist, Objekte
und Bilder fuer einen Zug zu komponieren, die sonst in diesem Zusammenhang in
keinem Museum gezeigt werden koennten. Der Zug besteht aus 9 Containern, die
von mir als 7 Environments entworfen und ausgefuehrt werden. Der Zug faehrt von
Stadt zu Stadt und kann so waehrend seines Aufenhalts in die jeweilige
individuelle Kunst- und Kulturszene kurzfristig integriert werden. Am ersten
Tag wird die Ankunft mit einer Premierenfeier und einer Pressekonferenz
begleitet. Der Zug ist als lebende "Kunstschule" konzipiert, wo die
Menschen mit dem Kuenstler Erfahrungen austauschen und eigene Reflexionen mit
einbringen koennen. Inhaltlich und formal sind die Arbeitswelt mit ihren
Materialien - die Entfremdung des Menschen -, aber auch Glueck und Spiel meine
kuenstlerischen Themen des Zuges, der der Fluxus-Gruppe gewidmet ist. Eine
Oeffnung des traditionellen Museums, meine mobile Kulturarbeit.
Helena Waldmann
"In 'Gluecksjohnny' ist
alles zweigeteilt wie das Bild auf einer Spielkarte. Die dreidimensionale
Buehne ist ein perspektivisches Vexierspiel aus raeumlicher Tiefe und
Flaechigkeit. Es entstehen imaginaere Raeume, aus denen es wie fuer Brechts
Pokerspieler kein Entrinnen ins Reale gibt." (Helena Waldmann) Der einzige
auf der Buehne anwesende Darsteller ist nur als Schattenriss oder Projektion zu
sehen. Der Soundtrack mischt Stimme und Musik, die Video- und Lichtprojektionen
auf Leinwand und Spiegelfolien erschaffen, oeffnen, manipulieren den Raum. Die
Urauffuehrung erfolgte am 15.5.1998 im Kuenstlerhaus Mousonturm, Frankfurt/M.
Anja Wiese
"Civilized Animism
(Gedichtmaschine)" besteht aus 16 hintereinandergeschalteten, kreisfoermig
angeordneten Tonbandgeraeten. Ueber die Tonkoepfe der Maschinen wird eine
Endlosschleife transportiert. Die Lautstaerke der Geraete ist, unterschiedlich
justiert, auf den Raum abgestimmt. Die Tonspur setzt sich zusammen aus
hintereinander kopierten, jeweils einen Meter langen Tonsequenzen, auf denen
eine menschliche Stimme (die der Kuenstlerin) Tierlaute imitiert. Die
Lautsequenzen wiederholen sich auf unregelmaessige Weise, und es entsteht so ein
(maschinell erzeugtes) Stimmen-/Lautorchester, das durch den Raumhall noch
verstaerkt wird. "Civilized Animism" ist dem Fluxuskuenstler Dick
Higgins gewidmet, der Ende der 50er Jahre den Begriff Intermedia praegte.
Festival
Im jaehrlichen Wechsel mit
OSTranenie an der Stiftung Bauhaus Dessau findet die Werkleitz Biennale statt,
ein grenzueberschreitendes, internationales Forum fuer Medien und Kunst mit dem
Schwerpunkt auf neuen kuenstlerischen Ausdrucksformen und Techniken sowie
Projekten mit Forschungscharakter. "Tapetenwechsel " (1993) in
Werkleitz/Ziegelei und in Magdeburg/Moritzhof war noch ein Festival mit rein
deutscher Beteiligung, "Cluster Images - transmediale Bilder, parallele
Netzwerke" (1996) praesentierte dann internationale Arbeiten aus den
Bereichen Film/Video, Bildende Kunst, Performance und Neue Medien/Digitale
Bilder, die einen offensiven Beitrag zur aktuellen Diskussion um
Funktionsmoeglichkeiten oder Funktionszuweisungen in der Kunst leisten. Die
Beitraege setzten sich aus eingeladenen und jurierten kontextbezogenen Werken
zusammen. "Sub-fiction" (1998) arbeitete schliesslich erstmals mit
sechs Bereichskuratoren, die dem Thema entsprechende Arbeiten und
Kuenstlerprojekte auswaehlten.
Klaus Schoening
Unter der Leitung von Klaus
Schoening vollzog sich die Entwicklung des Studios von einer Redaktion mit
einem Repertoire-Programm von Original-Hoerspielen sowie begleitenden Sendungen
zu einer zunehmenden Losloesung von den Kriterien des literarischen Radiodramas
und der konsequenten Einbindung in die intermediale Tradition der Geschichte
der Akustischen Kunst. Das woechentliche Programm bildet heute ein offenes
Atelier fuer KuenstlerInnen aus Bereichen wie Literatur, Lautpoesie, Neue
Musik, Pop und Jazz, Neues Hoerspiel, Film, Bildende Kunst, Video-, Computer-
und Performancekunst. Ziel der Aktivitaeten des Studios ist es, eine Sprache
der Akustischen Kunst im Radio zu entwickeln, aehnlich der Sprache der Bilder
des Films.
Eku Wand
Inhaltlich ein
Dokumentarthriller wird die Handlung der "Berlin Connection"
interaktiv erzaehlt: Die CD-ROM startet mit Titel, Melodie und einer aus Images
und Sound kombinierten historischen Einleitung ueber die geteilte Stadt wie ein
Kinofilm - der Zuschauer findet sich allerdings direkt anschliessend als
Fotograf im Szenario eines Computer-Detektivspieles. Durch Anklicken und
Scrollen muss er Reihenfolge und Fortgang der Handlung beeinflussen.
Die Bildflaeche ist
aufgeteilt zwischen einer Quick-Time-Movie-Flaeche, auf der aber ueberwiegend
sequentiell aufeinander folgende Fotos die Spielfilmszenen ersetzen, und einem
Rahmen, in dem Werkzeuge fuer die Spurensuche wie Kamera, Stadtplan,
Tageszeitung und Agentenkoffer abgelegt sind, die in vorgegebenen Situationen
aktiviert werden muessen.
Georg Winter
Ein "Entwicklungsbuero
fuer Kameratechnik und Neue Medien" tut gut daran, auch die Technikfolgen
zu beruecksichtigen. Praeventive Trockenuebungen mit Hilfe der Systemtechnik
"Ukiyo Camera Systems" sollten zum Standard heutiger professioneller
Ausbildung gehoeren. Als sinnvolle Ergaenzung zur professionellen Einstellung
bietet Georg Winter darueberhinaus mediale Lockerungsuebungen an. "Durch
Uebungen mit Fingern, Haenden und den Augen kann im Sinne vertrauensbildender
Massnahmen (soziale Fellpflege) ein mediatoxisches Feld entspannt werden."
Ein "Medienkeil" zum entspannenden Fernsehen wie auch praktische
Uebungsprogramme am oder vor dem Mediengeraet zur Staerkung achtsamer
Zwischenbeziehungen (heedful interrelations) runden daher die Produktpalette
ab.
Herbert Wentscher
30 selbstgebastelte und
witzige 1-minuetige Repliken auf den Boom des Videoclips, der mit der 1982
beginnenden Eroberung eines TV-Publikums durch MTV einherging, bilden wie
nebenbei auch einen Parcours durch die bundesrepublikanische Gesellschaft der
80er Jahre. Der Dilettantismus, das
gespielt Naive und Banale, sind nur als Gegenpol zur glatten
Oberflaechenaesthetik der kommerziellen Videoclips zu verstehen. DIY - Do It
Yourself - das war auch produktionsbezogen Herbert Wentschers Maxime, vor und
hinter der Kamera, textlich wie musikalisch. Diese notorisch optimistischen
Kurzerzaehlungen der "Videolieder" trafen den Zeitgeist der deutschen
Pop- und Videoszene, die sich einerseits musikalisch der "Neuen Deutschen
Welle" mit ihren infantilen deutschen Pop-Texten erfreute und zum anderen
der konzeptuellen, "anstrengenden" Videokunst der 70er Jahre den
Ruecken gekehrt hatte, um eine "Neue Narration" zu praesentieren.
Achim Wollscheid
Funktion findet nur dann
statt, wenn Aktion auf Seiten des Betrachters einsetzt. Sprache oder Bewegung,
sofern sie mit Geraeusch verbunden sind, loesen Impulse fuer die Netz-Elemente
aus: Bewegte Patterns, bestehend aus divergierend pulsierenden Lichtblitz-Reihen,
spiegeln oder begleiten die Bewegung des Klangs.
Das Licht beleuchtet hier
nicht - es ist die Information, die den Zustand einer sich veraendernden
Lichtkomposition gegenueber ihrem Ausloeser definiert: Sobald die Bewegung, die
ihren Klang auf dem System in Lichtbewegung gespiegelt sieht, reflexiv wird,
veraendert sie sich und damit auch ihre Transformation auf dem Netz.
Raum wird somit zum
Interface, zum Eingabefeld fuer Information - geschnitten von einem Screen, der
die Ausgabe der transformierten Information mit der Eingabe rueckkoppelt.
Peter Weibel
Die Hoehlenzeichnung von
Lascaux, die den Hoehepunkt der eiszeitlichen Felsbildkunst um 15 v. Chr. darstellt, wird als Bild im Computer
gespeichert und mit einem Datenbeamer auf eine Leinwand projiziert. Tritt ein
Betrachter vor die Leinwand, wird sein Bild von einer Kamera erfasst und
erscheint mit kurzer Zeitverzoegerung als verzerrte Silhouette im Bild auf der
Leinwand. Dort loest jede Koerperbewegung Bildverzerrungen aus. Der Betrachter
wird zum Teil dessen, was er beobachtet. Weibel nimmt die Hoehlenmalerei von
Lascaux zum Anlass, ein neues Schnittstellenmodell zu entwerfen, das unsere
heutigen Vorstellungen der Welt- und Raumwahrnehmung praegt.
Tamás Waliczky Anna Szepesi
Die Welt ordnet sich den
Bewegungen eines Kindes unter, indem alles in der optischen Perspektive von 360
Grad dargestellt wird. Das Konzept der linearen Perspektive, das wir seit der
Renaissance kennen, wird durch ein neues System abgeloest, dem
"Wassertropfen-System". Frage: Ist dieser Film eine Art
zwei-dimensionaler virtueller Realitaet? Antwort: Nein. Virtuelle Realitaet
bedeutet, dass wir unsere kuenstliche Welt konstruieren. Mich interessiert die reale
Umgebung, hier die Welt meiner Tochter.
V. A. Woelfl
Die Installation
"Flagge" besteht aus drei uebereinandergestapelten Fernsehgeraeten,
deren Bildflaechen gegen die Wand gedreht sind. Man kann die Bildflaeche selbst
nicht sehen, nur ihren Widerschein wahrnehmen. Diese Reflexion an der Wand
erzeugt den Eindruck einer Fahne, hier der hollaendischen, indem die Apparate
in den Farben Rot, Weiss und Blau eingestellt wurden.
top
.................................................................. ................
copyright: bei den Autoren + Redaktion Scrollheim: Ana Dimke (ad), Peter Dimke (pd), Ulrike Haussen (uh), Karl-Josef Pazzini (pz)
...
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2. Von den 60ern zu den 90ern mit John Cage und Bill Gates
3. Interaktion und Intermedia in den 60ern
3. High-Tech und Low-Culture, Interaktivität der 90er
4. Interaktion und Internet - die Situation heute
Medien Kunst Interaktion / Media Art Interaction
von Rudolf Frieling und Dieter Daniels
1997. 251 Seiten. 30 Abbildungen. Mit CD-ROM
2000. 293 Seiten. Zahlreiche Abbildungen. Mit CD-ROM
Text: deutsch/englisch EUR 78,00 beide Bände
ISBN 3-211-83438-9 springer.at
art forum berlin
Das Gedaechtnis der Frau in
Weiss
ArtWarPeace Sculpture Plan
Art + Com
The Biography
Mysthouven
quot;Magic Book - Zur Rettung des Waldes", "Pandora -
Das Parfuem fuer uebermorgen" - "Green Flat - Fuer alle
Computeristen", doch stellvertretend fuer die Fernsehpersiflage steht hier
die "Mysthouven Philosophie", die bereits 1990 einen glattpolierten
Blick auf die Abgruende unserer Corporate-Identity-Welt formulierte.
Augentauschen
Dump Your Trash!
Die Statik der Eselsbruecken
(b)alt
Kniespiel III
Quadrat I + II
Alles wandelt sich
Narziss und Psyche
Sonne statt Reagan
Coventry War Requiem
Die audiovisuelle Komposition "Lizard Point" basiert auf der
Der Name
Drei Zustaende
Live-Radiosendung
Autobahn-Kopf
- Sequenzen herausgesucht
und davon eine Schleife gebildet
- jedes zweite Bild auf
Fotopapier kontaktet
- von den Fotos 89 Klischees
angefertigt
- Klischees auf Latexgummi
gedruckt
- mit einer Filmkamera einen
schwarzgefaerbten, mit weissen Linien beklebten Kopf aufgenommen
- drei Stuecke heraus
gesucht, die zusammen einen fluessigen Ablauf ergeben
- auf Fotopapier
vergroessert und jedes zweite Bild durchgezeichnet
- die Zeichnungen auf dem
Kopierer in 4 verschiedene Groessen vergroessert
- aus den Vergroesserungen
der Zeichnungen die zum Gummidruck passenden Innenflaechen auf Transparentfolie
herausgezeichnet
- in die Innenflaechen auf
dem Kopierer die Latexbilder fortlaufend einkopiert
- die gezogenen Bilder
ausgeschnitten und in die Collagen eingeklebt
- jede Collage dreimal auf
16mm-Film aufgenommen
- 490 Grafiken = 1470
Filmkader ca. 1 min
- das Gesamte wiederum als
Schleife zusammengestellt
Dromomania
video art magazin
productions
Die Rolle der Frau
Aurora Experimentalraum
o. T.
Der Videopionier /
Sechs Geschichten zur
Stadtteilsanierung
"Der Dornenauszieher"
2. Herr Hoehne aus dem
Zille-Kietz
3. Gerd Conradt als
"Traeumer in der Kamera"
4. Prof. H.-W. Haemer im
Buero der "Neuen Heimat"
5. H.-W. Haemer: Der Planer
sieht die Dinge aus der Vogelperspektive
6. -
7. Demonstrationsueberwachung durch Polizeifotografen 1.5.1980
8. Achim Smit, Abgeordneter
der Alternativen Liste im Rathaus Charlottenburg
9. "Vaterpolitik"
ins Rathaus
10.-
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Des Kuenstlers Hirn
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Herakles Konzept: Krieg der
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Der Herzschlag des Anubis
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Narzissmus in den Medien am Beispiel Fernsehen
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